Binnen 24 Stunden erlitt Spanien zwei große Terrorangriffe. Eine Dschihadistenzelle tötete 15 Personen in Barcelona und dem Badeort Cambrils. Im vergangenen Jahr war Deutschland das andere europäische Land, das von bewaffneten Islamisten schwer getroffen wurde. Zuerst pflügte ein Dschihadist mit einem großen LKW durch einen Weihnachtsmarkt im Zentrum Berlins und ermordete 12 Personen. Dann hat ein messerschwingender Mann eine Person während eines Angriffs in einem Supermarkt in Hamburg ermordet.
Ein Tag nach dem Gemetzel in Barcelona fand in Turku, Finnland, ein weiterer Terrorangriff statt. Zwei Frauen wurden auf dem Marktplatz der ältesten Stadt des Landes ermordet. Jihad - in Finnland?
Jihad - in Finnland? Terroristen brauchen keine Entschuldigung dafür, "Ungläubige" abzuschlachten. Am 18. August ermordete ein islamischer Terrorist zwei Frauen in Turku, Finnland, während eines Messerstecher-Amoklaufs auf dem Marktplatz der Stadt. Bild: Der Fluss Aura in Turku (Bildquelle: Arthur Kho Caayon / Wikimedia Commons) |
Die islamistischen Angriffe gegen Spanien, Deutschland und Finnland haben das zentrale Problem entlarvt: Der Pazifismus schützt Europa nicht vor Islamisierung oder Terrorangriffen. Spanien und Deutschland waren in der Tat unter den widerwilligsten Ländern Europas, eine aktive Rolle in der Anti-ISIS-Koalition zu übernehmen.
John Vinocur vom Wall Street Journal definierte vor kurzem Deutschland als "ein Land, wo Armee und Luftwaffe im Grunde nicht kämpfen". Und spanische Politiker, seit den Bombenanschlägen 2004, haben keine U.S.- und NATO-Operationen in Ländern wie Libyen und Mali unterstützt. Spanien wurde als "widerwilliger Partner" in der Anti-ISIS-Koalition beschrieben.
Spanien und Deutschland tragen weniger als andere zu den Bemühungen der NATO bei. US-Präsident Donald Trump hat deutlich gemacht, dass die Existenz der NATO von Mitgliedern abhängig ist, die ihre vereinbarten Verpflichtungen zu Militärausgaben von 2% des BIP erfüllen. Spanien gibt weniger als die Hälfte davon aus - 0,91 Prozent. Deutschland macht es nur ein wenig besser - bei 1,19 Prozent. Finnland hat sich der NATO noch nicht einmal angeschlossen.
Die Überraschung der finnischen Elite über den Turku-Angriff wurde von der Financial Times vermerkt:
"Das nordische Land von 5 Millionen Einwohnern kommt nicht prominent in den Dschihadistischen Beschimpfungen gegen den Westen vor. Trotzdem die finnischen Streitkräfte gelegentlich Nato-Missionen in Afghanistan und im Irak unterstützt haben, hat sich das Land durch den langjährigen, nicht ausgerichteten und friedlichen militärischen Status von den meisten Rückschlägen durch die Krisen im Nahen Osten isoliert."
Im Jahr 2004 konnte al-Qaida zum ersten Mal einen Regimewechsel in Europa bewirken, nachdem sie Terroranschläge in den Zügen von Madrid begangen hatte. Kurz nach diesen Bombenanschlägen verwandelte sich Spaniens Parlamentswahl in ein Referendum über seine Beteiligung am Irak-Krieg. Dem dramatischen, wütenden Sieg der Sozialistischen Partei folgte ein Rückzug der spanischen Truppen aus dem Irak. Seitdem ist Spanien in der internationalen Arena fast nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich davon ausgehend, dass der Pazifismus es vor weiteren Anschlägen abschirme, wurde Spanien als "die vergessene Front im europäischen Krieg gegen ISIS" angesehen.
Die spanische Presse war eifrig gleichgültig gegenüber jeder Debatte über die Meinungsäußerungsfreiheit, die damals wie heute unter dem Angriff von Islamisten in Europa stand und steht. Die spanische Presse nahm nicht an einer Diskussion über die Mohammed-Karikaturen teil; kein spanischer Schriftsteller wurde der "Islamophobie" angeklagt, und keine spanische Persönlichkeit wurde unter Polizeischutz gestellt wegen "Kritik am Islam". Es schien, als ob Spanien nicht einmal daran interessiert wäre, was bei islamistischen Angriffen auf die blosse Existenz Europas auf dem Spielt steht. Keine spanische Stadt machte Schlagzeilen wegen multikulturellen Ghettos, wie in Frankreich und Großbritannien. Der Angriff in Barcelona sollte diese Illusion jedoch beendet haben. Terroristen brauchen keine Entschuldigung dafür, "Ungläubige" abzuschlachten.
Deutschland, das großzügigste Land Europas beim Willkommen-heissen von Muslimen, folgte dem gleichen Schicksal wie Spanien. Die deutsche Regierung ging ein bequemes Abkommen über die Migranten mit der Türkei ein; und als ein Komiker, Jan Böhmermann, einen Witz über einen muslimischen Politiker machte, erlaubte die deutsche Regierung ihrer Justiz, den Komiker vor Gericht zu stellen.
Die traurige Schlussfolgerung scheint zu sein, dass Dschihadisten keinen "Grund" brauchen, um Westler zu töten. Sie greifen gleichermaßen Frankreich an, das militärische Operationen im Nahen Osten und Nordafrika durchführt, als auch Länder wie Spanien und Deutschland, die neutral sind. Es genügt ihnen, zu sagen, dass nach der islamischen Lehre Land, das einmal unter muslimischer Herrschaft gestanden hat, für immer und ewig unter islamischer Herrschaft steht. Da Spanien ("Al Andalus" für Islamisten) bis zur christlichen Reconquista (die im Jahre 722 begann) unter islamischer Herrschaft stand und aus dem Muslime im Jahre 1492 vertrieben wurden, gehört das Land laut muslimischen Extremisten dauerhaft dem Islam und muss daher zurückgenommen werden.
Über das Massaker in Barcelona kommentierte der französische Philosoph Pascal Bruckner:
"Niemand ist immun .... Das Bild, das in mir aufkeimt, ist das der Pest von Albert Camus: eine Geißel, die auf eine unschuldige Stadt fällt. Die Ausweitung des Feldes des Dschihadistenkampfes ist universell, die Terroristen beschuldigen die ganze Welt für ihr Versagen. Sie schlagen zu, wo immer es ihnen möglich ist. Der Versuch, ihnen zu gefallen, ist zum Scheitern verurteilt, es ist unsere schiere Existenz, die ihnen unerträglich ist."
Um Trotzki abzuwandeln: Du magst vielleicht nicht daran interessiert sein, den Dschihadismus zu bekämpfen, aber der Dschihadismus ist daran interessiert, dich zu bekämpfen.
Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist ein italienischer Journalist und Autor.