Es war nie schwer die Auswirkungen der Wahl von Jeremy Corbyn an die Spitze der britischen Labour Party vorherzusagen. Obwohl mancher sich fragte, ob der Kandidat der extremen Linken seine Ansichten enthärten könnte, sobald er an der Macht ist, bezweifelten die meisten Beobachter nie, dass jemand, der solche Ansichten fast alleine und als Hinterbänkler über drei Jahrzehnte hegte, sie wohl kaum über Nacht ändern würde, nur weil er Parteichef geworden war. Für jemanden wie Corbyn ist die Erhebung in eine Führungsposition eine Bestätigung der Jahre in der Wildnis, keine Gelegenheit einen ideologischen Ersatz zu finden.
Zur Überraschung von niemandem, der sich mit seiner Politik auskennt, hat Corbyn seine Zeit seitdem damit verbracht sich mit Gestalten zu umgeben, die wohl noch knallhärter sind als er selbst. Er ernannte sofort den IRA-Unterstützer John McDonnell zu seinem Schattenkanzler; etwas später ernannte er Seamus Milne zu seinem Imageberater. Milnes Unterstützung für absolut jeden, solange er antibritisch ist, machte ihn in den letzten Jahrzehnten selbst für viele seiner früheren Kollegen in Großbritanniens Zeitung The Guardian zu extrem.
Das am meisten vorhersagbare und beunruhigende Ergebnis der Wahl Corbyns war immer die Auswirkung, die es auf den wachsenden Antisemitismus und antiisraelischen Aktivismus im Vereinten Königreich haben würde. Während Corbyns Wahlkampf wurde seine verständnisvolle Haltung gegenüber seinem gesamten Milieu aus Antisemiten, Terroristen und Holocaustleugnern zum Thema. Da er viele Tages seines Lebens damit zubrachte auf Bühnen neben Typen wie Paul Eisen, Dyab Abu Jahjah und Raed Saleh zu stehen, war Kritik der Medien an einer solchen Beziehung nur für die jüngsten unter Corbyns Unterstützern eine Überraschung; sie entschieden sich solch ernste Fragen als "Presse-Verleumdungen" abzutun. In dieser Zeit passte Corbyn auf, das er seine extremsten Freunde nicht völlig fallen ließ. Vielmehr gab er vor seine Beziehungen zu ihnen sei weniger als das, was sie sind, oder sie stünden nur miteinander in Verbindung, weil sie wegen "Frieden" und "interreligiöse Fragen" bewegt seien. Und er deutete gewiss nicht an, dass seine Ansichten zum israelisch-palästinensischen Disput - ein Streit, in dem Corbyn ausschließlich und immer die unversöhnlichsten und extremsten Kräfte der palästinensischen Seite unterstützte - sich irgendwie verändert hätten.
Da klar war, dass sich Corbyns Ansichten nicht geändert haben würden und dass die einzigen Leute, auf deren Loyalität er sich verlassen kann, Menschen sind, die so extreme Ansichten wie er oder extremere haben, gab es nur eine mögliche Folge seiner Wahl: dass Corbyn letztlich Ansichten in den Mainstream einbringen würde, die es nur am äußersten Rand der Politik geben sollte.
Nehmen wir die Sicht des Königreichs auf die Hamas. Die Terrororganisation ist in Großbritannien geächtet, aber Jeremy Corbyn hat seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis zu der Gruppe. Es ist sogar aktenkundig, dass er ihre Mitglieder als "Freunde" beschreibt und wiederholt an der Seite von Repräsentanten von Gruppen im Vereinten Königreich und dem Nahen Osten erschien. Heute ist eine wohlwollende Haltung gegenüber geächteten Gruppen wie der Hamas eins der Kennzeichen der Eiferer in Großbritannien, ebenso der grenzenlos Naiven und Ignoranten. Einer der Gründe, dass die Hamas-Unterstützer so viel Zeit mit dem Versuch verbringen vor Studenten im Vereinten Königreich zu sprechen, liegt in der Hoffnung, dass solche Studenten eine Naivität zu ihnen und ihren Zielen demonstrieren werden, die sonst in der Gesellschaft ungewöhnlich sein dürfte.
Was geschieht, wenn ein Pro-Hamas-Redner von einem Anti-Hamas-Redner zur Rede gestellt wird? Der Anti-Hamas-Redner könnte zurecht sagen, dass die Hamas eine extremistische Organisation ist. Der Pro-Hamas-Redner oder der naive Student könnte leicht mit der Frage erwidern, wie eine Organisation für extrem gehalten werden kann, wenn Ihrer Majestät Oppositionsführer ein Freund und Unterstützer der Gruppe ist. Offensichtlich macht das die Hamas nicht weniger extrem, aber es macht es sicherlich einfacher Terroristen als tolerierbar und ihren Rassismus als akzeptabel darzustellen.
Dieser Effet - die Corbynisierung der britischen Politik - hat bereits deutliche Auswirkungen. Letzte Woche sagte Sir Gerald Kaufman, ein Mann mit einer langen Bilanz antisemitischer Äußerungen, etwas selbst nach seinen eigenen hohen Maßstäben Durchgeknalltes. Bei einer Rede auf einer Veranstaltung, die vom mit der Hamas verbundenen "Palestine Return Center" im Parlament organisiert wurde, behauptete Kaufman, die Konservative Partei seit von "jüdischem Geld" beeinflusst. Gefragt, warum die britische Regierung in den letzten Jahren angeblich pro-israelischer geworden sei, sagte er: "Das ist jüdisches Geld, jüdische Spenden an die Konservative Partei - wie bei den allgemeinen Wahlen im May - die Unterstützung durch den Jewish Chronicle, all diese Dinge machen die Konservativen einseitig."
Was Kaufman als nächstes sagte, ist irgendwie noch extremer. Er behauptete, dass die Palästinenser "unterdrückt leben und jederzeit davor stehen erschossen zu werden. Allein in den letzten Wochen haben die Israelis 52 Palästinenser ermordet und niemand beachtet das und diese Regierung kümmert es nicht." Er fuhr mit der Behauptung fort, die jüngsten Messerangriffe auf israelische Bürger seien von der israelischen Regierung erfunden worden, damit sie "Palästinenser hinrichten" kann.
Es hat von anderen Abgeordneten bereits Klagen wegen dieser Äußerung gegeben, auch von Labour-Abgeordneten. Aber was kann man von der Labour-Führung erwarten? Jeremy Corbyn ist ein alter Freund und Verbündeter Kaufmans. Sie haben seit Jahren gemeinsame antiisraelische Plattformen. Während ein Parteichef normalerweise einen Abgeordneten wegen solch empörender und falscher Behauptungen maßregeln würde, ist Kaufman nichts geschehen - und es wird auch nichts kommen. Das ist ein Versagen, das der Partei Schande einbringen sollte. Selbst die Liberaldemokraten schafften es irgendwann ihrer Baroness Jenny "Boom" Tonge die Peitsche abzunehmen; sie hatte wiederholt Ritualmord-Beschuldigungen zu Israel verbreitet. Aber Kaufman ist Teil von Corbyns parlamentarischer Basis und die Art Leute, die diese Dinge auflecken sind Teil der erweiterten Basis des Jeremy Corbyn im Land. Was wird ein Führer wie er tun?
Das ist also eine der bereits aufschreckenden Auswirkungen der Führung Corbyns. Völlig vorhersagbar ist damit angefangen worden Antisemitismus und Verschwörungstheorien in den Mainstream einzubinden und die politische Linke hat wenig neue Verteidigung gegen den Vorwurf gelassen, dass sie es ist, die den Verfechtern des schlimmsten Rassismus unserer Zeit Unterschlupf gewährt. Ist es zu viel gefragt zu hoffen, dass ein Bündnis aus Juden und Nichtjuden jeder vorstellbaren politischen Ausrichtung dagegen halten wird, um sicherzustellen, dass das nicht eintritt??
Nachtrag: Seit dieser Artikel geschrieben wurde, hat Jeremy Corbyn Kaufmans Äußerungen kritisiert und der Fraktionsführer hat sich mit ihm getroffen, aber es wurde nichts weiter unternommen.