Ein Ziel der Verstöße gegen Christen durch die islamischen Kräfte des Iran scheint es zu sein, die gesamte christliche Gemeinschaft, deren Vorfahren seit Jahrtausenden in diesem Land leben, zu bedrohen und einzuschüchtern und sie dazu zu bringen, aus Angst vor Gefangenschaft, Folter und Tod zu flüchten. Abgebildet: Kirche der heiligen Maria in Khuygan-e Olya, Provinz Isfahan, Iran. (Bildquelle: Arteen Arakel Lalabekyan/Wikimedia Commons) |
Die Christenverfolgung ist im Iran im Jahr 2018 auf ein neues Niveau angestiegen, wie ein ausführlicher Bericht von Open Doors, Middle East Concern, Article 18 und Christian Solidarity Worldwide zeigt.
"Ende 2018 gab es eine beispiellose Welle von Razzien auf private Hausversammlungen, die zu einer großen Zahl von Verhaftungen führte. Viele Christen erhielten Gefängnisstrafen oder ihre Verurteilungen wurden vom Berufungsgericht bestätigt", notierte der Bericht.
Trotz dieses schreienden Missbrauchs und der massiven Steigerung von Übergriffen und Angriffen gegen Christen bezeichnet die internationale Gemeinschaft die von Präsident Hassan Rouhani geführte iranische Regierung weiterhin als "gemäßigt".
Rätselhaft ist, dass die iranischen Behörden zwar damit prahlen, dass Christen und andere religiöse Minderheiten unter dem Islam fair behandelt würden, zielt das iranische Regime in der Tat zunehmend auf Christen ab, nur weil sie es wagen, friedlich ihren Glauben auszuüben.
Obwohl diese Taten oft dokumentiert werden, stimmen ihre Behauptungen nicht mit der ständig zunehmenden Zahl von Verhaftungen und Strafen überein, die von Personen erlitten werden, die eine andere Religion als den Islam ausüben. So wurden in letzter Zeit beispielsweise in einer einzigen Woche mehr als 100 Christen verhaftet. Im November und Dezember 2018 gab es auch eine beispiellose "Welle von Verhaftungen in den Städten Ahvaz, Chalus, Damawand, Hamedan, Hashtgerd, Karaj, Mashhad, Rasht, Shahinshahr und Teheran. Allein in einer Woche sollen einhundertvierzehn Christen verhaftet worden sein."
Zwei der Staatsorgane der Islamischen Republik scheinen für das Initiieren dieser Übergriffe gegen Christen verantwortlich zu sein. Das Ministerium für Nachrichtenwesen und seine angeschlossenen Agenten führen eine ausgefeilte Überwachung der christlichen Gemeinschaften durch, und deren Aktionen werden während ihres gesamten täglichen Lebens dokumentiert und aufgezeichnet. Die Informationen werden dann an das Islamische Revolutionsgardenkorps (IRGC) weitergeleitet, einen Sicherheitsdienst, der sich in eine Terrorgruppe verwandelt hat. Wie der Guardian berichtet:
"Mohsen Sazegara war Gründungsmitglied von Khomenis Sepah [IRGC], ist aber heute ein im Exil lebender Dissident und ein unverblümter Kritiker der Organisation, die er mit aufgebaut hat. 'Wir schufen eine Volksarmee, um das Land zu verteidigen und auch in Notfällen zu helfen, doch sie wurde zu einem Monster.'"
Aufgrund der Informationen, die sie erhalten, führen die Revolutionsgarden Razzien in der gesamten christlichen Gemeinschaft durch und verhaften die Bürger. Die Übergriffe hören nicht mit der Überwachung und Verhaftung auf; diesen unschuldigen Bürgern wird dann ein faires und ordnungsgemäßes Verfahren oder der Zugang zu ihrem eigenen Anwalt verweigert. Um ein Geständnis zu erzwingen, greifen die Verhörenden auf Gewalt zurück und, laut Open Doors, auf Einzelhaft und eine Reihe von physischen und psychologischen Foltertechniken zurück:
"Gefangene werden oft physisch und psychisch gefoltert. Sie werden fast täglich verhört, einschließlich lang andauernder Prügelungen, und gezwungen, perverse Verfolgungsakte zu ertragen. Während er im Gefängnis war, erzählte der Kirchenlehrer und ehemalige Gefangene Morad, wie die Wachen ihm Tee brachten, ihm aber nicht erlaubten, auf die Toilette zu gehen. Ex-Häftlinge berichten von Schlafentzug und Drohungen, Familienmitgliedern Schaden zuzufügen - sowie von Druck, ihrem Glauben abzuschwören."
Das IRGC beschränkt sich nicht auf Einzelpersonen. Es hat wiederholt ganze Kirchen überfallen, geschlossen oder das Eigentum der Christen beschlagnahmt. Als Folge dieser verrückten Quälerei haben immer mehr Christen darauf zurückgegriffen, ihren Glauben privat in ihren Häusern auszuüben, eine Praxis, die als Abhalten von "Hauskirchen" bekannt ist. Doch selbst wenn man zu Hause ist, gibt es keine Sicherheit: Das IRCG verstärkt weiterhin ihr Durchgreifen gegen jede christliche Religionsausübung.
Die Behörden des Regimes fabrizieren dann in der Regel erfundene Anklagen gegen Christen, wie z.B. "Gefährdung der nationalen Sicherheit" des Landes. Shamiram Issavi Khabizeh, die Frau von Pfarrer Victor Bet Tamraz, wurde beispielsweise wegen "Mitgliedschaft in einer Gruppe mit dem Ziel, die nationale Sicherheit zu stören" zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das Scharia-Gericht hat ihre Strafe für "das Versammeln und Absprechen zur Begehung von Verbrechen gegen die nationale Sicherheit" um weitere fünf Jahre im Gefängnis verlängert. Ihr einziger Beweis für diese Anklage war, dass sie bei der Ausübung ihrer Religion erwischt wurde. Wie kann das Lesen eines Evangeliums im eigenen Haus eine so große Bedrohung für die nationale Sicherheit des Landes sein?
Ein Ziel dieser Art von Menschenrechtsverletzungen durch die islamischen Kräfte des Iran scheint es zu sein, die gesamte christliche Gemeinschaft, deren Vorfahren seit Jahrtausenden in diesem Land leben, zu bedrohen und einzuschüchtern und sie dazu zu bringen, aus Angst vor Gefangenschaft, Folter und Tod zu flüchten. Die Strategie der Revolutionsgarden scheint darin zu bestehen, weiter Druck auf die christliche Gemeinschaft auszuüben, die Zahl der im Iran lebenden Christen zu verringern, so dass der Anteil der Muslime steigen kann und die Mehrheit dadurch ein noch größeres Maß an Kontrolle erhält.
Ein weiteres Ziel scheint es zu sein, das Praktizieren des Christentums ins Verborgene zu treiben. Ihre Misshandlung sorgt dafür, dass Christen nicht nur nervös und verängstigt sind, sondern hindert sie auch daran, ihr Evangelium in der Öffentlichkeit zu verbreiten und andere in ihren Glauben aufzunehmen. Die iranische Regierung betrachtet Christen, die im Land bleiben, als Außenseiter, also behandelt sie sie als solche.
Nach dem Völkerrecht ist die iranische Regierung verpflichtet, die Religionsfreiheit zu achten. Doch wie lange wird die internationale Gemeinschaft noch schweigen, während im Iran die Rechte der Christen auf einem beispiellosen Niveau verletzt werden?
Was braucht es, damit die endlos sich selbst leckenden Moralisten gegen diese Menschenrechtsverletzungen vorgehen, damit die Menschen eines Tages nicht ihr Evangelium verbergen oder ihr tägliches Leben in Angst vor schwerer Verfolgung leben müssen? Wenn sich die iranische Regierung weigert, Maßnahmen zum Schutz der Rechte und der Freiheit der Christen zu ergreifen, können diese unschuldigen Menschen nur um humanitäre Hilfe von der Gemeinschaft außerhalb ihrer Grenzen bitten, in der Hoffnung, dass sie eines Tages in einem Land leben können, in dem ihre Überzeugungen und Gebete kein Grund für Inhaftierung und Folter sind.
Dr. Majid Rafizadeh ist Geschäftsstratege und Berater, Harvard-gebildeter Wissenschaftler, Politikwissenschaftler, Vorstandsmitglied der Harvard International Review und Präsident des International American Council on the Middle East. Er ist Autor mehrerer Bücher über den Islam und die US-Außenpolitik. Er ist erreichbar unter Dr.Rafizadeh@Post.Harvard.Edu