Jedes Mal, wenn ein abscheulicher Terrorangriff unschuldige Opfer trifft, klagen wir und geloben, die Sicherheitsmassnahmen zu verschärfen und weitere Vorbeugemassnahmen zu ergreifen. Aber wir erkennen nicht, welch wichtige Rolle Freunde und Verbündete im Bestärken, Motivieren und Anstiften zu Terrorismus spielen.
Wenn wir eine Chance haben wollen, Terrorismus einzudämmen, müssen wir das Übel bei der Wurzel packen. Es sind nicht Armut, Benachteiligung, Verzweiflung oder einer der anderen missbrauchten Gründe, die Terrorismus als Akt der Verzweiflung erklären, wenn nicht sogar rechtfertigen sollen. Alles andere als das. Viele Terroristen, wie etwa die an 9/11 Beteiligten, waren gebildet, wohlhabend, mobil und sogar erfolgreich. Sie trafen eine rationale Kosten-Nutzen-Entscheidung zur Ermordung unschuldiger Zivilisten aus einem einzigen Grund: Sie glauben, dass Terrorismus wirkt.
Tragischerweise haben sie Recht. Die internationale Gemeinschaft hat Terrorismus belohnt, während sie gleichzeitig diejenigen bestraft, die ihn mit vernünftigen Mitteln zu bekämpfen suchen. Alles begann mit einer Entscheidung Jassir Arafats und anderer palästinensischer Terrorgruppen, die Taktik des Terrorismus als vorrangiges Mittel dafür einzusetzen, die Sache der Palästinenser in den Mittelpunkt des Weltinteresses zu rücken. Was Verdienste und Verfehlungen bei der Sache der Palästinenser angeht, ist dieser Status unverdient. Die Behandlung der Tibeter durch China, der Kurden durch einen Grossteil der arabischen Welt und der Menschen in Tschetschenien durch Russland war mindestens genauso schlimm. Deren Reaktion auf die Missstände wurde jedoch von der internationalen Gemeinschaft und den Medien grösstenteils ignoriert, weil sie Lösungen in gesetzlichem Rahmen und eben nicht über Terrorismus suchten.
Die Situation der Palästinenser ist eine andere. Die Entführung von Flugzeugen, die Ermordung von Olympiasportlern in München, die Tötung von israelischen Kindern in Ma'alot und die vielen weiteren terroristischen Gräueltaten durch palästinensische Terroristen hat ihre Sache über alle anderen Anliegen der Menschenrechtsgemeinschaft erhoben. Obwohl die Palästinenser noch nicht über einen Staat verfügen – weil sie zwei Mal grosszügige Angebote zur Staatlichkeit abgelehnt haben – beherrscht ihre Sache immer noch die Vereinten Nationen und zahlreiche Menschenrechtsgruppen.
Andere unzufriedene Gruppen haben aus dem Erfolg des palästinensischen Terrorismus gelernt und den Einsatz dieser barbarischen Taktik nachgeahmt. Heute noch belohnt die Palästinensische Autonomiebehörde – obwohl sie behauptet, Terrorismus abzulehnen – die Familien von Selbstmordattentätern und andere Terroristen mit grossen Vergütungspaketen, die je nach Anzahl der unschuldigen Opfer immer umfangreicher werden. Wäre der Verursacher des Massakers von Manchester Palästinenser gewesen und hätte das Massaker in einem israelischen Saal stattgefunden, so hätte die Palästinensische Autonomiebehörde seiner Familie für die Ermordung so vieler Kinder ein kleines Vermögen gezahlt. Es gibt eine Bezeichnung für Menschen und Organisationen, die andere für die Ermordung unschuldiger Zivilisten bezahlen: man nennt das Beihilfe zum Mord. Würde die Mafia Kopfgelder für die Ermordung ihrer Gegner aussetzen, würde niemand mit denen, die ein solches Angebot machen, sympathisieren. Eine palästinensische Führung jedoch, die das Gleiche tut, wird in der ganzen Welt empfangen und geehrt.
Darüber hinaus glorifiziert die Palästinensische Autonomiebehörde Terroristen auch dadurch, dass sie Parks, Stadien, Strassen und andere öffentliche Orte nach den Massenmördern von Kindern benennt. Unser "Verbündeter" Katar finanziert die Hamas, die von den Vereinigten Staaten zu Recht zu einer Terrororganisation erklärt wurde. Unser Feind Iran finanziert, ermöglicht und fördert ebenfalls Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten, Israel und andere westliche Demokratien, ohne dass dem echte Konsequenzen folgen würden. Die Vereinten Nationen glorifizieren Terrorismus, indem sie Länder, die ihn unterstützen, in Positionen von Amt und Würden bringen und die Förderer des Terrorismus mit offenen Armen empfangen.
Auf der anderen Seite wird Israel, dessen Bemühungen zur Bekämpfung des Terrorismus mit vernünftigen und gesetzlichen Mitteln in der Welt führend sind, von der internationalen Gemeinschaft mehr als jedes andere Land angegriffen. Bei den Vereinten Nationen werden die Förderer des Terrorismus besser behandelt als dessen Gegner. Die Taktik des Boykotts und der Desinvestitionen (BDS) richtet sich nur gegen Israel und nicht gegen die vielen Nationen, die Terrorismus unterstützen.
So lange er Früchte trägt, wird der Terrorismus weiter bestehen. Für verschiedene Anliegen mag es unterschiedliche Früchte geben. Manchmal bringt er einfach nur Aufmerksamkeit. Manchmal ist er ein Mittel zur Rekrutierung. Manchmal, wie in vielen europäischen Ländern geschehen, führt er zu Zugeständnissen. Einige europäische Länder, die derzeit unter Terrorismus leiden, haben sogar bereits festgenommene palästinensische Terroristen freigelassen. Es waren unter anderem England, Frankreich, Italien und Deutschland, die palästinensische Terroristen in der Hoffnung freigelassen haben, dann von Angriffen im eigenen Land verschont zu bleiben. Die egoistische und unmoralische Taktik dieser Länder ist ins Auge gegangen: Dadurch sind sie nur noch interessantere Ziele für die mörderischen Terroristen geworden.
Aber ganz gleich, wie Terrorismus wirkt, die Tatsache, dass er wirkt, macht es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, seine bösartige Ausbreitung auf der ganzen Welt einzudämmen. Um seine Wirkung zu verhindern, muss die ganze Welt zusammenstehen und darf Terrorismus niemals belohnen, sondern muss immer diejenigen bestrafen, die ihn ermöglichen.
Professor Alan M. Dershowitz ist Inhaber des Felix Frankfurter-Lehrstuhls für Rechtswissenschaften, emeritierter Professor und Autor des Buchs "Taking the Stand: My Life in the Law and Electile Dysfunction."