Während die Vereinten Nationen, Israel und die USA Pläne vorlegen, um das Leiden der Palästinenser in dem von der Hamas regierten Gazastreifen zu lindern, verspricht der Iran, auch weiterhin finanzielle und militärische Hilfsmittel an palästinensische Terrororganisationen zu senden.
Dass der Iran sich in die internen Angelegenheiten der Palästinenser einmischt, ist nichts Neues. Schon lange versorgen die Iraner die Hamas und die Terrorgruppen des Palästinensischen Islamischen Dschihad mit Geld und Waffen. Wären sie nicht vom Iran unterstützt worden, wären die beiden Gruppen, die Israels Existenzberechtigung nicht anerkennen, nicht in der Lage gewesen, in der Küstenenklave an der Macht zu bleiben.
Die Unterstützung des Iran für die palästinensischen Terrorgruppen hat ein doppeltes Ziel: Erstens, die Palästinensische Autonomiebehörde zu untergraben, an deren Spitze Mahmoud Abbas steht, und die von Teheran als eine Schachfigur der USA und Israels betrachtet wird; und Zweitens, das Ziel des Iran, Israel zu vernichten, weiter voranzubringen.
Erst diese Woche erhielten wir einmal mehr eine Erinnerung an das wahre Ziel des Iran. Der Führer der "Islamischen Revolution" des Iran, Ajatollah Ali Khamenei, verkündete, dass die Palästinenser gegen ihre Feinde siegen und "den Tag erleben werden, an dem das künstliche zionistische Regime" verschwindet. Er erklärte, dass US-Präsident Donald Trumps "teuflische Politik" zum Scheitern verurteilt sei.
Die harten Bedingungen, unter denen die Palästinenser im Gazastreifen leben, interessieren den Iran also nicht. Vielmehr hoffen seine Führer, dass die Palästinenser noch zu ihren Lebzeiten den Tag erleben, an dem Israel eliminiert wird. Das ist auch der Grund dafür, dass der Iran weiterhin jede palästinensische Gruppierung unterstützt, deren Ziel es ist, Israel zu vernichten.
Am gleichen Tag, an dem Khamenei seine Erklärung in Teheran abgab, sprach einer seiner hochrangigen Generäle, Gholamhossein Gheybparvar auf einer Konferenz, die gleichzeitig im Gazastreifen und Teheran stattfand. Gheybparavar ist ein hoher Offizier der iranischen Revolutionsgarden und Kommandeur der von ihnen befehligten Basidsch-Kräfte – der "Mobilization Resistance Force". Die wichtigste Mission dieser Kräfte ist es, Proteste gegen das Regime in Teheran zu unterdrücken.
General der iranischen islamischen Revolutionsgarde Gholamhossein Gheybparvar. (Foto: Tasnim via Wikimedia Commons) |
Per Videokonferenz sagte der iranische General in seiner Rede gegenüber Vertretern der Hamas, des Palästinensischen Islamischen Dschihad und anderer terroristischer Vereinigungen, er sei "stolz" auf ihren "Widerstand" gegen Israel. Er erklärte, dass die unter dem Titel: "Nasses Schiesspulver/Widerstand ist nicht Terrorismus" stehende Konferenz, ein Ausdruck der arabischen und islamischen Einheit gegen die Feinde der Araber und Muslime sei. Weiter verkündete der iranische General, dass Iran und die "Achse des Widerstands" keine Angst vor Trumps "Drohungen" hätten.
Die palästinensischen Terrorgruppen sagten nach der Konferenz, das Versprechen des iranischen Generals, sie in ihrem Kampf gegen Israel und die USA zu unterstützen, habe sie ermutigt.
Khader Habib, ein führender Vertreter des Palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen, stellte fest, die iranisch-palästinensische Konferenz sei "symbolisch und bedeutsam" gewesen. Die Konferenz, so erklärte er, sei eine Erinnerung gewesen, dass der Iran den palästinensischen "Widerstand" weiterhin unterstützen und Israel davon abhalten werde, als Reaktion auf Terroranschläge gegen ihre Bürger, den Gazastreifen anzugreifen. Er erklärte weiter, die Rede des Generals aus dem Iran habe darauf abgezielt, eine Botschaft an viele andere Länder zu senden, die palästinensischen "Widerstands"-Gruppen im Gazastreifen ebenfalls zu unterstützen. "Israel ist eine potentielle Bedrohung für die Araber und Muslime", stellte Habib fest.
Beflügelt von der Unterstützung des Iran, forderten mehrere Sprecher bei der Konferenz die Gründung einer "vereinten arabisch-islamischen Front" gegen Israel und die USA. Sie betonten ausserdem, dass die Terroranschläge gegen Israel weitergehen würden und priesen den Iran für seine umfassende Unterstützung der palästinensischen Gruppierungen im Gazastreifen.
Indem er verspricht, den palästinensischen Terrororganisationen weiterhin zu helfen, setzt der Iran die zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens weiterem Blutvergiessen und weiterer Gewalt aus. Der iranische General bot nicht etwa an, den Palästinensern ein Krankenhaus oder eine Schule zu bauen. Auch bot er nicht an, Finanzhilfen für die Projekte zur Schaffung von Jobs für arbeitslose Palästinenser zur Verfügung zu stellen. Seine Botschaft an die Palästinenser im Gazastreifen lautet vielmehr: Der Iran wird euch so viel Geld und Waffen geben, wie ihr braucht, so lange ihr euch dem Dschihad (Heiligen Krieg) gegen Israel und den "grossen Satan", die USA, verschreibt.
Die iranische Botschaft an die Palästinenser fällt in eine Zeit, da mehrere internationale Parteien versuchen, die "humanitäre und wirtschaftliche" Krise im Gazastreifen in den Griff zu bekommen. An der Spitze dieser Bemühungen steht der UN-Sonderkoordinator für den Nahostfriedensprozess, Nickolay Mladenov, der in den vergangenen Wochen auf einer Mission war, um einen weiteren Krieg im Gazastreifen zu verhindern.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden, solange der Iran seine Unterstützung der palästinensischen Terrororganisationen fortsetzt. Der Iran will offensichtlich die Kontrolle über seine palästinensischen Erfüllungsgehilfen zurückerlangen, um jeglichen Frieden und Stabilität zwischen den Arabern und Israel zu verhindern. Der Iran hilft den terroristischen Gruppierungen nicht etwa aus Liebe zu den Palästinensern, sondern, um sein Ziel, die Eliminierung des "künstlichen zionistischen Regimes" voranzubringen.
Wenn allerdings jemand über die iranische Einmischung in die internen Angelegenheiten der Palästinenser besorgt ist, dann sind das der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, und seine regierende Fatah-Fraktion. "Wir wollen nicht zu einer Schachfigur in den Händen des Iran werden", sagte Ra'fat Elayan, ein hochrangiger Vertreter der Fatah. "Der Iran benutzt die Hamas und den Palästinensischen Islamischen Dschihad als strategische Karte gegen Israel und die USA und das wird einen negativen Einfluss auf die gerechte Sache der Palästinenser haben. Wir haben die beiden Gruppen wiederholt vor der iranischen Intervention in palästinensische Angelegenheiten gewarnt."
Unterdessen scheint es, als ob die Hamas beides haben will. Auf der einen Seite will sie, dass die internationale Gemeinschaft einschreiten und den Menschen im Gazastreifen helfen soll. Auf der anderen Seite will die Hamas, dass der Iran auch weiterhin ihren Terrorismus unterstützt. Eben jene Hamas, die den UN-Vertretern erzählt, sie wolle die Lebensbedingungen der Palästinenser im Gazastreifen verbessern, streckt ihre Hand nach dem Iran aus, um Gelder und Waffen von ihm zu erhalten.
Die Sorge Abbas' und der Fatah sollten uns ein Hinweis sein: Wenn diese beiden schon besorgt sind angesichts der fortdauernden Bemühungen des Irans, den Schauplatz der Palästinenser zu infiltrieren, dann sollten die USA und der Rest der Welt Wege finden, den Iran davon abzuhalten, die Palästinenser als eine Waffe in ihrem Kampf um noch grössere Kontrolle über immer mehr Länder im Nahen Osten zu gewinnen und ihre tödlichen Machenschaften durchzusetzen.
Der Iran hat dem Irak, Jemen, Libanon und Syrien nichts als Unglück gebracht. Nun muss jemand eingreifen und den Iran davon abhalten, im Gazastreifen Fuss zu fassen und die Palästinenser als Kanonenfutter in Teherans Kampagne gegen die USA und Israel zu benutzen. Wie könnte dies aussehen? Es ist gar nicht so kompliziert. Alle internationale Hilfe an den Gazastreifen muss an die Bedingung geknüpft sein, die destruktiven Bestrebungen des Irans, Palästinensergruppen als Soldaten für sich zu rekrutieren, zu beenden. So einfach ist es.
Khaled Abu Toameh ist ein preisgekrönter arabisch-israelischer Journalist.