Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung einiger der wichtigsten Ereignisse, die etwas mit dem Islam oder mit ihm zusammenhängenden Themen zu tun haben, und die sich alle im Januar 2015 in Großbritannien zutrugen. Sie sind in drei Themenstränge unterteilt:
1. Islamischer Extremismus
2. Britischer Multikulturalismus
3. Muslimische Integration in die britische Gesellschaft.
1. Islamischer Extremismus
Am 7. Januar verteidigt der in Großbritannien geborene Islamist Anjem Choudary den dschihadistischen Terrorangriff auf das Büro der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo. In einem Kommentar, der von USA Today veröffentlicht wurde, schreibt er:
"Entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben bedeutet Islam nicht Frieden, sondern vielmehr die ausschließliche Unterwerfung unter Allahs Befehle. Darum glauben Muslime nicht an das Prinzip der Meinungsfreiheit, denn ihr Reden und Handeln wird von der göttlichen Offenbarung bestimmt und richtet sich nicht danach, was Menschen wünschen."
"In einer immer instabileren und unsichereren Welt sind die möglichen Konsequenzen einer Beleidigung des Propheten Mohammed allen Muslimen und Nichtmuslimen bekannt. Warum also hat die französische Regierung es der Zeitschrift Charlie Hebdo erlaubt, weiterhin Muslime zu provozieren, und somit die Unversehrtheit ihrer Bürger aufs Spiel gesetzt?"
In einem Interview, das er am 13. Januar dem libanesischen Fernsehsender Murr gibt, bemerkt Choudary, dass laut dem islamischen Scharia-Gesetz jeder, der den Propheten Mohammed beleidigt, mit dem Tode bestraft werden soll. Er fügt hinzu: "Möge Allah [die Angreifer] ins Paradies aufnehmen."
Auch der muslimische Kleriker Mizanur Rahman aus Palmers Green im Norden Londons verteidigt die dschihadistischen Angriffe in Paris und erklärt am 9. Januar: "Großbritannien ist der Feind des Islam." In einer Rede vor Zuhörern in London – die über einen Livestream übertragene Rede wird zudem von Tausenden Anhängern im Internet verfolgt – sagt Rahman, die Karikaturisten bei Charlie Hebdo seien der "Beleidigung des Islam" schuldig und hätten deshalb "nichts anderes erwarten können". Er ergänzt:
"Das, was in Frankreich passiert, ist ganz klar ein Krieg. Diese Karikaturen sind Teil des Kriegs, Teil einer psychologischen Kriegsführung. Eine solche Haltung ist untragbar. Man weiß, was passiert, wenn man Mohammed beleidigt."
Rahman (der auch als Abu Baraa firmiert) war gerade auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem er und Anjem Choudary im September 2014 wegen des Verdachts von terroristischen Straftaten verhaftet worden waren. Beide Männer streiten jeglichen Gesetzesbruch ab, gegen sie wurde keine Anklage erhoben.
Wie der Guardian am 17. Januar berichtet, hat ein harter Kern von etwa 30 britischen Frauen, die nach Syrien gereist sind, um sich dort dem Islamischen Staat anzuschließen, versucht, Frauen in Großbritannien dazu anzustiften, dort Terroranschläge auszuführen. Laut dem Bericht priesen sie unverhohlen den Anschlag auf Charlie Hebdo und forderten mehr Blutvergießen, darunter das Köpfen von westlichen Bürgern.
Der Bericht zitiert ein 16 Jahre altes Mädchen aus Manchester, das die Morde auf Twitter feierte, und eine zweite Britin, die die Taten mit den Worten begrüßte:
"Möge Allah den beiden Mudschaheddin in Frankreich das höchste Jannah [Paradies] geben und möge Allah ihnen helfen, so viele kafir [abfälliger Begriff für Nichtmuslime] zu töten, wie sie können #ParisShooting Ameen."
Am 16. Januar erscheint ein Foto eines Islamisten aus Luton, wie er gerade in Syrien mit einer AK-47 herumfuchtelt. Abu Rahin Aziz, 32, hatte sich einer 36-wöchigen Gefängnisstrafe, die er hätte antreten müssen, weil er im Londoner West End einen Fußballfan niedergestochen hatte, durch Flucht entzogen. Seit einiger Zeit ruft er über Twitter dazu auf, sich ihm anzuschließen und sich die jüngsten Angriffe in Paris zum Vorbild zu nehmen. In einem Tweet schrieb Aziz, der sich auch Abu Abdullah al-Britani nennt:
"Überlege immer noch, was ich mit meinem #british passport machen soll, könnte ihn verbrennen, das Klo runterspülen. Ich finde, er ist es nicht mal wert, dass man drauf spuckt."
In der Zwischenzeit berichtet The Telegraph, dass ein verurteilter Al-Qaeda-Terrorist mit engen Verbindungen zum Massaker in Paris nicht aus Großbritannien abgeschoben werden kann, weil dies sein Recht verletze, ein Familienleben zu führen. Baghdad Meziane, ein 49 Jahre alter Britisch-Algerier, der im Jahr 2003 zu elf Jahren Gefängnis verurteilt worden war, weil er ein Terrornetzwerk betrieb, welches Dschihadisten rekrutierte und Geld für Al-Qaeda sammelte, wurde fünf Jahre vor Ende seiner Haftzeit aus dem Gefängnis entlassen und durfte zum Haus seiner Familie nach Leicester zurückkehren.
Seither hat Meziane alle Abschiebungsversuche des Innenministeriums erfolgreich abgewehrt, obwohl die Regierung immer wieder bekräftigt, dass er "eine Gefahr für das Vereinigte Königreich" darstelle. Wie The Telegraph weiter schreibt, mussten die britischen Steuerzahler für den Fall Meziane bislang schon Zehntausende Pfund an Gerichtskosten berappen.
Meziane war ein enger Vertrauter von Djamel Beghal, einem in London ansässigen Stellvertreter des Hasspredigers Abu Hamza, dessen Lehren wohl die Inspiration für die Terrorangriffe von Paris waren. Beghal war der Mentor von mindestens zweien der mutmaßlichen Todesschützen — Amedy Coulibaly and Chérif Kouachi —, während diese gemeinsam im Gefängnis saßen. Meziane und Beghal wohnten nah bei einander in Leicester, und einmal versorgte Meziane Beghal mit einem gefälschten Reisepass, der es ihm erlaubte, in ein Trainingslager von Al-Qaeda in Afghanistan zu reisen.
Am 9. Januar berichtet The Telegraph, dass Beghals Ehefrau als Sozialhilfeempfängerin in Großbritannien lebt. Sylvie Beghal, eine Französin, wohnt mietfrei in einem Vier-Zimmer-Haus in Leicester, seitdem sie mit ihren Kindern nach Großbritannien gekommen ist auf der Suche nach einer "islamischeren Umgebung" (denn Frankreich ist in ihren Augen zu anti-muslimisch).
Am 22. Januar warnt der britische Außenminister Philip Hammond, Großbritannien sei einem "sehr beträchtlichen" Risiko eines Angriffs des Islamischen Staats ausgesetzt.
Am 25. Januar sagt Natalie Bennett, Führerin der Partei der Grünen, in der BBC-Sendung "Politik am Sonntag", jemandem, der in Großbritannien lebt, dürfe es nicht verboten sein, sich dem Islamischen Staat anzuschließen. Anlass ihres Kommentars war ein Beschluss der britischen Regierung von Juni 2014, wonach die Mitgliedschaft im Islamischen Staat eine Straftat darstellt. Bennett:
"Dies ist Teil einer Politik, die, glaube ich, noch aus der Zeit des ANC [African National Congress] und der Apartheid in Südafrika herrührt ... Wir wollen sicherstellen, dass niemand für seine Meinung oder seine Überzeugungen bestraft wird."
Am 20. Januar warnt der ehemalige Chef des Geheimdienstes MI6, Sir John Sawers, die Briten, sie sollten nicht den Islam beleidigen, wenn sie keine islamischen Terrorangriffe in ihrem Land wollen:
"Wenn man Respektlosigkeit gegenüber den elementaren Werten anderer zeigt, dann provoziert man eine wütende Reaktion ... Wir im Westen müssen uns Zurückhaltung auferlegen."
Er fügt hinzu:
"Wenn mich jemand fragt, ob die Torhüter der Sicherheitsdienste und der Polizei jeden einzelnen Schuss aufs Tor abwehren können, sage ich: Nein. Irgendwann wird eine dieser Bedrohungen durchkommen, und es wird in diesem Land einen weiteren Terroranschlag geben."
Am 16. Januar schickt der Minister für Kommunen und lokale Selbstverwaltung, Eric Pickles, einen Brief an 1.000 Imame überall in Großbritannien, in dem er um ihre Hilfe im Kampf gegen Extremismus und Hassprediger bittet. Er bittet sie ferner darum, sie möchten doch den Muslimen erklären, wie der Islam kompatibel sei mit dem Leben als britischer Bürger. In dem Brief heißt es:
"Wir müssen unseren jungen Leuten, die zur Beute der Extremisten werden könnten, zeigen, dass diese ihnen nichts zu bieten haben. Wir müssen ihnen zeigen, das es andere Wege gibt, um Meinungsverschiedenheiten auszudrücken; dass ihr Recht dies zu tun, von eben jenen Freiheiten abhängt, die die Extremisten zerstören wollen. Wir müssen ihnen die Vielzahl von verurteilenden Äußerungen vonseiten der britischen Muslime zeigen; ihnen zeigen, dass diese Männer des Hasses keinen Platz in unseren Moscheen oder an irgendeinem anderen Ort der Andacht haben, und dass sie nicht im Namen der Muslime Großbritanniens oder irgendwo sonst auf der Welt sprechen."
"Sie, als Führer des Glaubens, sind in unserer Gesellschaft in einer einzigartigen Position. Sie haben eine wertvolle Gelegenheit und eine wichtige Verantwortung: Indem Sie erklären, inwiefern der islamische Glaube Teil der britischen Identität sein kann. Wir glauben, dass wir gemeinsam die Chance haben, den wahren Charakter des britischen Islam unserer Zeit herauszustellen. Jetzt sind wir gefordert, noch klarer als je zuvor darzulegen, was es heutzutage bedeutet, ein britischer Muslim zu sein: stolz auf seinen Glauben und auf sein Land. Wir wissen, dass extremistische Handlungen nicht repräsentativ sind für den Islam; aber wir müssen zeigen, was statt dessen repräsentativ ist."
Muslimische Gruppen antworteten, indem sie die britische Regierung beschuldigten, "Islamophobie" zu schüren.
In einer wütenden Replik schreibt der Chef der Ramadhan Foundation, Mohammed Shafiq:
"Ich möchte mein Missfallen über den Brief des Ministers für Kommunen und lokale Selbstverwaltung, des Abgeordneten Eric Pickles, ausdrücken. Der Brief ist paternalistisch, faktisch unwahr und typisch dafür, wie die Regierung Muslime nur durch die Brille des Terrorismus und der Sicherheit betrachtet."
"Wir haben es nicht nötig, von einer Regierung bevormundet zu werden, die behauptet, sie wolle jungen Muslimen eine Alternative zum extremistischen Narrativ bieten, und sich dann weigert, über die Außenpolitik zu diskutieren."
"Was die britischen Werte betrifft: Will Mr. Pickles tatsächlich, wie es die radikale Rechte tut, andeuten, dass die Muslime von der Mehrheitsgesellschaft abgekoppelt seien? Ich hoffe, dass der Minister seine Kommentare klarstellen wird."
In einem Interview mit Sky News sagt Talha Ahmad vom Muslim Council of Britain (MCB):
"Der Brief zeigt alle Anzeichen eines stark getrübten Urteilsvermögens und füttert den islamophoben Narrativ, der einer von ,wir' und ,sie' ist."
In einer Antwort an Pickles schreibt der MCB:
"Wir widersprechen der Implikation, dass Extremismus in Moscheen zu finden ist und dass Muslime nicht genug getan hätten, um den Terrorismus anzugehen, der in unserem Namen verübt wurde."
"Darum haben wir über die Medien geantwortet, dass Sie zu einem gewissen Grad die Auffassung teilen, wonach die Muslime und der Islam von Natur aus von der britischen Gesellschaft getrennt seien. Wir weisen solche Vorstellungen zurück."
"Wir weisen ferner die Andeutung zurück, dass Muslime besondere Anstrengungen zu leisten hätten, um ihre Loyalität zu diesem unserem Land zu beweisen."
Der Präsident des Moscheenrats der Stadt Bradford, Mohammed Rafiq Sehgal, sagt, der Brief sei "aus einer Reihe von Gründen höchst anstößig" und dass er "die muslimische Gemeinde beschuldigt und ins Visier nimmt". Er fügt hinzu:
"Wir fordern Mr. Pickles auf, sich öffentlich bei der muslimischen Gemeinde dafür zu entschuldigen, dass er diesen friedlichen Teil der britischen Gesellschaft in Misskredit gebracht hat. Muslime zu beschuldigen, mag Mr. Pickles und seiner Partei Unterstützung von Wählern der Rechten einbringen, aber es trägt nicht dazu bei, gute Beziehungen der verschiedenen Teile der Gesellschaft zu fördern."
Ministerpräsident David Cameron verteidigt den Brief:
"Offen gesagt finde ich, dass jeder, der den Brief liest und ein Problem mit ihm hat, wirklich ein Problem hat. Ich finde, es ist der vernünftigste, gescheiteste, moderateste Brief, den Eric hätte schreiben können."
"Und offen gesagt hat jeder von uns die Verantwortung, zu versuchen, dieser Radikalisierung etwas entgegenzusetzen und sicherzustellen, dass wir junge Leute davon abhalten, in diesen giftigen, fanatischen Todeskult hineingezogen zu werden, den eine sehr kleine Minderheit von Leuten geschaffen hat."
2. Britischer Multikulturalismus
Am 29. Januar fördert eine neue Recherche von Sky News über die Serie des Missbrauchs von Kindern in Rotherham, einer großen Stadt in Südyorkshire, zutage, dass weiterhin Hunderte neuer Fälle auftauchen. Im August 2014 hatte der sogenannte Alexis-Jay-Bericht entdeckt, dass zwischen 1997 und 2013 mindestens 1.400 Kinder sexuell missbraucht worden sind, größtenteils von muslimischen Gangs, und dass sowohl die Kommunalverwaltung in Rotherham als auch die Polizei in Südyorkshire es versäumt hatten, sich dem Problem anzunehmen, weil sie die politisch korrekte Sorge hatten, als "Rassisten" oder "Islamophobe" gebrandmarkt zu werden.
Sky News berichtet, dass den Behörden Hunderte weitere Fälle bekannt seien, die nicht im Jay-Bericht aufgeführt wurden, und dass zudem in den vergangenen Monaten Hunderte weitere Fälle entdeckt worden seien. Ein Opfer sagt Sky News: "[Der sexuelle Missbrauch] geht immer noch weiter, und jetzt vielleicht sogar noch schlimmer, weil sie das besser verstecken müssen."
Am 26. Januar wird bekannt, dass Krankenhäuser in ganz Großbritannien es jeden Tag mit mindestens 15 neuen Fällen von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) zu tun haben, und dass das Problem in Birmingham besonders gravierend ist. Ärzte im städtischen Heartlands-Krankenhaus enthüllten, dass pro Woche sechs Patientinnen zu ihnen kämen, die der Prozedur unterzogen wurden, und dass sie es in den letzten fünf Jahren mit mindestens 1.500 Fällen zu tun gehabt hätten. Obwohl FGM in Großbritannien seit 1984 verboten ist, hat es noch nie eine Verurteilung gegeben.
Am 25. Januar äußert Tarek Kafala, Chef der arabischsprachigen Abteilung der BBC, der Begriff "Terrorist" sei zu "aufgeladen", als dass man ihn dazu verwenden könne, die Taten der Männer zu beschreiben, die 12 Mitarbeiter des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo töteten.
In einem Interview mit The Independent sagt Kafala:
"Wir versuchen es zu vermeiden, irgendjemanden als ,Terroristen' zu bezeichnen oder eine Tat ,terroristisch' zu nennen. Statt dessen sagen wir, dass ,zwei Männer bei einem Angriff auf das Büro einer Satirezeitschrift 12 Menschen töteten.' Das reicht, wir wissen, was das bedeutet und was es ist."
"Terrorismus ist so ein aufgeladenes Wort. Die UNO müht sich seit mehr als einem Jahrzehnt, den Begriff zu definieren und schafft es nicht. Das ist sehr schwierig. Wir wissen, was politische Gewalt ist, Mord, Bombenanschläge oder ein Amoklauf, und wir beschreiben das. Das ist viel informativer, glauben wir, als wenn wir ein Wort wie ,Terrorist' benutzen würden, das die Leute als wertend betrachten."
Kafalas Stellungnahme liegt in Einklang mit den redaktionellen BBC-Richtlinien zur Berichterstattung über Terrorismus. Dort heißt es:
"[Die BBC] untersagt nicht den Gebrauch des Worts. Wir verlangen jedoch, dass sein Gebrauch seitens einer Stimme der BBC gründlich bedacht wird. Es gibt Wege, den ganzen Schrecken und die menschliche Tragweite von Akten des Terrors zu schildern, ohne das Wort ,Terrorist' zur Beschreibung der Täter zu verwenden."
"Das Werturteil, das dem Gebrauch der Wörter ,Terrorist' oder ,Terrororganisation' häufig zugrunde liegt, kann zu einer Inkonsistenz bei ihrem Gebrauch führen und bei den Zuhörern und Zuschauern Zweifel an unserer Neutralität wecken. Es kann darum besser sein, von einem mutmaßlichen Akt des Terrors oder des Terrorismus zu sprechen, als ein Individuum oder eine Gruppe so zu benennen."
Am 20. Januar reicht eine christliche Krankenschwester Klage gegen ihren Arbeitgeber ein; sie war vom Dienst suspendiert worden, weil sie für eine muslimische Kollegin gebetet hatte. Victoria Wasteney, 37, eine Ergotherapeutin im John Howard Center, einer psychiatrischen Klinik im Osten Londons, sagt, sie habe einer anderen Krankenschwester helfen wollen, die wegen andauernder gesundheitlicher Probleme und familiärer Angelegenheiten verzweifelt sei. Wasteney hatte ihrer Kollegin Enya Nawaz die Hand aufgelegt und gebetet: "Gott, ich vertraue darauf, dass Du Frieden und Heilung bringen wirst." Das Krankenhaus suspendierte Wasteney wegen "Belästigung und Mobbing".
Wasteney:
"Ich bin keine radikale Evangelikale. Ich bin nicht antimuslimisch. Ich glaube an die Redefreiheit, und ich habe immer geglaubt, dass wir sensibel gegenüber dem Glauben und den Gefühlen des anderen sein sollten."
"Es ist lächerlich, dass die Leute nun meinen, dass man über Religion oder den eigenen Glauben nicht mehr offen reden kann. Wollen wir an dem Punkt anlangen, wo Menschen sich nicht mehr trauen, ihre Kollegen und Freunde von der Arbeit zu Ereignissen wie der Taufe ihres Kindes oder einer Hochzeit einzuladen, aus Angst, sie zu beleidigen?"
Am 19. Januar wird bekannt, dass die – christliche – Freie Durham-Schule geschlossen wird, nachdem Inspektoren der Regierung zu dem Ergebnis gekommen sind, dass sie es versäume, den Schülern zum Verständnis "britischer Werte" zu verhelfen und sie "für das Leben im modernen Großbritannien vorzubereiten". In dem Bericht heißt es: "Einige Schüler hegen diskriminierende Ansichten über Menschen, die einen anderen Glauben, andere Werte und andere Ansichten haben als sie selbst."
Lehrer sagen, das Urteil sei in höchstem Maße unfair und basiere lediglich auf dem Kommentar eines einzigen Schülers, der die falsche Antwort gegeben habe, als er von den Inspektoren gefragt worden sei, was ein Muslim sei.
Seine Antwort enthielt offenbar eine Anspielung auf Terrorismus. Das christliche Ethos der Schule, so die Lehrer weiter, mache sie zu einem leichten Ziel für Beamte, die demonstrieren wollten, dass sie die von der Regierung ausgegebene Agenda der Vielfalt fördern.
Derweil warnt Oxford University Press (OUP) seine Autoren davor, in ihren Büchern Schweine oder Würste zu erwähnen, um Muslime nicht zu beleidigen. Das wurde während einer Podiumsdiskussion über Redefreiheit publik, die der Radiosender BBC 4 im Zuge der dschihadistischen Angriffe in Paris veranstaltete.
Moderator Jim Naughtie sagte:
"Ich habe hier einen Brief, der von OUP an Autoren geschickt wurde, die Bücher schreiben, die sich an ein jugendliches Publikum richten. Der von OUP autorisierte Text verbietet u.a. folgendes: Schweine, Würste und alles, was als Schweinefleisch wahrgenommen werden könnte."
Dazu bemerkt ein Sprecher von OUP:
"Unsere Materialien werden in fast 200 Ländern verkauft, darum halten wir einige Autoren von Unterrichtsmaterial dazu an, die kulturellen Unterschiede und Empfindlichkeiten mit Respekt zu betrachten."
3. Muslimische Integration
Am 14. Januar attackiert Zack Davies, 25, in einem Supermarkt der Tesco-Kette im nordwalisischen Mold einen 24 Jahre alten Sikh namens Sarandev Bhambra mit einer Machete. Bhambra wird schwer verletzt. Der Angriff wird von britischen Zeitungen anfänglich als "eine rassistisch motivierte Tat" eines Rechtsextremisten von "White Power" dargestellt.
Später wird bekannt, dass Zack Davies in Wahrheit ein muslimischer Konvertit ist und sich Zack Ali nennt. Am Morgen des Angriffs hatte Ali die Attacke auf seiner Facebookseite angekündigt: "Der Zorn Allahs wird über die kafir [Ungläubigen] kommen, ich werde Rache nehmen." Dazu postete er vier Verse aus dem Koran, die zur Gewalt gegen Nichtmuslime aufrufen.
Am 23. Januar befindet ein Geschworenengericht den 24 Jahre alten Fhaim Bhayat aus Thornhill Lees, einem Distrikt von Dewsbury, West-Yorkshire, für schuldig, einen Elfjährigen mehrfach sexuell missbraucht zu haben, zuerst im Wald, später in einer Moschee. Richter Neil Clark, der Bhayat zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt, sagt: "Sie haben diesen Jungen missbraucht, nachdem Sie ihm gedroht haben, niemandem etwas davon zu sagen, und die Übergriffe kamen nur deshalb ans Licht, weil sein Vater Sie in der Moschee allein mit ihm im Dunkeln entdeckt hat. Was Sie getan haben, hat schwere Folgen für einen unschuldigen Jungen dieses Alters."
Am 27. Januar verurteilt ein Richter am Staatsgericht Newcastle vier muslimische Jugendliche zu einer Haftstrafe im Jugendgefängnis. Sie hatten gestanden, einen 41-jährigen Juden im benachbarten Gateshead angegriffen zu haben. Balawal Sultan, 18, Kesa Malik, 19, Hassnain Aliamin, 18 – alle aus dem Ort Newcastle-upon-Tyne – und ein 17-jähriger bekannten sich für schuldig, einen rassistisch motivierten tätlichen Angriff verübt zu haben, und sagten, dieser sei durch den arabisch-israelischen Konflikt motiviert gewesen.
Am Vorabend des Angriffs hatte Sultan eine SMS verschickt, in der er schrieb, er gehe "Juden klatschen" und einen Freund fragte: "Kommst du mit nach Gateshead, ein paar Juden kaputtschlagen?" Später lauerte er mit den drei anderen hinter einem Lieferwagen dem Opfer auf und schlug zu, als sich der Mann auf dem Heimweg befand.
Staatsanwalt Bridie Smurthwaite sagt:
"Die Angeklagten sind extra in die Gegend von Gateshead gereist, wo es Angehörige der jüdischen Gemeinde gibt, in der bestimmten Absicht, einige von ihnen zu treffen ... Das Opfer wurde ausgewählt, weil es traditionelle jüdische Kleidung trug, einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und einen schwarzen Hut."
Richter Brian Forster sagt:
"Ich hoffe, dass dieser Fall ein klares Signal an jeden sendet, der versucht ist, sich in gleicher Weise zu benehmen. Die Gerichte werden unter keinen Umständen eine Situation dulden, in der Menschen wegen ihrer Rasse oder Religion angegriffen werden."
Ebenfalls im Januar erklärt ein radikaler Imam, der aus jener Moschee stammt, die auch die Mörder des Soldaten Lee Rigby besuchten, er werde die BBC verklagen, weil diese ihn als einen "Extremisten, der zu religiöser Gewalt ermuntert" bezeichnet hätte.
Grund der Klage, die Shakeel Begg, Chef des Islamischen Zentrums in Lewisham im Südosten Londons, erheben will, ist eine Äußerung des Moderators der Sendung "Politik am Sonntag", Andrew Neil. In einer Ausgabe, die bereits im November 2013 ausgestrahlt wurde, hatte Neil gesagt, der Imam habe den Dschihad als "die größte aller Taten" gepriesen.
Am 11. Januar veröffentlicht ein muslimischer Rechtsanwaltsanwärter der in London ansässigen Anwaltssozietät Clifford Chance auf YouTube ein 21-minütiges Video, in welchem er die Nichtmuslime für die dschihadistischen Angriffe von Paris verantwortlich macht. Aysh Chaudhry, 22, sagt darin:
"Brüder und Schwestern, wir wären nicht hier, wenn nicht die kafir [Nichtmuslime] in unser Land gekommen, unsere Leute getötet und vergewaltigt und unsere Bodenschätze geplündert hätten ... Dies, Brüder und Schwestern, müssen wir verstehen. Wir müssen uns von dem rechtfertigenden Ton verabschieden und Vertrauen in den Islam haben, anderenfalls werden wir Sklaven sein."
"Wir müssen die Brille der westlichen Kultur absetzen, durch die wir blicken, und auf die Angriffe auf den Islam so antworten, wie es in unseren Augen richtig ist. Hört auf, die Freiheit auf ein Podest zu heben. Sie ist ein Wert, der aus dem säkularen, liberalen Glauben stammt. Wir brauchen die Werte einer bankrotten Ideologie nicht."
"Wir werden berauscht von der Kultur der kafir und ihren Überzeugungen und klammern uns an sie. Ihr wisst jetzt, zu wem ihr gehört, wenn ihr einer von denen seid, die sagen: ,Ich würde dafür sterben, deine Freiheit zu schützen und glaube an die Redefreiheit'."
Ein Unternehmenssprecher von Clifford Chance, einer der renommiertesten Anwaltskanzleien der Welt, sagt dazu:
"Das Unternehmen ist einer inklusiven Kultur verpflichtet, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Überzeugungen effizient zusammenarbeiten und selbstbewusst ihr Potenzial entfalten."
Zum Schluss noch das: Am 29. Januar startet die Polizei in Bradford eine Fahndung nach einem unbekannten weißen Mann, der im Bus abfällige Kommentare über den Islam gemurmelt haben soll. Der Vorfall, der von der Polizei als ein Verstoß gegen die öffentliche Ordnung gewertet wird, soll sich am 8. Januar zwischen 22.00 Uhr und 22.20 Uhr im Bus der Linie 576 zwischen Halifax und Bradford zugetragen haben. Der Mann trug eine schwarze Wollmütze und eine schwarze Jacke, die möglicherweise auch etwas rot war.
Soeren Kern ist ein Senior Fellow des New Yorker Gatestone Institute und Senior Fellow for European Politics der in Madrid ansässigen Grupo de Estudios Estratégicos / Strategic Studies Group. Besuchen Sie ihn auf Facebook und folgen ihm auf Twitter.