In Europa findet ein Austausch der Zivilisation statt, und die Medien berichten nicht einmal darüber. (Bildquelle: iStock) |
Es gibt einen Austausch der Zivilisation, und die Medien berichten nicht einmal darüber.
Sept pas vers l'enfer ("Sieben Schritte Richtung Hölle"), das neue Buch von Alain Chouet, der ehemaligen Nummer zwei der DGSE, des mächtigen französischen Spionageabwehrdienstes, ist eine Anklage gegen die europäischen Eliten. Chouet erinnert sich:
"Ich wurde jedes Jahr eingeladen, einen Vortrag über die Probleme der arabischen Welt in Molenbeek, einem Vorort von Brüssel, zu halten. Eines Tages war ich dort... als Philippe Moureaux, der sozialistische Bürgermeister der Stadt und Big Boss der Sozialistischen Partei Belgiens, in der ersten Reihe Platz nahm, flankiert von zwei imposanten Leibwächtern in Djellabas, Bärten und weißen Baretten. An das Publikum gerichtet sagte Moureaux, ich sei nicht qualifiziert, über die arabische Welt zu sprechen, da ich aus einem Land stamme, das in Algerien Muslime gefoltert habe. Seine Argumentation ist bezeichnend für die Art und Weise, in der sich die europäische Linke seit Ende der 1980er Jahre von den Sirenen des militanten Salafismus hat einnehmen lassen. Die Verwaltung von Molenbeek ist in dieser Hinsicht beispielhaft: Sie erteilt ohne weiteres und ohne jegliche Kontrolle Genehmigungen für die Eröffnung und den Betrieb von Moscheen, islamischen Privatschulen, Kultur- und Sportvereinen, die von Saudi-Arabien großzügig subventioniert werden."
25 von 89 Abgeordneten des Brüsseler Regionalparlaments sind nichteuropäischer Herkunft.
Chouet fährt fort:
"Ich werfe den politisch Verantwortlichen vor, dass sie das Aufkommen des radikalen Islams nie verstehen wollten und es wegen der Wählerschaft und der 'politischen Korrektheit' absichtlich ignorierten. Ich werfe ihnen vor, dass sie jahrelang zugelassen haben, dass sich in mehreren Gemeinden dschihadistischer Radikalismus entwickelt hat, so dass ein sozialistischer Funktionär zu mir sagte: 'Wir kennen das Problem von Molenbeek, aber was wollen Sie, es ist eine Wählerschaft, die man nicht vernachlässigen darf'."
Nun ist Frankreich an der Reihe. "Ist die Stimme der Muslime entscheidend?", fragte der algerische Schriftsteller Kamel Daoud in der französischen Wochenzeitung Le Point.
Die Wiederwahl von Emmanuel Macron wurde vorausgesagt. Der eigentliche Schock der letzten französischen Präsidentschaftswahlen war der durchschlagende Erfolg der radikalen Linken. Der Kandidat der einwanderungsfreundlichen Partei Jean-Luc Mélenchon von "La France Insoumise" ("Das rebellische Frankreich") legte im Vergleich zu 2017 dramatisch zu. Er erhielt 22,2 % der Stimmen und lag damit nur einen Punkt hinter Marine Le Pen. Besonders bemerkenswert ist, dass er 69 % der muslimischen Stimmen erhielt.
"Mélenchon", sagte der französische Philosoph Alain Finkielkraut in einem Interview mit dem französischen Fernsehsender Europe 1, "setzt auf den großen Austausch, um mehr Macht zu erlangen". Finkielkraut hatte den "Großen Austausch" bereits im Januar erwähnt, als er sagte, der Austausch der europäischen Bevölkerung durch Afrikaner, Asiaten und Menschen aus dem Nahen Osten sei "offensichtlich".
"Es handelt sich in der Tat um eine Zersplitterung, und ja, diese Gefahr besteht, und auf jeden Fall halte ich den demografischen Wandel in Europa für äußerst spektakulär. Die historische Bevölkerung in bestimmten Gemeinden und Regionen wird zu einer Minderheit".
Die französischen Vorstädte und Großstädte mit hoher Einwanderungsrate waren das Herzstück von Mélenchons politischem Projekt, wo er bei den Wahlen 60 % der Stimmen erhielt[1].
Was sagen uns diese Zahlen? Dass viele auf den Zug des politischen Islams aufgesprungen sind, und dass das Gefühl der gesellschaftlichen Solidarität die gewünschten Ergebnisse gebracht hat. Mélenchon, der an "Märschen gegen Islamophobie" teilnahm und die Muslime im Jahr 2022 mit den Juden im Jahr 1942 verglich, prognostizierte die "Kreolisierung" Frankreichs: "Bis 2050 werden 50 Prozent der französischen Bevölkerung gemischt sein".
"Ich bin der Einzige, der die Muslime verteidigt hat", beanspruchte Mélenchon ganz offen. Laut Le Figaro wurde er in den Arbeitervierteln vor allem von der muslimischen Wählerschaft getragen.
Zwar haben auch andere Kandidaten die Forderungen des politischen Islams unterstützt, aber "es gibt eine Kategorie, in der Jean-Luc Mélenchon sehr stark ist, wo er am stärksten ist", warnte Brice Teinturier (Ipsos). "[D]as sind die französischen Muslime, wo er zwischen 45 % und 49 % liegt..."
Kurzum, es ist eine neue nationale Dynamik zu erkennen: Demografie beherrscht die Demokratie. Das gemeinsame Thema zwischen den Anhängern dieser Kandidaten und den Anhängern des Islams scheint die Abneigung gegen die westlichen Gesellschaften zu sein, die sie mit der fortschrittlichen Sprache und den Symbolen des "Aufbruchs" offenbar verdrängen wollen – angeblich, um eine "integrativere" und "kosmopolitischere" Gesellschaft durchzusetzen, die streng, verbietend und fundamentalistisch wäre.
Als die Stadt Grenoble beispielsweise kürzlich das Tragen von Burkinis in ihren öffentlichen Schwimmbädern genehmigte, rechtfertigte der Bürgermeister diese Änderung als eine Form der sozialen Integration. "Der Bürgermeister von Grenoble", schrieb Céline Pina in Le Figaro, "macht sich die Argumente und rhetorischen Formeln der Muslimbrüder zu eigen: Er redet von Freiheit, um Sexismus durchzusetzen."
Dieses "Wokeismus"-Gerede gibt vor, "inklusiv" zu sein, schließt aber sorgfältig ganze Gruppen auf der eindeutig rassistischen Grundlage der Hautfarbe (Weiße) oder der ethnischen Zugehörigkeit (Juden) aus. Der Wokeismus, der mit progressivem, rassistischem Gerede gefüllt ist, gibt vor, nicht rassistisch zu sein, ist aber inzwischen von der sirupartigen rassistischen Ideologie der "Vielfalt" durchdrungen, die dafür eintritt, eine Gesellschaft durch Einwanderung auszutauschen. Sie propagiert ausserdem die politische Korrektheit, einen tödlichen Virus, der die Lebensreflexe des Westens lähmt. Der Wokeismus ist der ideale Boden für das Debüt des politischen Islam in Europa.
France Strategy, eine autonome Institution, die dem Premierminister unterstellt ist, hat im Oktober letzten Jahres eine schockierende Studie veröffentlicht, aus der hervorging, dass in 25 französischen Städten der Anteil der nichteuropäischen Jugendlichen zwischen 70 und 79 % liegt. Mehr als 70 % leben in vier Städten des Departements Seine-Saint-Denis.[2]
"Es besteht eine außergewöhnliche Korrelation zwischen der Wahlbeteiligung von Mélenchon und dem Anteil der Einwanderer nichteuropäischer Herkunft in der Region Paris", schrieb der Politologe Sylvain Catherine.
In Montpellier "gibt es mehr praktizierende Muslime als praktizierende Christen, und während die Kirchen nicht sehr voll sind, sind die Moscheen voll", berichtete die Zeitung Midi Libre. Dort fand Mélenchon ein immenses Stimmenreservoir. In Créteil zum Beispiel, einer symbolträchtigen Einwanderungsstadt im Marne-Tal, erhielt Mélenchon 40 %.
Erwan Seznec, der Autor des Buches Nos élus et l'islam ("Unsere Gewählten und der Islam"), hat detailliert beschrieben, wie viele führende Persönlichkeiten in Frankreich den Islamismus in diesen Städten gedeihen ließen. Von Denain bis Perpignan hat eine beträchtliche Anzahl von Mandatsträgern ein zweideutiges Verhältnis zu ihren muslimischen Wählern. Im Gegenzug für ihre Stimmen kümmern sie sich um deren Wohnungen, Arbeitsplätze und Gebetsräume. Die islamistischen Aktivisten kämpfen ihrerseits für die Unterstützung ihrer Politiker. Bernard Rougier, Autor des Buches Les territoires conquis de l'islamisme ("Die vom Islamismus eroberten Gebiete"), warnte vor zwei Jahren: "Bei den nächsten Wahlen wird es in Mélenchons Partei Kandidaten aus diesem islamistischen Lager geben...".
In Zentren wie Trappes, einem Symbol für die Islamisierung der Provinzstädte, erhielt Mélenchon 61 % der Stimmen:
"70 Prozent Muslime, 40-50 verschiedene Nationalitäten, die das Aussehen einiger libanesischer Orte annehmen, Mikrowelten, die von einer anderen religiösen Realität und Zivilisation umschlossen sind. Auch das ethnische Raster des Balkans ist nicht weit entfernt".
In Roubaix, einer Stadt, die bereits zu 40 % muslimisch ist, erhielt Mélenchon 50 % der Stimmen. In Mulhouse, der elsässischen Stadt, die von Macron ausgewählt wurde, um ein Projekt zur Eindämmung des politischen Islam zu starten, erhielt Mélenchon 36 % der Stimmen. In Nîmes, wo Mélenchon mühelos gewann, nimmt die außereuropäische Einwanderung zu, und laut Le Monde ist "der Anteil der außerhalb Europas geborenen Einwohner zwischen 1990 und 2017 von 7,3 % auf 16,3 % der Bevölkerung gestiegen".
Im zweiten Wahlgang entschieden sich die meisten Mélenchon-Wähler für Macron. Während des Ramadan organisierte die Große Moschee von Paris anlässlich der Wiederwahl Macrons sogar ein Iftar-Dinner. Christophe Castaner, Macrons ehemaliger Innenminister und Vorsitzender seiner Partei, nahm daran teil. Die Stimmen für Macron trudelten nur so herein. Trappes stimmte mit 74 % für Macron, 20 Punkte über dem nationalen Durchschnitt; in Roubaix 70 %; in Grigny 70 %; in La Courneuve 77 %; in Bondy 74 %; in Colombes 80 %; in Les Lilas 83,5 %; in Bobigny 75,5 %.... Dies sind die symbolkräftigen Städte von Saint-Denis.
In den nördlichen Bezirken von Marseille, die im ersten Wahlgang überwiegend für Mélenchon gestimmt hatten, hat Macron mit Leichtigkeit gewonnen. In diesen Vierteln lebt ein großer Teil der islamischen Gemeinschaft – 30 % der Gesamtbevölkerung der Stadt und ein Viertel aller Einwohner der Stadt. "Die nördlichen Bezirke von Marseille", schrieb: Le Figaro, "eine 'kleine Stadt', in der der Kommunitarismus eine tägliche Realität ist..."
Die gleiche Dynamik ist auch in Deutschland zu beobachten. Eine Forschungsarbeit von MedienDienst Integration notierte, dass 83 Abgeordnete des neu gewählten Deutschen Bundestages – 11,3 % aller Abgeordneten – ausländische Wurzeln haben. Der Anteil der deutschen Parlamentarier ausländischer Herkunft ist seit den Bundestagswahlen 2013 (um 5,9 %) und 2017 (um 8 %) zum dritten Mal in Folge gestiegen. 18 neue Abgeordnete sind türkischer Herkunft, 24 haben Wurzeln im Balkan... Die Zahl der sozialdemokratischen Abgeordneten (die Gewinner der Wahlen vom letzten September), die einen Migrationshintergrund haben, stieg innerhalb einer Wahl von 10 % auf 17 %.
Dieser ständig wachsende Anteil türkischer, bosnischer, kosovarischer, iranischer und irakischer Politiker wird die Entscheidungen der ersten europäischen Macht in Fragen der Einwanderung und des Multikulturalismus zunehmend beeinflussen. Die Partei Die Linke hat den höchsten Anteil an Abgeordneten mit Migrationshintergrund: 28,2 %. Und morgen? Herbert Brücker, Leiter der Migrationsforschung der Bundesanstalt für Arbeit, sagte der deutschen Zeitung Die Welt:
"Derzeit hat ein Viertel der Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund. In 20 Jahren werden es mindestens 35 Prozent sein, es könnten aber auch über 40 Prozent sein... Was wir heute in den Großstädten sehen, wird in Zukunft für das ganze Land normal sein. In einer Stadt wie Frankfurt werden wir zwischen 65 und 70 Prozent haben".
"Das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen zeigt, dass die auf die muslimische Gemeinschaft ausgerichtete Strategie von Mélenchon aufgegangen ist", notierte die Anthropologin Florence Bergeaud-Blackler. Doch mit welchen Folgen für die Zukunft?
"Das massive Votum für Mélenchon ist der Beweis dafür, dass die in den 1990er Jahren begonnene Strategie der Viktimisierung der Gesellschaft in ein oder zwei Generationen das gebracht hat, was sie bringen sollte. Mélenchon hat einen großen Teil der muslimischen Wählerstimmen erhalten, was [seine Partei] natürlich nicht zu einer muslimischen oder islamistischen Partei macht, sondern nur zu einer 'Kuckuckspartei'. Wie der Kuckuck, der seine Eier im Nest eines Vogels einer anderen Art ausbrütet, beherbergt und schützt eine Kuckuckspartei Ideen, die nicht die eigenen sind. Die Muslimbrüder haben eine Strategie, die sie in ihren Plänen aus den 1980er Jahren zum Ausdruck gebracht haben: ein Bündnis mit den fügsamsten Parteien einzugehen, um ihre Ideen zu verbreiten".
Was wird in Frankreich in fünf Jahren passieren, wenn sich die demografische Entwicklung auf den Kopf stellt? Wird es ein Szenario wie in dem Roman "Unterwerfung" von Michel Houellebecq geben, bei dem ein "gemäßigter" Muslimbruder zum Präsidenten gewählt wird? Oder werden es diejenigen mit einer ähnlichen Politik, die dank ihres Paktes mit den muslimischen Gemeinschaften an die Spitze kommen?
"Heute", so der Philosoph Alain Finkielkraut, "gibt es in Seine-Saint-Denis 145 Moscheen im Vergleich zu 117 Kirchen". Die ersteren sind überfüllt, die letzteren halbleer.
Die Zukunft ist schon da.
Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist ein italienischer Journalist und Autor.
[1] Um genau zu sein, erhielt Mélenchon in Saint-Denis 61,13 % der Stimmen, 17 Punkte mehr als im Jahr 2017. In Montreuil erhielt Mélenchon 55,35 %. In Bobigny erhielt er 60 % der Stimmen. Im gesamten Departement Seine-Saint-Denis erreichte Mélenchon 49,09 % – ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu 2017, als er nur 34,02 % erhielt. In Argenteuil, der drittgrößten Stadt der Île-de-France, erreichte er mit 49,89 % den ersten Platz. In der gesamten Île-de-France, dem größten französischen Departement, zu dem auch Paris gehört, hat Mélenchon Macron weitgehend geschlagen.
In der islamisierten Region Seine-Saint-Denis gewann Mélenchon in 37 von 40 Städten. Mélenchon gewann in Marseille (31 %), Le Havre (30 %), Lille (40 %), Lyon (31 %), Montpellier (40 %), Saint-Etienne (33 %), Toulouse (36 %), Straßburg (35 %), Rennes (36 %) und Nantes (33 %). In Marseille und Lyon (zweit- und drittgrößte Städte Frankreichs) machen Muslime bereits 30 % der Bevölkerung aus, und ein Viertel der Schüler an öffentlichen Schulen in Straßburg sind islamisch. In Mulhouse beträgt der Anteil der Muslime an der Bevölkerung bereits 25 %. In Paris kam Mélenchon mit 29 % der Stimmen auf den zweiten Platz. In Aubervilliers gab es ein Plebiszit. "Hier arbeitet die Gemeinde mit den Muslimen zusammen, um eine große Moschee zu bauen", heißt es auf der Tafel, die auf einem Grundstück in der Rue Saint-Denis in Aubervilliers angebracht ist. Der islamische Klientelismus ist in dem französischen Departement "9-3", in dem heute 30 % der Bevölkerung Muslime sind, offensichtlich.
[2] La Courneuve (64 %), Villetaneuse (73 %), Clichy -sous-Bois (72 %), Aubervilliers (70 %). In La Courneuve erhielt Mélenchon 64 % der Stimmen, in Clichy-sous-Bois 60 %, und so weiter.