Die einzigen Lieder, die Hamas und ihre Anhänger wollen, sind solche, die Hass und Gewalt fördern... "Ich werde dich bei lebendigem Leib fressen, schmeckt am besten ohne Salz, Zionist – Ja, ja, du." Abgebildet: Eine Hamas Polizeiband probt am 4. November 2007 in Gaza-Stadt. (Foto: Abid Katib/Getty Images) |
Palästinensische Musiker im von der Hamas regierten Gaza-Streifen werden mit Todesdrohungen konfrontiert, nachdem ein islamischer Gelehrter, Scheich Mohammed Sliman al-Farra, eine Fatwa (ein Rechtsgutachten oder eine Entscheidung eines islamischen Gelehrten) veröffentlicht hat, die einer lokalen Band Auftrittsverbot erteilt.
Farra ist für die Islamische Universität von Gaza tätig, die Mitglied ist von vier regionalen und internationalen Hochschulverbänden und Projektpartnerschaften mit mehr als 130 europäischen Universitäten und Forschungszentren in 21 EU-Ländern unterhält
Die am 23. November 2019 veröffentlichte Fatwa zielt auf die Sol Band ab, eine palästinensische Musikgruppe, die vor acht Jahren im Gaza-Streifen gegründet wurde:
"Die Musik-Gruppe Sol Band, die durch die Strassen des Gaza-Streifens tourt, hat Allahs Heiligkeit verletzt, indem sie Tabarruj (Frauen, die sich unter Verletzung der islamischen Lehre unsittlich kleiden) und die Vermischung der Geschlechter fördert... Ihre Handlungen schwächen die jungen Männer und ermutigen die Sünder. Sie führen zu grosser Verdorbenheit und Bösem und bewirken Verhaltens- und intellektuelle Abweichungen unter den jungen Menschen. Es ist nicht erlaubt, für sie zu werben, sich mit ihnen zu treffen oder ihre Lieder zu hören, auch wenn sie patriotisch sind".
Kurz nach der Veröffentlichung der Fatwa verliessen die fünf Mitglieder der Sol-Band den Gaza-Streifen in Richtung Türkei, offenbar aus Angst um ihr Leben. Viele Palästinenser kritisierten die Fatwa unterdessen heftig als Verletzung der Meinungsfreiheit.
"Solche Fatwas verbreiten Zwietracht in unserem Volk, fördern extremistische Ideologien und gefährden das Leben von Musikern und Künstlern", sagte der palästinensische Menschenrechtsaktivist Ahmed Shbair. "Diese Fatwas zielen darauf ab, Politik in alle Aspekte unseres Lebens zu bringen. Das palästinensische Recht verbietet nicht das Singen, das nicht gegen die islamischen Scharia-Gesetze verstösst."
In einem Beitrag auf der Facebook-Seite von Radio Nisaa, dem ersten kommerziellen Frauenradiosender im Nahen Osten, der von palästinensischen Frauen betrieben wird, hiess es, dass "einige unserer Scheichs und Extremisten begonnen haben, das Bild der Sol-Band zu verdrehen und sie durch die Verbreitung von Gerüchten bekämpfen".
Laut dem Beitrag ignorieren islamische Gelehrte, die solche Urteile erlassen, "die wahren Übel in der Gesellschaft wie Armut, Arbeitslosigkeit, Scheidung, Ungerechtigkeit und Elend".
"Sie sprechen nicht über junge Menschen, die sich verbrennen und Selbstmord begehen [aus Protest gegen die wirtschaftliche Not im Gaza-Streifen]. Diese Extremisten sprechen nicht über die Universitätsabsolventen, die keine Arbeit finden. Sie sprechen nicht über Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit. Singen tötet oder korrumpiert keine Menschen. Stattdessen wird die Gesellschaft durch Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Unterdrückung verdorben und ihre guten Werte vernichtet. Kämpfen Sie nicht gegen das Singen, sondern gegen die Ungerechtigkeit. Tötet nicht unsere Freude; tötet Tyrannei und Ungerechtigkeit".
Auch der palästinensische Universitätsstudent Ahmad Sha'ban äusserte sich zu Farras Fatwa:
"Ich möchte Ihnen versichern, Herr 'Mufti': Die Sol Band Gruppe will Ihr Gesicht nicht sehen. Diese schöne Band hat heute den Gaza-Streifen in die Türkei verlassen, wo Ihre Gruppe ihren Sitz hat."
Nach Angaben des in Beirut ansässigen Samir Kassir eyes Center for Media and Cultural Freedom (SKeyes) haben Mitglieder der Sol Band Drohungen von Personen erhalten, die der Hamas und ihrer Regierung im Gaza-Streifen nahe stehen. "Die mit der Hamas verbundenen Sicherheitsdienste haben gegen den Vater des Bandgründers, Said Fadel, ermittelt", sagte SKeyes in einer Erklärung und fügte hinzu, dass alle Mitglieder der Band Drohungen von einigen Extremisten erhalten haben. Ein anderes Mitglied der Band sagte dem Zentrum, dass "es für uns schwierig ist, nach den Drohungen und der Fatwa, die unsere Arbeit verbietet, in den Gaza-Streifen zurückzukehren".
Das in Gaza ansässige Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR), das 1995 von einer Gruppe palästinensischer Anwälte und Menschenrechtsaktivisten gegründet wurde, weiss ebenfalls über die Drohungen gegen die Band Bescheid.
"Diese Fatwa schafft eine Atmosphäre der Aufstachelung gegen die Band und ihre Mitglieder, die auf Hassrede hinauslaufen kann", warnte das PCHR in einer Erklärung.
"Die Aussage des islamischen Predigers, die auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht wurde, verleumdet die Bandmitglieder als Ungläubige, die Obszönität fördern und islamische Religionslehren in einer Weise verletzen, die von Tradition und Kultur abweicht. PCHR verurteilt diese hetzerische Rede und betont, dass die Behörden des Gaza-Streifens verpflichtet sind, die Meinungs- und Redefreiheit zu respektieren und dieses Recht vor jedem Angriff zu schützen. Das PCHR betrachtet die Erklärung eines Mitglieds der Palestine Scholars Association als einen Versuch, dem Gaza-Streifen eine bestimmte Ideologie aufzuzwingen, was gegen das palästinensische Grundgesetz verstösst."
Die Hetzkampagne gegen Sol Band überraschte viele Palästinenser nicht, insbesondere diejenigen, die im von der Hamas kontrollierten Gaza-Streifen leben. Die einzigen Lieder, die Hamas und ihre Anhänger wollen, sind solche, die Hass und Gewalt fördern.
Ein Hamas-Lied, das 2017 veröffentlicht wurde, trägt den Titel "Zionist, du wirst in Gaza verenden".
Ein weiteres Lied der Hamas droht, Juden bei lebendigem Leib aufzufressen. "Ich werde dich bei lebendigem Leib fressen, schmeckt am besten ohne Salz, Zionist – Ja, ja, du." Der Text und der rhythmische Beat werden von einer Animation begleitet, in der Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert werden.
Ein kürzlich veröffentlichter Hamas-Song enthält viele Bilder von Gewalt und tatsächlichen Terroranschlägen. Unter den Szenen die gezeigt werden, sind unter anderem Messerstechereien, Autoramm-Attacken und Bombenanschläge. Der Text enthält unter anderem die folgenden Aussagen:
"Wo bist du, o Aufständischer; binde den Sprengstoffgürtel um [deine Hüfte]; jag die Zionisten in die Luft, hab keine Angst; zerstreue die Körperteile der Feinde, lasst die Schädel in den Himmel fliegen".
Die Mitglieder der Sol-Band forderten nicht die "Zerstreuung der Körperteile" der Juden, und das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum sie von der Hamas und ihren Verbündeten im Gazastreifen ins Visier genommen werden.
Die Mitglieder der Sol-Band forderten nicht die "Zerstreuung der Körperteile" der Juden und das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum sie von der Hamas und ihren Verbündeten im Gazastreifen ins Visier genommen werden. Die Musiker wären von der Hamas akzeptiert worden, wenn sie die Palästinenser aufgefordert hätten, "die Schädel von (Juden) in die Luft zu sprengen". Dies ist die einzige Art von Lied, welche die islamischen Extremisten zu tolerieren bereit sind.
Beunruhigend ist jedoch das Schweigen der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der EU-Partner der Islamischen Universität in Gaza, an der Farra als Lehrbeauftragter tätig ist. Dulden die Europäer, die mit der Universität zusammenarbeiten, Drohungen gegen Musiker?
Oder ignorieren die Europäer die Fatwa von Farra, weil sie von einem Muslim gegen Muslime erlassen wurde? Die EU-Länder und Bildungseinrichtungen ignorieren solche Drohungen wahrscheinlich, weil sie nicht von Israel ausgesprochen wurden.
Wäre Sol Band von Israel bedroht worden, hätten die Europäer und andere internationale Menschenrechtsorganisationen sofort Erklärungen herausgegeben, in denen sie Israel verurteilt hätten.
Das Schweigen der internationalen Gemeinschaft ermutigt die Hamas und Gelehrte wie Farra und ermöglicht es ihnen, ihre repressiven Massnahmen gegen die Palästinenser fortzusetzen. Es erlaubt der Hamas und den Terrorgruppen, weiterhin dazu aufzurufen, die Schädel von Juden in die Luft zu jagen und sie bei lebendigem Leib zu verspeisen.
Khaled Abu Toameh, ein preisgekrönter Journalist mit Sitz in Jerusalem, ist Shillman Journalism Fellow am Gatestone Institute.