Die Hamas hat einen neuen Verbündeten gefunden: die anti-israelische Boycott, Divestment and Sanctions (Boykotte, Desinvestitionen, Sanktionen, BDS)-Bewegung.
In den letzten Wochen haben Hamas-Führer große Zufriedenheit über die Arbeit der BDS-Aktivisten in aller Welt ausgedrückt. Die Hamas ist davon überzeugt, dass die Anti-Israel-Kampagne am Ende die Vernichtung Israels vorbereiten wird.
Für die Hamas geht es dabei nicht bloß um Boykotte oder Sanktionen gegen Israel. Es geht vielmehr darum, Israel zu delegitimieren und zu isolieren, zu einem Schurkenstaat zu machen, der kein Recht hat zu existieren.
Darum glaubt die Hamas, dass sie und die BDS-Bewegung ein gemeinsames Ziel haben – nämlich Israel zu zerstören. Was die Hamas betrifft, geht es bei BDS nicht bloß darum, die israelische "Besatzung" zu beenden, sondern Israels Existenz.
Die Hamas unterstützt die BDS-Kampagne zum Boykott israelischer Produkte, Unternehmen und akademischer Institutionen. Aber weil die Hamas Israel zerstören und durch einen islamischen Staat ersetzen will, glaubt sie, dass solche Maßnahmen allein nicht ausreichen. Sie will, dass die BDS-Unterstützer ihre Aktivitäten ausdehnen, um das Ziel der Vernichtung Israels zu erreichen.
Jetzt, wo sich die meisten arabischen Länder – darunter Syrien, Ägypten und Saudi-Arabien – von der Hamas abgewandt haben, sieht die islamistische Gruppe in der BDS-Bewegung ihren natürlichen Partner im Kampf gegen Israel. Mit Genugtuung verfolgen die Führer der Hamas im Gazastreifen die anti-israelischen Aktivitäten der BDS-Unterstützer an Universitäten in den USA, Kanada, Australien und Großbritannien.
Für die Hamas sind sie eine Erweiterung ihrer eigenen seit ihrer Gründung im Jahr 1988 betriebenen Kampagne zur Zerstörung Israels. Während es der Hamas nicht möglich ist, Vertreter an Universitäten zu entsenden, damit sie dort zu Studenten und Professoren sprechen, erledigen die BDS-Unterstützer diese Aufgabe für sie in Vertretung. US-Universitäten, die BDS-Aktivisten erlauben, ihren Hass auf Israel zu verbreiten, sind sich nicht darüber im Klaren, dass diese Leute als Botschafter der Hamas fungieren. Auch scheinen die westlichen Regierungen, allen voran die der USA, nicht zu wissen, dass die Hamas und ihre BDS-Verbündeten auch sie als Feinde der Palästinenser betrachten.
Izzat al-Risheq, ein hochrangiger Hamas-Führer, sagt über die von der US-Regierung öffentlich geäußerte Opposition gegen die anti-israelische BDS-Kampagne: "Die Versuche der US-Regierung, das Aufkommen eines politischen, wirtschaftlichen und akademischen Boykotts gegen Israel zu verhindern, machen sie zu einem Komplizen bei den Verbrechen und dem Terror gegen das palästinensische Volk."
In einem überschwänglichen Lob der BDS-Befürworter und -Aktivisten gab der Hamas-Vertreter offen zu, dass die Zerstörung Israels das finale Ziel der BDS-Kampagne ist: "Wir rufen dazu auf, die Kampagne zur Isolation der Okkupation zu verschärfen und die Existenz der Räuberentität zu beenden", sagte er.
Wenn die Hamas davon spricht, "die Existenz der Räuberentität zu beenden", meint sie damit ihr Ziel der Zerstörung Israels.
Al-Risheqs Bemerkungen zeigen, dass die Hamas große Hoffnungen darauf setzt, dass die BDS-Bewegung durch Boykotte, Desinvestitionen und Sanktionen die Zerstörung Israels vorbereitet.
Die Hamas hält solche Werkzeuge für nicht weniger wichtig als Raketen und Selbstmordbomber, mit denen das Ziel, Israel vom Angesicht der Erde zu tilgen, bislang nicht erreicht wurde.
Auch Ahmed Bahr, ein anderer hochrangiger Amtsträger der Hamas, scheut keine Mühen, um den Beitrag der BDS-Bewegung zur Delegitimierung und Dämonisierung Israels zu preisen. Allerdings hält Bahr den Boykott israelischer Produkte und Unternehmen für "unzureichend". Er ruft zur Gründung einer palästinensischen und internationalen Arbeitsgruppe auf, welche die BDS-Kampagne koordinieren soll und gleichzeitig die Anstrengungen intensivieren, Israel zu "isolieren" und den palästinensischen Forderungen zu "unterwerfen". Auch er wettert gegen die USA, weil diese sich der Anti-Israel-Kampagne widersetzen.
Was Bahr eigentlich sagt, ist, dass die BDS-Kampagne intensiviert werden sollte, bis Israel zur Kapitulation gezwungen ist und alle Forderungen der Hamas akzeptiert – unter ihnen, selbstverständlich, das Ende der Existenz Israels. Wie al-Risheq ist Bahr optimistisch, dass die Arbeit der BDS-Bewegung der Hamas am Ende dazu verhelfen wird, ihr Ziel der Zerstörung Israels zu erreichen.
Letzte Woche hatten die Hamas-Führer einen weiteren Grund zum Jubeln. Diesmal über die Entscheidung der British National Union of Students, Israel zu boykottieren. Die Hamas war die erste palästinensische Gruppe, die ihren Beifall darüber ausdrückte und andere Gruppen in der internationalen Gemeinschaft dazu aufrief, dem Beispiel zu folgen.
Die Anti-Israel-Aktivitäten der BDS-Bewegung haben indessen nicht nur die Hamas gestärkt, sondern zugleich jenen Palästinensern den Boden entzogen, die an Frieden und Koexistenz mit Israel glauben. Viele BDS-Unterstützer sind auch gegen jegliche Treffen zwischen Israelis und Palästinensern und gegen die Sicherheitskoordination zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) im Westjordanland. Ebenso wie die Hamas verlangen viele in der BDS-Bewegung von der PA, dass sie nicht nur israelische Produkte boykottiert, sondern auch die Friedensgespräche mit Israel.
Bislang hat die BDS-Bewegung den Palästinensern nichts Gutes anbieten können. Sie will, dass palästinensische Arbeiter israelische Unternehmen boykottieren, ist aber nicht dazu in der Lage, ihnen eine alternative Einkommensquelle zu bieten.
Wenn den BDS-Anhängern tatsächlich etwas an den Palästinensern liegt, warum gehen sie dann nicht in den Gazastreifen und setzen sich dort für die Rechte der Frauen ein, die unter der Herrschaft der Hamas leben?
Warum kommen sie nicht in die palästinensischen Autonomiegebiete und unterstützen Reformen, Demokratie und Redefreiheit für die Untertanen der PA und der Hamas? Alles läuft darauf hinaus, dass der BDS-Bewegung der Hass auf Israel wichtiger ist als Hilfe für die Palästinenser. Und es geht ihr mehr darum, die Agenda der Hamas zu unterstützen, als darum, die Sache des Friedens in diesem Teil der Welt voranzubringen.