Gibt es einen Unterschied zwischen der "gemässigten" Fatah-Fraktion unter der Führung von Mahmoud Abbas und der Hamas?
Die Fatah, die von den Europäern oft als "gemässigte" und "pragmatische" palästinensische Fraktion bezeichnet wird, hat in den letzten Wochen ihre rhetorischen Angriffe gegen Israel und die USA so weit eskaliert, dass man nicht mehr zwischen ihrer Rhetorik und jener der Hamas unterscheiden kann.
Wie die Hamas, verherrlicht Abbas' Fatah regelmässig Terroristen und ermutigt die Palästinenser, sie als Vorbilder zu nehmen. Das ist genau jene Fatah, die Israels Friedenspartner sein soll und deren Führer Mahmoud Abbas behauptet, dass er sich nach wie vor für die "Zwei-Staaten-Lösung" einsetzt.
Mahmoud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde und Vorsitzender der Fatah-Fraktion. (Foto: Drew Angerer/Getty Images) |
Das jüngste Beispiel für Fatahs Verherrlichung der Terroristen kam letzte Woche, als israelische Streitkräfte Ahmed Ismail Jarrar, von Dschenin, im nördlichen Westjordanland töteten. Jarrar gehörte einer Terrorzelle an, deren Mitglieder vor zwei Wochen Rabbiner Raziel Shevach ermordet haben.
Obwohl angenommen wird, dass Jarrar ein Mitglied der Hamas ist, beeilte sich die Fatah mit der Veröffentlichung von Plakaten , die ihn als einen ihrer "Märtyrer" darstellen. Auf einem der Plakate beschrieb Fatah den getöteten Terroristen als "Helden" und "Märtyrer von Jerusalem".
Fatahs Studentenfraktion an der Al-Quds Universität bestätigte auch, dass Jarrar eines ihrer Mitglieder war. In einer Erklärung, die Stunden nach dem Tod des Terroristen veröffentlicht wurde, rühmte sich die Fatah Shabiba Bewegung an der Al-Quds Universität, dass er "einer unserer prominenten Führer und ein Mitglied unseres Verwaltungsapparates" sei.
Palästinensische Aktivisten in Dschenin behaupteten, Jarrar habe als Offizier bei den von der Fatah dominierten Sicherheitskräften der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) im Westjordanland gedient. Ein palästinensischer Sicherheitsbeamter bestritt jedoch die Behauptung. Das Dementi wird als Versuch der Palästinensischen Autonomiebehörde gesehen, sich von der Beteiligung eines ihrer Mitglieder am Terrorismus zu distanzieren. Die Palästinensische Autonomiebehörde hat allen Grund zur Sorge: Ihre Sicherheitskräfte werden von amerikanischen und europäischen Experten finanziert und ausgebildet.
Indem sie den Terroristen rühmt und ihn als einen ihrer "Helden" und "Märtyrer" bezeichnet, sendet Abbas' Fatah eine Botschaft an die Palästinenser, dass der Mord an einem Rabbiner und Vater von sechs Kindern ein edler Akt ist. Indem die Fatah den Terroristen als "Märtyrer Jerusalems" bezeichnet, deutet sie auch an, dass Rabbi Shevach als Reaktion auf die Ankündigung von Präsident Donald Trump vom vergangenen Dezember ermordet wurde, in der dieser Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannte.
Seit Trumps Ankündigung hat die Fatah eine neue palästinensische Kampagne der Aufstachelung gegen Israel und die USA geführt. Inzwischen drängen die Fatah-Führer, die in den westlichen Medien oft als "gemässigte" und "pragmatische" Persönlichkeiten auftreten, die Palästinenser auf die Strassen, um gegen Israel und die USA zu protestieren. Die Fatah-Führung wendet die gleiche Rhetorik an wie ihre Kollegen der Hamas, so dass es manchmal den Anschein hat, als ob Fatah und Hamas miteinander konkurrieren wenn es darum geht aufzuzeigen, welche Partei Israel und die USA mehr hasst.
Nehmen wir zum Beispiel die folgenden Bemerkungen des Fatah-Beamten Samer Abu Khalil, der Trump beschuldigte, Israel eine "Lizenz" zum Töten von Palästinensern zu geben:
"Die Aussagen von Präsident Trump zu Jerusalem gab Israel die Lizenz, Palästinenser zu töten. Trump hat ein Verbrechen gegen die Palästinenser, welche niemals ihr Land und ihre heiligen Stätten aufgeben werden, begangen."
Unter Bezugnahme auf Trumps Plan für den Frieden im Nahen Osten fügte der leitende Fatah-Beamte hinzu: "Die Palästinenser lassen diese Verschwörung nicht durchgehen. Die Ära des Friedens ist vorbei. Nun hat die Ära des Widerstandes begonnen". "Widerstand" ist ein palästinensischer Euphemismus für Terrorismus gegen Israel.
Ähnlich verhält es sich mit dem, was der leitende Hamas-Beamte Salah Arouri über die Ankündigung von Trump zu Jerusalem zu sagen hatte: "Das ist eine kriminelle und böse Ankündigung. Trump ist in betrügerischer Verbindung mit der zionistischen Einheit."
Neben der Verherrlichung des Terrorismus scheinen sich Fatah und Hamas über die Notwendigkeit einer "Eskalation" der Gewalt gegen Israel als Reaktion auf Trumps Ankündigung einig zu sein. Kaum ein Tag vergeht, an dem weder Fatah noch Hamas zu einem weiteren "Tag des Zorns" gegen Israel aufrufen.
Abdel Jaber Fukaha, ein hochrangiger Hamas-Beamter, rief kürzlich zu einer Verschärfung der palästinensischen und arabischen Proteste gegen die Ankündigung von Trump auf, indem er gewalttätige Demonstrationen im Westjordanland und im Gazastreifen plante. Fukaha wiederholte auch die Aufrufe einiger Fatah-Führer an die arabischen Länder, ihre Beziehungen zu den USA und jedem Land, das Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennt, zu beenden.
Einen ähnlichen Aufruf gab die Fatah am 19. Januar heraus. In einer in Ramallah veröffentlichten Erklärung forderte die Fatah die Palästinenser auf, "den populären und umfassenden Widerstand gegen Israel zu eskalieren". Die Fatah rief die Palästinenser dazu auf, "das Leben jüdischer Siedler in eine Hölle zu verwandeln". Dieser Aufruf ist eine klare Botschaft an die Palästinenser, weitere Terroranschläge wie denjenigen, der zur Ermordung von Rabbi Shevach geführt hat, zu starten. Das ist in der Tat die wirkliche "Lizenz zum Töten", von der Fatah gesprochen hat. Es ist nicht Trump, der Israel eine "Lizenz zum Töten" gab. Die wirkliche Lizenz wird hier von Abbas Fatah ausgestellt.
Darüber hinaus mehren sich die Anzeichen, dass Fatah und Hamas ihre Strategien in Bezug auf den Besuch von Vizepräsident Mike Pence im Nahen Osten koordiniert haben. Stunden vor der Ankunft von Pence in Israel gaben Fatah und Hamas separate Erklärungen heraus, in denen sie die Palästinenser aufforderten, den Vizepräsidenten zu boykottieren. Auch hier ist die Sprache der beiden palästinensischen Gruppen auffallend identisch.
Hamas-Sprecher Fawzi Barhoum sagte, dass Pence "in Palästina unwillkommen" sei, und fügte hinzu, dass es keine "Rechtfertigung für ein Treffen eines palästinensischen Beamten mit Pence gebe, und forderte die Palästinenser auf, " die israelisch-amerikanischen Pläne gegen die Palästinenser und ihre Rechte zu vereiteln".
In Ramallah wiederholte Fatah-Sprecher Osama Qawassmeh die Hamas-Position wörtlich (obwohl er auch eine härtere Sprache verwendete): "Pence is unerwünscht. Fatah und das palästinensische Volk lehnen den Besuch von Pence ab, und wir rufen unsere arabischen Brüder auf, ihn zu boykottieren". Der Fatah-Beamte, der eng mit Abbas verbunden ist, beschuldigte Pence, ein "Rassist" und "Extremist" zu sein.
Solche Beispiele, die zeigen, wie schwer es geworden ist, zwischen Fatah und Hamas zu unterscheiden, lassen sich leicht vervielfachen. Abbas selbst fängt auch an, wie ein Hamas-Führer zu klingen. Seine jüngste Rede, in der er Israel als ein "koloniales Projekt, das nichts mit Juden zu tun hat" bezeichnete, klingt so, als ob es direkt aus dem Munde des Hamas-Führers Mahmoud Zahar stammt.
Aber täuschen Sie sich nicht: Weder die Fatah noch Abbas sind eines Morgens aufgewacht und haben beschlossen, ihre Haltung gegenüber Israel und den USA zu ändern.
Für jene, die jeweils der Rhetorik und den Aktionen von Abbas und seiner Fatah-Fraktion folgen, sind die extremistischen antiisraelischen und antiamerikanischen Ansichten und Bemerkungen keine Überraschung. Die Verherrlichung der Terroristen und die Verleugnung der jüdischen Rechte und der Geschichte sind seit jeher ein Grundpfeiler der Ideologie von Abbas und Fatah. Abbas und Fatah haben in den letzten zwei Jahrzehnten hart daran gearbeitet, den falschen Eindruck zu erwecken, dass sie sich von der Hamas unterscheiden. Jetzt sieht es so aus, als wenn das Spiel zu Ende ist: Ihr wahres Gesicht ist nun für alle sichtbar.
Tatsächlich trug Trumps Ankündigung dazu bei, die wahren Gesinnungen von Abbas und Fatah aufzudecken. Es ist alles offenkundig – Fatah und Hamas gehören zur gleichen Denkschule: Beide befürworten Gewalt; beide propagieren die gleiche Feindseligkeit gegenüber Israel und den USA, und beide streben die Zerstörung Israels und die Ermordung von Juden an – von so vielen wie möglich.
Bassam Tawil ist Muslim und lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten.