Es ist jetzt 18 Monate her, dass zwei Bewaffnete sich Zugang zu den Büros von Charlie Hebdo in Paris erzwangen und daran gingen die Mitarbeiter des Magazins zu ermorden. Die Bewaffneten von Al-Qaida im Jemen riefen namentlich nach dem Chefredakteur - "Charb" - bevor sie ihn und die meisten seiner Kollegen ermordeten. In einem Interview kurz vor seinem Tod sagte Stéphane Charbonnier hinsichtlich der Bedrohung seines Lebens, die eine ständige Sicherheitsüberwachung zur Folge hatte: "Ich ziehe es vor im Stehen zu sterben als auf meinen Knien." Charb starb stehend, im Büro des Magazins, das er herausgab.
In den 18 Monaten seit dem Anschlag auf Charlie Hebdo und den massiven Solidaritätsdemonstrationen auf den Straßen von Paris hat Frankreich eine furchtbare Reihe weiterer Terroranschläge erlitten. Der ISIS-Anschlag vom letzten November auf das Bataclan-Theater und andere Orte in Paris (bei denen 130 Menschen getötet wurden) und dem Anschlag in Nizza vom 14. Juli (bei dem 84 Menschen getötet wurden) sind die tödlichsten und markantesten. Aber andere Terrortaten - einschließlich der Ermordung von zwei Mitgliedern der Polizei in ihrer Wohnung letzten Monat, die von einem Mann ausgeführt wurde, der dem ISIS Treue gelobte - haben weiter stattgefunden und fast Normalität geworden.
Der Mord an dem 84-jährigen Priester Jacques Hamel am 26. Juli, während er die Messe las, schockiert selbst nach den Maßstäben des Frankreich in dieser Zeit. Zwei Männer, die Treue zum Islamischen Staat (IS) geltend machten, betraten die Kirche und ermordeten den Priester rituell, indem sie ihm die Kehle aufschnitten. Ein zweites Opfer kämpft derzeit um sein Leben. Ein Ende dieser Schrecken ist schwer erkennbar, aber diese beiden Gräueltaten in einem Abstand von 18 Monaten sind es wert, dass man sie nebeneinander betrachtet - nicht zuletzt, weil die Reaktion auf sie innerhalb und außerhalb Frankreichs einen ganz winzigen Hoffnungsschimmer in einer sehr dunklen Zeit beinhalten könnte.
Zu den auffallendsten Dingen bei der Empörung nach den Morden bei Charlie Hebdo gehörte, dass sie Frankreich fast vereinten. Es gab solche, einschließlich Menschen, die in der Vergangenheit Opfer der Satire von Charlie Hebdo waren, die nicht in der Lage waren sie als Helden zu betrachten. Aber die französische Mainstream-Gesellschaft als Ganzes sah es fast einvernehmlich so, dass das Magazin und sein grober, respektloser und besonders antiklerikaler Satirestil einzigartig französisch war. Niemand schien überrascht, dass so vielen Menschen rund um die Welt den Sinn des Magazins entgangen war - insbesondere Menschen in der muslimischen Welt. Die Publikation wurde als speziell französisch identifiziert, die als solche für mehr als sich selbst stand. In den Tagen und Wochen nach dem 7. Januar 2015 war das Gefühl besonders stark, dass die Republik selbst angegriffen wurde.
Die Anschläge führten natürlich auch zu einer Flut an virtueller Solidarität. Der Tag "Je Suis Charlie" (ich bin Charlie) nahm nicht nur nur bei Demonstrationen überhand, sondern auch auf Twitter und anderen sozialen Medien. In den 18 Monaten seitdem wurde der Hashtag wiederholend und ermüdend immer wieder herausgeholt: "Je Suis Paris", "Je Suis Brüssel" und so weiter nach jedem Anschlag. Vielleicht lernte mancher in der Folge, dass Solidarität in sozialen Medien - während sie den Vorteil hat, dass die Menschen sich etwas besser fühlen - keinerlei Effekt bei der Verringerung oder zur Beendigung des Terrors hat. Derweil wurde einer der wichtigsten Solidaritätsakte schmerzlich vermisst.
Die Intervention des Papstes in die Diskussion nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo war eine der bedauerlichsten des gesamten Zeitraums. Im Gespräch mit Journalisten in seinem Flugzeug in der Woche nach dem Anschlag gab Papst Franziskus einem seiner Vatikanbeamten an seiner Seite ein Zeichen und sagte: "Wenn mein guter Freund Dr. Gasparri ein Schimpfwort über meine Mutter äußert, dann kann er einen Faustschlag auf die Nase erwarten." Dann sagte er, wobei er so tat als würde er einen Schlag ausführen: "Das ist normal. Man darf nicht provozieren. Man darf den Glauben anderer nicht beleidigen. Man darf sich über den Glauben anderer nicht lustig machen."
Charb und seine Kollegen - die Lebenden wie die Toten - hätten von einem Papst nicht anderes erwartet, dessen Kirche ständiges Ziel ihrer Stifte gewesen ist. Trotzdem war es eine schmerzliche Intervention. Der Repräsentant einer Religion, dessen Gründer für als jemand bekannt ist, der sich für Frieden aussprach, sprach nicht nur die Sprache der Gewalt, sondern die Bemerkung legte eine unvereinbare Trennung des Religiösen und des Säkularen im Zeitalter islamischer Gewalt nahe. Wo Bündnisse hätten leicht sein sollen, wirkten sie plötzlich verdrießlich und unmöglich.
Das brutale Schlachten von Vater Jaceques Hamel öffnet diese Frage vom anderen Ende her. Welche "Provokation" hatte Vater Hamel begangen? Wenn aus einem solchen Akt der Brutalität etwas Gutes entstehen kann, dann wäre es die Möglichkeit der Heilung einer solchen Zerrissenheit. Offensichtlich hat der Papst den Mord an einem Priester seiner eigenen Kirche verurteilt. Aber viele andere antiklerikalen Persönlichkeiten in Frankreich könnten durchaus vor der Ungeheuerlichkeit dessen innehalten, was die Jihadisten wieder einmal getan haben. Man muss nicht religiös sein, um Abscheu vor einer solchen Tat an einem Mann Gottes zu empfinden, der dabei war die Eucharistie zu feiern. Die üblichen Diskussionen im französischen Leben über die Rolle der Kirche und ihrer Rolle im Staat könnte dazu führen, dass zumindest in dieser Zeit innegehalten wird, was die Möglichkeit einer angemessener und längeren Pause in den Feindseligkeiten verbessert.
In diesen beiden, achtzehn Monate auseinander liegenden Anschlägen - auf das Büro eines Magazins in Paris und auf eine Kirche in Rouen - steht das Wesen des Feindes, dem wir uns alle gegenüber sehen, deutlich vor uns. Ein Feind, der bereit ist, die ausgelassensten Säkularisten und die frömmsten Priester, beide an ihrem Arbeitsplatz, abzuschlachten, ist ein Feind, der die gesamte französische Zivilisation und Kultur im Visier hat. Er ist ein Feind - der extremistische Islam - der eindeutig nicht die Absicht hat irgendeine Art Tributangebot oder Friedensgesuch zu akzeptieren, sondern ein Feind, der nach der völligen und vollkommenen Vernichtung seines Gegners strebt. Sollte das nicht der Moment sein, in dem die Gesamtheit einer der größten Kulturen der Erde sich zusammenschließen, sich gegen diesen gemeinsamen Feind wenden und zuerst ihn im Namen der Zivilisation vernichten sollte?
Douglas Murray ist ein Analyst für Tagespolitik und Leitartikler und lebt in London.