Die Verurteilung von zwei Terroristen mit Verbindungen zu der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz, wirft ein neues Licht auf das wachsende Terrornetzwerk der Organisation in Europa. Die verurteilten Attentäter hatten 2012 in Bulgarien fünf israelischen Touristen ermordet. Abgebildet: Ein Lastwagen trägt den Bus, der beim Angriff auf israelische Touristen am 19. Juli 2012, dem Tag nach dem Bombenanschlag, auf dem Flughafen Burgas in Bulgarien beschädigt wurde. (Foto: Nikolay Doychinov/AFP/Getty Images) |
Die Verurteilung von zwei Terroristen mit Verbindungen zu der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz, wirft ein neues Licht auf das wachsende Terrornetzwerk der Organisation in Europa. Die verurteilten Attentäter hatten 2012 in Bulgarien fünf israelischen Touristen ermordet.
Das Urteil, welches Anfang dieser Woche von einem Sonderstrafgericht in der bulgarischen Hauptstadt Sofia bekannt gegeben wurde, bezieht sich auf einen Selbstmordanschlag auf einen Bus mit israelischen Touristen am 18. Juli 2012. Der Anschlag ereignete sich auf dem Flughafen des bulgarischen Schwarzmeer-Resorts Burgas, bei dem fünf Israelis sowie der Busfahrer getötet worden waren.
Die bulgarischen Ermittler identifizierten in der Folge zwei Hauptverdächtige in dem Fall, Meliad Farah, einen libanesisch-australischen Staatsbürger und Hassan El Hajj Hassan, einen libanesisch-kanadischen Staatsbürger, die den Anschlag im Namen der Hisbollah ausgeführt haben sollen. Obwohl die Hisbollah jede Beteiligung an den Morden stets bestritten hat, befand das Gericht die beiden Männer dennoch für schuldig an dem Angriff und verurteilte sie zu lebenslanger Haft ohne Bewährung.
Da der Aufenthaltsort der verurteilten Männer unbekannt ist, ist es unwahrscheinlich, dass sie ihre Strafe jemals verbüssen werden. Die von der bulgarischen Staatsanwaltschaft aufgedeckten Beweise, die auf eine Beteiligung der Hisbollah an dem Anschlag hindeuten, reichten jedoch aus, Vertreter der Europäischen Union davon zu überzeugen, den so genannten militärischen Flügel der Organisation auf die schwarze Liste der als terroristisch eingestuften Organisationen zu setzen.
Die Verurteilungen werfen darüber hinaus ein neues Licht auf das aufkeimende Terrornetzwerk der Hisbollah in Europa, das nach Ansicht von US-Regierungsbeamten Teil der Versuche des Iran ist, seine globalen Terrorkapazitäten zu erweitern.
In den ersten Jahren der Islamischen Revolution im Iran beschränkte das Regime seine terroristischen Aktivitäten hauptsächlich auf den Nahen Osten. Doch seit den 1990er Jahren hat Teheran sein globales Terrornetzwerk allmählich ausgeweitet. Das berüchtigtste Beispiel dafür ist der Bombenanschlag 1994 in Buenos Aires auf die Argentine Israelite Mutual Association (AMIA), bei dem 85 Menschen getötet und Hunderte verletzt wurden.
Das bedeutet, dass der Iran heute über ein globales Netzwerk verfügt, das von Lateinamerika, wo die Hisbollah der Beteiligung an lukrativen Drogenschmuggelaktivitäten beschuldigt wird, bis nach Afrika und Asien reicht.
Nun sind neue Beweise aufgetaucht, die darauf hindeuten, dass die Hisbollah mit Hilfe ihrer iranischen Unterstützer damit beschäftigt ist, ihr Terrornetzwerk im Herzen Europas auszuweiten.
Nach Angaben von Nathan Sales, dem Koordinator des US-Aussenministeriums für Terrorismusbekämpfung, hat die Hisbollah ihre Waffenlager in Europa kontinuierlich aufgestockt, um sich auf künftige Terrorakte vorzubereiten, die von Teheran angeordnet werden könnten.
Während eines Videoauftritts vor dem American Jewish Committee Anfang dieses Monats warnte Sales, dass jüngste Berichte des amerikanischen Geheimdienstes zeigen, dass die Hisbollah Waffenvorräte in Ländern in ganz Europa lagert. Dazu gehörten auch Lagerbestände von Ammoniumnitrat, dem gleichen Material, das für die verheerende Explosion im Hafen von Beirut im vergangenen Monat verantwortlich war.
Sales beschrieb die Aufrüstung der Hisbollah in Europa als eine "klare und gegenwärtige Gefahr für die USA" und ihre Verbündeten und sagte, dass US-Geheimdienstberichte zeigten, dass die Hisbollah Waffen über Belgien nach Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien und in die Schweiz verlegt habe, während "bedeutende" Ammoniumnitrat-Speicher in Frankreich, Griechenland und Italien entweder entdeckt oder zerstört worden seien.
"Wir haben Grund zu der Annahme, dass solche Aktivitäten immer noch im Gange sind", sagte Herr Sales. "Warum sollte die Hisbollah Ammoniumnitrat auf europäischem Boden lagern? Die Antwort ist klar. Sie kann grössere Terroranschläge durchführen, wann immer ihre Herren in Teheran dies für notwendig erachten."
Ein weiterer Beweis für die wachsende terroristische Präsenz der Hisbollah in Europa ist in Irland aufgetaucht, wo im vergangenen Monat zehn Mitglieder einer irischen Dissidentengruppe namens Neue IRA (NIRA) unter dem Vorwurf des Terrorismus verhaftet wurden, nachdem sie offenbar in der irischen Botschaft in Dublin mit Vertretern der Hisbollah zusammengetroffen waren.
Eine gemeinsame Undercover-Operation britischer und irischer Sicherheitsbeamter ergab, dass die Gruppe versuchte, in Iran hergestellte Waffen zu erwerben, um sie gegen die britischen Sicherheitskräfte einzusetzen.
Unter den zehn Personen, die wegen verschiedener terroristischer Straftaten angeklagt sind, befindet sich auch ein palästinensischer Aktivist, Dr Issam Hijjawi Bassalat, der nach Irland reiste, um Vorträge über die palästinensischen Gebiete zu halten.
Zwei NIRA-Anhänger, die während der Operation verhaftet wurden, sollen an einer Gedenkveranstaltung in der iranischen Botschaft in Dublin teilgenommen haben, die nach dem Tod von Qassem Soleimani, dem iranischen terroristischen Drahtzieher, der im Januar durch einen US-Drohnenangriff getötet wurde, abgehalten wurde.
In einer Zeit, in der die Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen wegen des umstrittenen iranischen Nuklearprogramms in Teheran zunehmen, sollte die Ausweitung der Terroroperationen der Hisbollah in Europa sicherlich Anlass zu grosser Sorge geben. Schliesslich greift der Iran seit langem auf den Terrorismus zurück, um Druck auf seine Gegner auszuüben, und Europa ist ein offensichtliches Ziel künftiger iranischer Terroranschläge.
Con Coughlin ist Redaktor für Sicherheits- und Aussenpolitik bei The Telegraph und Distinguished Senior Fellow am Gatestone Institute.