Historisch betrachtet waren die Beziehungen zwischen Indien und Israel bis auf wenige Ausnahmen immer gut. Im Januar 1992 nahm der damalige indische Premierminister P. V. Narsimha Rao uneingeschränkte diplomatische Beziehungen zum jüdischen Staat auf. Seither wurden die wirtschaftlichen, technologischen, militärischen und diplomatischen Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Jerusalem von Jahr zu Jahr enger.
In den vergangenen Jahren hat Jerusalem fortschrittliche militärische Ausrüstung an Neu-Delhi geliefert. Der jüngste Israel-Besuch von Premierminister Narendra Modi (vom 4. bis 6. Juli) war der erste eines indischen Premiers im jüdischen Staat. Nach dem Treffen zwischen Modi und seinem israelischen Amtskollegen Benjamin Netanyahu unterzeichneten Indien und Israel sieben Vereinbarungen in den Bereichen Wassernutzung, Landwirtschaft und Weltraumfahrt, darunter ein gemeinsamer Fond in Höhe von 40 Millionen Dollar für Forschung und Entwicklung im Innovationsbereich. Netanyahu und Modi stuften ausserdem die derzeitigen bilateralen Beziehungen zu einer "strategischen Partnerschaft" hoch und waren sich darin einig, dass "scharfe Massnahmen gegen Terroristen, Terrororganisation, deren Netzwerke und alle anderen ergriffen werden müssen, die Terrorismus fördern, unterstützen und finanzieren oder Terroristen und Terrororganisationen Zuflucht bieten." Netanyahu erklärte, man könne die aktuellen indisch-israelischen Beziehungen als "I2 + T2" bezeichnen – sprich: "Indisches Talent und Israelische Technologie".
Modi traft sich mit den Geschäftsführern verschiedener Unternehmen, wobei es zur Unterzeichnung von Verträgen in Höhe von rund 4,3 Milliarden US-Dollar zwischen den beteiligten Unternehmen kam. Ziel des Forums ist es, den bilateralen Handel in den nächsten fünf Jahren von derzeit 4–5 Milliarden auf 20 Milliarden US-Dollar zu steigern. Israelische High-Tech-Unternehmen produzieren wasserlose Roboterreiniger für Solarmodule und tragbare Entsalzungsanlagen, die dazu beitragen könnten, Indiens Wasser- und Energiekrisen zu lösen.
(Foto: Kobi Gideon, Israel GPO) |
Indische und israelische Unternehmen trafen weiterhin Vereinbarungen zur gemeinsamen Angebotsabgabe für staatliche Verteidigungsverträge des indischen Militärs und zum lokalen Bau der Systeme unter der Bezeichnung "Made in India". Darüber hinaus vereinbarten Indien und Israel, ihre Luftverbindungen auszubauen. Air India soll demnach erstmals Flüge nach Tel Aviv durchführen.
Beide Nationen sehen sich mehreren gemeinsamen Bedrohungen gegenüber, u. a. jener durch den radikalen islamistischen Terrorismus. Beide Nationen waren mit grösseren konventionellen Kriegen mit ihren Nachbarn konfrontiert und erleben auch nach wie vor weiterhin Konflikte niedriger Intensität. Ausserdem sehen sich beide Nationen der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen – sowohl vorhandener als auch potentieller – in den Händen ihrer Rivalen gegenüber.
Israel war im Kampf gegen alle Bedrohungen für die Sicherheit Indiens stets ein bewährter Verbündeter. New-Delhi muss hinsichtlich der Sicherheit Jerusalems ebenfalls sensibel reagieren. Die Existenz des jüdischen Staats steht seit langem unter der Bedrohung radikaler islamistischer Kräfte in der Region. Die Drohungen des Iran, den jüdischen Staat zu vernichten, dürfen angesichts dessen wachsenden Nuklearpotentials nicht übersehen werden.
Der bekannte indische Parlamentarier Subramanian Swamyschlägt zu Recht vor:
"Es ist an der Zeit, Länder zu vereinigen, um gegen die Feinde Israels zu kämpfen ... Israel muss nie fürchten, dass es mit sieben oder acht Millionen Menschen alleine gegen 150 Millionen Araber dasteht. Sie haben die Rückendeckung von 1,2 Milliarden Indern."
New-Delhi sollte über einen Militärpakt verfügen, der jeden Angriff einer dritten Nation oder Gruppierung als Angriff auf beide Staaten betrachtet.
New Delhi muss ausserdem seine Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen. Alle Botschaften befinden sich in der Hauptstadt des jeweiligen Staates. Jerusalem ist die Hauptstadt Israels. Man stellt sich die Frage, warum Premierminister Modi in einem Interview vor Kurzem sagte: "Wir werden eine Entscheidung zu diesem Thema [Sitz der Botschaft] treffen, wenn beide Seiten [Israel und die Palästinenser] zu einer Einigung hinsichtlich Jerusalems gelangt sind." Indien sollte seine Botschaft in West-Jerusalem etablieren, das kein "besetztes Territorium" ist.
Modis Position hinsichtlich Jerusalem kommt der heute vor Ort herrschenden Realität bereits recht nahe. Er ist für die "Realisierung eines souveränen, unabhängigen, vereinten und zukunftsfähigen Palästina, das in Frieden Seite an Seite mit Israel lebt." Modi nennt jedoch Ost-Jerusalem nicht als die Hauptstadt eines zukünftigen palästinensischen Staates. Während des Indien-Besuchs des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, im Mai in Neu-Delhi drückte er zwar seine Unterstützung für einen palästinensischen Staat aus, erwähnte jedoch Jerusalem in keiner Weise. Modi scheint sich bewusst zu sein, dass die religiösen, historischen und archäologischen Ansprüche Israels auf den Ostteil Jerusalems durchaus Beachtung verdienen.
Die Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Jerusalem haben einen neuen Höhepunkt erreicht und versprechen in der Zukunft noch darüber hinaus zu gehen.
Jagdish N. Singh ist ein Journalist in Neu-Delhi.