Wenn Khaled Mashaal schon nicht in der Lage ist, seine eigene Bewegung – die Hamas – von einer Versöhnung mit der Fatah zu überzeugen, wird er kaum andere Hamas-Figuren und Anhänger überzeugen können, ihrer radikalen Ideologie abzuschwören – ganz zu schweigen davon, das Existenzrecht Israels anzuerkennen.
Die Wiederwahl von Khaled Mashaal letzte Woche, einem der hochrangigsten Hamas-Führer, wurde von einigen arabischen und westlichen Analytikern als Zeichen des Verlangen der radikalen Islamisten gewertet, in Richtung "Mässigung und Pragmatismus" zu marschieren. Die Hamas wählte den "gemässigten" Mashaal, so der politische Analyst Ahmed Rafik Awad, um interne Differenzen zu vermeiden. Gemäss Awad sei Mashaal für seine "ausgeglichene Persönlichkeit und zentristischen Positionen" bekannt, "was ihn zu einer äusserst anerkannten Person in der arabischen und internationalen Arena macht."
Walid al-Mudala, ebenfalls Analytiker, ergänzte, dass die Wiederwahl von Mashaal auf weitere vier Jahre "ihm die Möglichkeit gibt, seine Bemühungen zur Neugestaltung der Beziehung der Hamas mit dem Westen fortzusetzen und den Westen davon zu überzeugen, dass die Hamas nicht der Feind ist."
Einige Analytiker aus dem Westen pflichteten dieser Theorie eilig bei, indem sie darauf hinwiesen, dass die Hamas unter Mashaal eine neue und gemässigtere Strategie annehmen werde, inklusive der Anerkennung des Existenzrechts Israels. Offenbar basieren ihre Argumente auf Mashaal Aussagen, die er – natürlich – auf Englisch und keinesfalls auf Arabisch gemacht hat; dass nämlich die Hamas bereit sei, die Zweistaatenlösung anzunehmen. Die Optimisten lassen aber Mashaals Beteuerung ausser Acht, wonach die Anerkennung der Zweistaatenlösung nicht einer Anerkennung des Existenzrechts Israels gleichkommt.
Tatsächlich sagt Mashaal, dass die Hamas einen palästinensischen Staat im Westjordanland, Gazastreifen und Ostjerusalem akzeptieren wird, ohne dabei ihren Kampf, Israel auszulöschen, aufzugeben.
Die Hamas hat Mashaal nicht in einem Amt bestätigt, weil er zum Pragmatiker und Gemässigten geworden ist. Er wurde wiedergewählt, weil sie überzeugt ist, dass er die Fähigkeiten besitzt, die Einstellung des Westens zur Hamas zu ändern. Es gibt nichts Besseres als einen politischen Führer, der auf CNN auftreten kann und versucht, die Hamas als friedliebende Freiheitsbewegung zu vermarkten.
Mashaal mag ein Charismatiker sein und ein pragmatischer Mann, doch letzten Endes wird er die Charta der Hamas nicht abändern können, die zur Zerstörung Israels aufruft. Ebensowenig wird er den bewaffneten Flügel der Hamas, die Izz-ad-Din al-Qassam Brigaden, im Zaun halten können; sie sind verantwortlich für Hunderte von Selbstmordattentate und Tausende Raketenangriffe auf Israel.
Die Al-Qassam Brigaden verfügen über viele Kommandanten im Gazastreifen, die Mashaals augenscheinlichen Pragmatismus und Mässigung nicht teilen. Einer davon ist Mahmud Zahar, ein einflussreicher Hamas-Funktionär im Gazastreifen.
Im Verlauf der vergangenen zwei Jahre ist es Mashaal wiederholt nicht gelungen, seine Rivalen in der Hamas zu überzeugen, der Einheit mit der Fatah zuzustimmen. Als er im letzten Jahr das "Versöhnungs"-Abkommen mit Mahmud Abbas in der katarischen Haupstadt Doha unterzeichnete, sprachen sich die meisten Hamas-Führer im Gazastreifen gegen Mashaal aus.
Wenn also Khaled Mashaal schon nicht in der Lage ist, seine eigene Bewegung – die Hamas – von einer Versöhnung mit der Fatah zu überzeugen, wird er kaum andere Hamas-Figuren und Anhänger überzeugen können, ihrer radikalen Ideologie abzuschwören – ganz zu schweigen davon, dass Existenzrecht Israels anzuerkennen.
Das Bekenntnis zur Gewalt seitens der Führungsriege der Islamistischen Bewegung im Gazastreifen ist ein weiterer Hinweis auf die Herausforderungen, die auf den neuen alten Anführer der Hamas zukommen werden.
Auf die Aussage der Sprecherin des US-Aussenministeriums, Victoria Nuland, dass Washington keinen Dialog mit Hamas-Führern halte, wiederholte die Führung der Bewegung ihre Weigerung, das Existenzrecht Israels anzuerkennen und verneinte ihre Bereitschaft zur Abkehr von der Gewalt. "Wir lehnen solche Aussagen kategorisch ab," sagte Hamas-Sprecher Ezat al-Risheq. "Die Hamas weigert sich, die zionistische Entität und die Rechtmässigkeit ihrer Besetzung von Palästina anzuerkennen", erklärte er. "Palästinensischer Widerstand ist kein Terrorismus, sondern eine legitimes Projekt im Einklang mit dem Völkerrecht."
Hamas-Ministerpräsident Ismail Haniye bestätigte ebenfalls die Weigerung seiner Bewegung, Israel anzuerkennen und dem Terrorismus abzuschwören.
Wer tatsächlich eine echte Veränderung innerhalb der Hamas erwartet, der lebt in einer Illusion. Sogar wenn sich Mashaal selbst verändern sollte, wird die Hamas immer die gleiche Hamas bleiben.