Während die UNRWA sich ihrer Dienste für die palästinensischen Flüchtlinge rühmt und um Spenden bittet, beschuldigen palästinensische Flüchtlinge im Libanon die UN-Agentur, nichts zu tun, um ihnen angesichts der Bedrohung durch die Coronavirus-Pandemie zu helfen. Abgebildet: Ein palästinensischer Freiwilliger sprüht Desinfektionsmittel in den Straßen des UNRWA-Flüchtlingslagers Shatila, am Stadtrand von Beirut, Libanon, am 24. März 2020. (Foto von Anwar Amro/AFP via Getty Images) |
Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) behauptet, es sich an vorderster Front, um "auf COVID-19 zu reagieren" und seine Funktionäre rufen zu Spenden auf, um palästinensischen Flüchtlingen im Nahen Osten zu helfen. Laut einer Erklärung der UNRWA vom 5. April:
"Trägt UNRWA seinen Teil dazu bei, die Kurve abzuflachen und hat eine Reihe von Präventions- und Kontrollmassnahmen in seinem gesamten Einsatzgebiet eingeleitet, darunter die Ausgabe von Hygieneprodukten und Schutzausrüstungen an UNRWA-Mitarbeiter, die Verteilung von Aufklärungsbroschüren an Flüchtlinge, die regelmässige Desinfektion von Lagern und UNRWA-Einrichtungen sowie die Unterstützung von Studenten zu Hause durch unser Programm "Ausbildung in Notfällen". Die UNRWA hat sich verpflichtet, für die Millionen palästinensischer Flüchtlinge, die von uns abhängig sind, Nothilfe zu leisten und wesentliche Dienste wie Nahrungsmittelhilfe, Bildung und medizinische Grundversorgung aufrechtzuerhalten, aber dazu brauchen wir Ihre Hilfe".
Während die UNRWA sich ihrer Dienste für die palästinensischen Flüchtlinge rühmt und um Spenden bittet, beschuldigen palästinensische Flüchtlinge im Libanon die UN-Agentur, nichts zu tun, um ihnen angesichts der Bedrohung durch die Coronavirus-Pandemie zu helfen.
Wer eine Spende an die UNRWA in Betracht zieht, sollte zunächst auf die Stimmen der Führer der Palästinenser im Libanon hören, die der UNO-Agentur Nachlässigkeit vorwerfen und ihr Versprechen, den Palästinensern im Kampf gegen die Pandemie zu helfen, nicht einhalten.
Die Vorwürfe der Palästinenser gegen UNRWA sind peinlich für die Verwaltung der Organisation und entlarven ihren Versuch, die Geber in dem Glauben zu täuschen, UNRWA bemühe sich heldenhaft, den Flüchtlingen im Libanon zu helfen.
Die palästinensischen Anschuldigungen gehen auf einen im vergangenen Jahr veröffentlichten Bericht zurück, in dem der Autoritätsmissbrauch in der Führungsspitze der Organisation detailliert beschrieben wird.
Das 10-seitige Dokument, das vom Ethikbüro der UNRWA erstellt wurde, zitiert "glaubwürdige und bestätigte Berichte", dass Mitglieder eines "inneren Kreises" an der Spitze der UNRWA Autoritätsmissbrauch und Vetternwirtschaft zum persönlichen Vorteil, zur Unterdrückung legitimer Meinungsverschiedenheiten und zur anderweitigen Erreichung ihrer persönlichen Ziele betrieben haben.
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass das Verhalten der hohen UNRWA-Beamten "eine enorme Gefahr für den Ruf der UNO" darstellt und dass "ihre sofortige Absetzung sorgfältig erwogen werden sollte".
Es hat jedoch den Anschein, dass die UNRWA ein Jahr, nachdem der Bericht durchgesickert war, immer noch keine wichtigen Schlussfolgerungen aus den Vorwürfen gezogen hat, dass sich ihre hohen Beamten an Fehlverhalten und Vetternwirtschaft beteiligt haben. Zumindest behaupten das die Palästinenser im Libanon.
Eine Gruppe, die sich die Führung der Allianz der Palästinensischen Fraktionen im Libanon nennt, hat der UNRWA "Zögern und Nachlässigkeit" im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie vorgeworfen und damit gedroht, in den kommenden Tagen die Proteste zu verstärken, wenn die Organisation "ihre Verantwortung gegenüber den Palästinensern nicht wahrnimmt".
Die Allianz verurteilte das "Versagen" der UNRWA, auf palästinensische Bitten um dringende Hilfe zu reagieren. "Wir initiierten ein Treffen mit der UNRWA-Leitung im Libanon und forderten die Organisation auf, die notwendige Hilfe für die palästinensischen Flüchtlinge zu beschleunigen", so die Gruppe.
"Die UNRWA-Verwaltung hat versprochen, potenzielle Spender um finanzielle Hilfe und Zuschüsse zu kontaktieren, aber es ist nichts geschehen. Die UNRWA-Verwaltung hat gezeigt, dass sie ihre Versprechen, Mittel für die Hilfe zu beschaffen, absichtlich nicht eingehalten und sogar die beantragte Frist überschritten hat."
Die Gruppe fügte hinzu, das Scheitern der UNRWA sei ein "klarer Hinweis auf ihre Gleichgültigkeit und Verachtung gegenüber den palästinensischen Flüchtlingen, die unter Armut, Hunger und Krankheit leiden, zumal sich die UNRWA-Verwaltung noch nicht ernsthaft mit der Coronavirus-Pandemie befasst hat".
Munir al-Maqdah, ein hoher Funktionär der palästinensischen Fatah-Fraktion im Libanon, warf der UNRWA vor, sich "ihrer Verantwortung zu entziehen" und sagte, er verstehe nicht warum die Organisation keine Spezialteams in die palästinensischen Flüchtlingslager schicke, um deren Bewohner bei der Vorbereitung auf den Ausbruch des Virus zu unterstützen. "Wir stehen vor einer unmittelbaren Bedrohung, und wenn sich das Virus ausbreitet, wird es [in den Flüchtlingslagern] eine echte Katastrophe geben", warnte al-Maqdah.
Er beklagte sich auch darüber, dass die UNRWA die 5 Millionen Dollar, die sie als Hilfe für Kinder in den Flüchtlingslagern bereitgestellt hatte, nicht ausgegeben hat, um ihnen bei der Bewältigung der negativen Auswirkungen des Coronavirus zu helfen und fügte hinzu:
"Angesichts der schwierigen Wirtschafts- und Lebensbedingungen und der Arbeitslosenquote, die nach dem Ausbruch des Coronavirus von 60 Prozent auf 80 Prozent gestiegen ist, herrscht bei uns Hunger und unser Volk leidet unter extremer Armut."
Salah Yusef, Mitglied der Palästinensischen Befreiungsfront, einer anderen palästinensischen Gruppierung im Libanon, beklagte, dass die UNRWA "trotz wiederholter Appelle seit Beginn der Krise nichts unternommen hat". Die UNRWA, so sagte er, "muss ihrer Verantwortung gerecht werden, den Palästinensern Nothilfe und Beschäftigung zu bieten".
Sogar Ayman Shana'ah, ein Vertreter der Hamas im Libanon, kritisierte UNRWA, die es versäumt habe, sich mit der Coronavirus-Pandemie unter palästinensischen Flüchtlingen auseinanderzusetzen:
"Wir sind seit Beginn der Coronavirus-Krise in einen langen Dialog mit der [UNRWA-] Verwaltung eingetreten, aber wir haben noch nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt, weder in Bezug auf die Gesundheit noch auf die Linderung der Not."
Der Vertreter der Hamas sagte, UNRWA habe die palästinensischen Lager nicht mit medizinischer Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln versorgt. Darüber hinaus habe UNRWA keine Schritte unternommen, um den Palästinensern finanzielle Hilfe zukommen zu lassen: "UNRWA muss die Verpflichtungen mit finanzieller Hilfe wahrnehmen, um eine drohende soziale Explosion zu vermeiden."
UNRWA erklärte kürzlich, dass das Hilfswerk dringend 14 Millionen Dollar benötigt, um den Ausbruch der Coronavirus-Pandemie innerhalb von drei Monaten vorzubereiten und darauf zu reagieren. Laut dem amtierenden UNRWA-Generalkommissar Christian Saunders:
"Überbevölkerte Lebensbedingungen, physischer und psychischer Stress und jahrelanger langwieriger Konflikt machen die verletzliche Bevölkerung von über 5,6 Millionen Palästina-Flüchtlingen besonders anfällig für die anhaltenden Bedrohungen durch COVID-19. Alle Regierungen und Behörden der fünf Aufnahmegebiete der Organisation haben eine Reihe robuster Massnahmen zur Bewältigung der Ausbreitung von COVID-19 angekündigt, welche das Hilfswerk verfolgen und in seine Operationen einbeziehen wird. "
Mustafa al-Sawwaf, ein palästinensischer politischer Analyst aus dem Gaza-Streifen, sagte, UNRWA habe es versäumt, den palästinensischen Flüchtlingen zu helfen. "Die Agentur sollte schnell und ohne Verzögerung handeln, um den Flüchtlingen zu helfen", sagte al-Sawwaf. "Die UNRWA hat es jedoch versäumt, den Flüchtlingen zu helfen", sagte al-Sawwaf.
Unterdessen behauptete der libanesische Menschenrechtsaktivist Riad Issa, dass die UNRWA seit Jahren versäumt habe, den palästinensischen Flüchtlingen zu helfen, und dass das Problem nicht erst mit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie begonnen habe. "Die Krise hat nichts mit mangelnder Finanzierung zu tun", sagte er. "Die Palästinenser beklagen sich seit vielen Jahren über den Mangel an Unterstützung durch UNRWA. Wir haben nicht erlebt, dass die UNRWA im Libanon etwas unternimmt, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern", sagte er.
Wenn die Palästinenser sagen, dass UNRWA ihnen seit Jahren nicht mehr hilft, warum appellieren dann die Leiter der Organisation an die Geber, dringend finanzielle Hilfe zu leisten? Sind den Gebern die Beschwerden der Palästinenser bekannt, und werden sie von der UNRWA Erklärungen darüber verlangen, wohin das Geld geht? Wenn die UNRWA nicht in der Lage ist, den Palästinensern in einer kritischen Zeit einer Pandemie zu helfen, warum fordert sie dann weiterhin die internationale Gemeinschaft auf, Millionen von Dollar in ihre Kassen zu pumpen?
Eine letzte Frage muss gestellt werden: Wo bleibt die Verantwortung der libanesischen Regierung und der arabischen Staaten gegenüber ihren palästinensischen Brüdern im Libanon? Warum braucht ein Araber, der in einem arabischen Land lebt, eine UN-Agentur oder eine andere internationale Partei, die ihm oder ihr hilft?
Wann werden die arabischen Regierungen, die Palästinenser bei sich aufgenommen haben, ihrer Verantwortung nachkommen und ihnen den elementarsten Bestandteil von allen zukommen lassen: die Gesundheitsversorgung? Die palästinensische Bevölkerung sitzt in der Falle: Die Araber scheinen sich nicht um ihre palästinensischen Brüder zu kümmern, während es der UNRWA nur darum zu gehen scheint, Gelder zu sammeln, um die Gehälter ihrer Manager und Mitarbeiter zu bezahlen.
Bassam Tawil ist ein im Nahen Osten lebender muslimischer Araber.