Die Hamas und andere palästinensische Gruppen verweigern sich weiterhin dem Offensichtlichen, nämlich dass die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) es geschafft hat, sich Machtbasen im Westjordanland und Gazastreifen aufzubauen.
Die Palästinenser sprechen ungern über die Tatsache, dass der Islamische Staat hart daran arbeitet, Personen in ihre Reihen zu rekrutieren.
Dass der Islamische Staat im Westjordanland und Gazastreifen sich breitmacht, ist eine ungelegene Entwicklung, sowohl für die Hamas als auch die Palästinensische Autonomiebehörde PA.
Die Hamas will nicht, dass die Welt von der Tatsache erfährt, dass der Islamische Staat schon seit längerem im Gazastreifen operiert. Sie kann sich eine Situation schlicht nicht leisten, in der eine andere Terrorgruppe ihre Exklusivkontrolle über den Gazastreifen herausfordert. Seit der Übernahme der Kontrolle des Gazastreifen durch die Hamas im Jahr 2007 hat sie aufstrebende rivalisierende Kräfte erfolgreich unterdrückt, zuvorderst die säkulare Fatah unter der Führung von Mahmud Abbas.
War bis vor kurzem noch die Fatah eine Herausforderung und Bedrohung für die Hamas-Herrschaft, so ist es nun der Islamische Staat und seine Unterstützer im Gazastreifen, die sich dem Regime der islamistischen Bewegung widersetzen.
Als im vergangenen Jahr die ersten Berichte über Aktivitäten des IS im Gazastreifen kursierten, wiesen die Hamas und andere Palästinenser dieses umgehend als "falsch" ab. Salah Bardaweel, ein führender Hamas Funktionär, sagte im Februar 2014, dass der Islamische Staat im Gazastreifen "nicht existiert". Ende Januar zeigte sich jedoch, dass die Hamas log, als sie die Präsenz des IS im Gazastreifens abstritt.
Knapp 200 Unterstützer des Islamischen Staats protestierten mit IS-Flaggen auf den Strassen von Gaza Stadt gegen einen aktuellen Cartoon des Satiremagazins Charlie Hebdo. Die Demonstranten versuchten, das Büro des Institute Française in Gaza Stadt zu stürmen. In Sprechchören riefen sie zur Tötung von französischen Bürgern auf und verbrannten eine französische Flagge. Offenbar wurde die Hamas von diesen Protesten überrumpelt. Hamas-Sicherheitskräfte eilten umgehend zum Ort des Geschehens, trieben die Demonstranten auseinander und verhafteten sieben IS-Unterstützer.
Versuche seitens der Hamas, den IS-Protest einer Nachrichtensperre zu unterwerfen, schlugen fehl, denn Foto und Videos der Demonstration fanden den Weg in die sozialen Medien. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass der Hamas nahestehende Medien die Demonstration verschwiegen. Die Hamas hoffte, dass die Welt damit die IS-Demonstration auf den Strassen von Gaza ebenfalls nicht zu sehen bekäme.
Die grösste Sorge der Hamas ist, dass die Szenen von IS-Unterstützern im Herzen von Gaza Stadt internationale Geldgeber abschrecken und davon abbringen könnte, die dringend benötigten Mittel für den Wiederaufbau des Gazastreifens bereitzustellen. Gleichfalls fürchtet die Hamas, dass westliche Beamte aus dem Westen, die für die UN und Hilfswerke arbeiten, ihre Reisen in den Gazastreifen einstellen, wenn sie das Filmmaterial über die IS-Unterstützer sehen.
In den vergangenen Wochen wurde ebenfalls deutlich, dass der IS eine gewisse Präsenz im Westjordanland hat – eine ernsthafte Bedrohung für die PA von Mahmud Abbas.
Erst Ende Januar verkündete Israel die Festnahme von Mitgliedern einer IS-Terrorzelle in Hebron im Westjordanland. Im Verhör gaben drei palästinensische Mitglieder dieser Zelle zu, dass sie eine Reihe von Terroranschläge in Israel geplant hatten. Die drei Verdächtigen wurden als Waddah Shehadeh, 22, Fayyad al-Zaru, 21 und Qusai Maswaddeh, 23, identifiziert.
Bis vor kurzem galt noch die Hamas als Bedrohung Nr.1 für die Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland. Nun ist aber klar geworden, dass der Islamische Staat versucht, Machtbasen im Westjordanland zu etablieren. Gemäss israelischen Sicherheitsquellen liefen in den letzten Monaten Dutzende Mitglieder von Hamas und Islamischem Jihad im Westjordanland zum Islamischen Staat über. Ihr Hauptziel, so die Quellen, ist es die PA zu stürzen und einen Terrorangriff gegen Israel zu lancieren.
Abbas hat Glück, dass die israelischen Sicherheitskräfte noch immer im Westjordanland operieren, einschliesslich innerhalb der Städte und Dörfer, die unter der Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde stehen. Ohne die IDF und die verschiedenen Zweige des israelischen Sicherheitsapparates hätten Hamas, Islamischer Jihad und der Islamische Staat die PA schon vor langer Zeit gestürzt und Abbas und seine Beamten enthauptet.
Dennoch, Abbas tut sich schwer damit, die Tatsache anzuerkennen, dass eine zunehmende Zahl Palästinenser aus dem Westjordanland sich dem Islamischen Staat anschliesst. Abbas fürchtet, dass die westlichen Länder ihn in seinen Bemühungen nicht länger unterstützen werden, die Welt für die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates zu gewinnen, wenn er zugibt, dass IS bereits im Westjordanland aktiv ist. Wie auch die Hamas, so fürchtet Abbas, dass der Westen seine Besuche in Ramallah und anderen Städten im Westjordanland einstellt, wenn sie erst einmal über IS Präsenz in der Region im Bilde sind.
Obwohl die Hamas und die Palästinensische Autonomiebehörde weiterhin ihre Köpfe in den Sand stecken und die Realität leugnen, können sie nicht der Verantwortung für die Entstehung des Islamischen Staats im Gazastreifen und Westjordanland aus dem Weg gehen. Die Verherrlichung von Terroristen und Jihadisten und die anhaltende Aufhetzung gegen Israel seitens der PA als auch der Hamas, leiten viele Palästinenser direkt in die offenen Arme des Islamischen Staates.
Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sollten dies bedenken, wenn sie beim nächsten Mal zugunsten der Schaffung eines palästinensischen Staates abstimmen sollen. Ansonsten stimmen sie für die Schaffung eines islamischen, aber nicht palästinensischen Staates.