Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat einmal mehr klar gemacht, dass es ihre wahre Intention ist, den Kampf gegen Israel bis zur "Befreiung Palästinas, vom Fluss (Jordan) bis zum (Mittel-)Meer" fortzuführen. Die den Gazastreifen kontrollierende Hamas verkündet, dass sie sich trotz der jüngsten "Versöhnungs"-Vereinbarung, die sie unter der Schirmherrschaft der ägyptischen Regierung mit der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) getroffen hat, auch weiterhin auf den Krieg mit Israel vorbereiten wird.
Während die Vereinbarung von einigen westlichen Analysten fälschlicherweise als ein Zeichen interpretiert wurde, dass sich die Hamas in Richtung Mässigung und Pragmatismus bewegt, betonen die Führer der islamistischen Bewegung, dass sie unter keinen Umständen einer Niederlegung ihrer Waffen zustimmen werden. Tatsächlich gräbt die Hamas weiterhin auf Hochtouren Tunnel unterhalb der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel. Die Hamas plant, diese Tunnel zu benutzen, um bewaffnete Terroristen nach Israel zu schmuggeln.
Erst letzte Woche wurden bei zwei verschiedenen Zwischenfällen im Gazastreifen zwei Terroristen der Hamas getötet, als die Tunnel, in denen sie arbeiteten, über ihnen einstürzten. Die Terroristen wurden als Khalil Al-Dumyati und Yusef Abu Abed identifiziert.
Die Meldungen über den Einsturz der Tunnel fielen zusammen mit den Berichten über die in Kairo getroffene neue "Versöhnungs"-Vereinbarung zwischen der Hamas und der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA). Das heisst, während die Ägypter und Abbas' Vertreter mit den Hamas-Führern Wege zur Beilegung ihres seit zehn Jahren andauernden Disputs und der Erreichung "nationaler Einheit" diskutierten, waren zur gleichen Zeit Terroristen der Hamas emsig mit dem Bau von Tunneln unter dem Gazastreifen beschäftigt, um sich auf weitere Angriffe auf Israel vorzubereiten.
Am 17. Oktober 2013 besuchte der damalige US-Botschafter in Israel Dan Shapiro einen Tunnel, der Israel aus Gaza durchdrang und von der israelischen Armee entdeckt worden war. Shapiro sagte: "Ich war schockiert von dem, was ich im Tunnel gesehen habe. Es ist klar, dass dieser Tunnel nur einen Zweck hat: Terroranschläge gegen israelische Zivilisten und IDF-Soldaten durchzuführen." (Foto Matty Stern / U.S. Botschaft Tel Aviv) |
Das "Versöhnungs"-Abkommen verlangt von der Hamas nicht, dass sie die Terroranschläge auf Israel einstellt. Auch fordert sie nicht von der Hamas, sie müsse ihre Charta, die explizit zur Vernichtung von Israel aufruft, aufgeben. Im Gegenteil, die Vereinbarung, die allerdings noch umgesetzt werden muss, verlangt von Abbas' PA-Regierung, dass sie die Finanzierung diverser Regierungsinstitutionen und Beamten im Gazastreifen wieder aufnimmt.
Mit anderen Worten, diese Vereinbarung ist zum Vorteil der Hamas, da sie diese ihrer Verantwortung gegenüber den zwei Millionen unter ihrer Herrschaft im Gazastreifen lebenden Palästinenser enthebt. Darüber hinaus stärkt das Abkommen die Hamas, indem es ihr ermöglicht, ihre Ressourcen und Energien umzuleiten, um Waffen anzuhäufen und Tunnel zu graben, die sie dann als Ausgangsbasis für Terroranschläge gegen Israel benutzen will. Das Abkommen verlangt von Abbas die Aufhebung der Sanktionen, die er vor Kurzem über den Gazastreifen verhängt hatte, darunter z. B. die Einstellung der Zahlungen an Israel für die Lieferung von Strom, die Kürzung medizinischer Versorgungsgüter und die zwangsverordnete vorzeitige Pensionierung Tausender von Beamten im Gazastreifen. Weiterhin legt die Vereinbarung fest, dass Abbas die Zahlung von Gehältern an Palästinenser wieder aufnimmt, die aufgrund von terrorbedingten Straftaten in israelischen Gefängnissen inhaftiert waren. All dies im Gegenzug für ein einziges "Zugeständnis" seitens der Hamas: die Auflösung der vor einigen Monaten im Gazastreifen geschaffenen Schattenregierung – etwas, zu dem sich die Hamas im Gegenzug für die Aufhebung von Abbas' Sanktionen nur allzu gerne bereit erklärte.
Aber machen wir uns nichts vor: Die Hamas beabsichtigt nicht, die Sicherheitskontrolle über den Gazastreifen abzugeben. Tausende "Sicherheitsbeamte" und Angehörige ihres militärischen Flügels, der Kassam-Brigaden, werden auch weiterhin die Kraft sein, die die Gesetzesgewalt im Gazastreifen durchsetzt. Das heisst, selbst wenn es Abbas' Regierung erlaubt sein wird, im Gazastreifen zu agieren, werden deren Befugnisse lediglich ziviler Art sein, wie etwa die Zahlung von Gehältern und die Finanzierung diverser Projekte.
Selbst eine Woche nach der "Versöhnungs"-Vereinbarung von Kairo drängt die Hamas Abbas immer noch, die von ihm über den Gazastreifen verhängten Sanktionen aufzuheben. Warum die Eile? Weil der Dschihad gegen Israel an die Tür klopft. Die Botschaft der Hamas an Abbas lautet: Beeile dich, und gib uns die Finanzmittel, damit wir unsere Kraft und unser Geld in den Bau neuer Tunnel und den Schmuggel weiterer Waffen (über Ägypten) in den Gazastreifen investieren können.
Die Hamas strebt schon lange nach internationaler Anerkennung und Legitimierung und hofft, dass die Übereinkunft mit Abbas' Palästinensischer Autonomiebehörde diese Mission erleichtern wird. Vor allen Dingen aber will die Hamas die Vereinbarung nutzen, um von der Liste ausländischer Terrororganisationen des US-Aussenministeriums gestrichen zu werden.
Diese Haltung wurde vergangene Woche bei dem Besuch einer Delegation hochrangiger Hamas-Vertreter in Moskau an die russische Regierung übermittelt. Die Hamas hofft, dass die Russen im Rahmen des von Ägypten vermittelten Abkommens mit der PA Druck auf die USA ausüben werden, damit sie von der Terrorliste entfernt wird.
Musa Abu Marzouk, ein hochrangiger Hamas-Vertreter, der an den Moskauer Gesprächen teilnahm, bestätigte, dass er und seine Freunde die Russen um ihre Hilfe gebeten hatten. "Wir haben die Russen gebeten, uns zu helfen, um die USA davon abzuhalten, die Hamas weiterhin auf der (Terror-) Liste zu führen", gab Abu Marzouk an. "Ausserdem baten wir die Russen um Hilfe bei der Beendigung der (israelischen und ägyptischen) Blockade des Gazastreifens." Abu Marzouk und die Hamas-Delegation sind in Moskau offenbar auf offene Ohren gestossen. Sie behaupten nun, die Russen hätten ihnen versichert, dass Moskau die Hamas nicht für eine Terrororganisation halte, "weil die Hamas im Jahr 2006 bei freien und fairen (Parlaments-) Wahlen gewonnen" habe.
Wenn dies der Wahrheit entspricht, haben die Russen scheinbar die Lüge, dass sich die Hamas in Richtung Mässigung und Pragmatismus bewegt, geschluckt – vermutlich aufgrund der jüngsten "Versöhnungs"-Vereinbarung. Was im Hinblick auf die gemeldete russische Position jedoch noch beunruhigender ist, ist, dass Moskau die Hamas anscheinend nicht als Terrororganisation einstuft; der Grund für dieses Versäumnis ist offenbar, dass die Hamas eine Wahl "gewonnen" hat. Die Russen ignorieren die Tatsache, dass die Terrorbewegung seit dem Wahlgewinn der Hamas im Jahr 2006 Tausende von Raketenangriffen und andere Terroranschlägen gegen Israel gestartet hat. Die Russen ignorieren ausserdem die kontinuierliche Aufrüstung und Vorbereitung auf einen Krieg mit Israel durch Tunnelbauarbeiten und die Anhäufung von Waffen im Gazastreifen. Was allerdings noch wichtiger ist, die Russen verschliessen ihre Ohren vor dem, was die Hamas selbst Tag für Tag erklärt, nämlich, dass es ihr wahres Ziel ist, Israel zu vernichten und dass sie in keiner Weise beabsichtigt, von ihrer tödlichen, völkermörderischen Agenda Abstand zu nehmen.
Wie definieren die Russen und der Rest der Welt "nicht verhandelbar"? Offenbar genau so, wie Abu Marzouk nach dem Besuch in Moskau bezüglich der Waffen der Hamas: "Die Waffen des Widerstands gehören allen Palästinensern und sind nicht verhandelbar", betonte Abu Marzouk. "In diesem Punkt dulden wir keine Einmischung."
Diese Erklärung bedeutet, dass die Hamas auch weiterhin darauf besteht, ihre terroristischen und militärischen Kapazitäten in Vorbereitung auf einen künftigen Krieg mit Israel aufrecht zu erhalten.
Auch auf die Gefahr hin, die internationale Gemeinschaft mit beunruhigenden Tatsachen zu überwältigen, sei an dieser Stelle noch eine letzte solche genannt: Das Ziel der Hamas ist es, die Vereinbarung mit der Palästinensischen Autonomiebehörde als Deckmantel zu benutzen, um ihr wahres Ziel zu verschleiern: die Vernichtung Israels.
Und so funktioniert das Ganze: Die Hamas sagt zu Abbas: "Du tust weiterhin so, als ob du Frieden mit den Juden schliessen willst, während wir uns auf den Krieg vorbereiten."
In den Augen der Hamas soll die "Versöhnungs"-Vereinbarung eine praktische Aufteilung zwischen der PA und der Hamas sein, bei der jede Seite die Rolle spielt, die ihr gefällt. Abbas wird weiterhin vorgeben, er wolle Frieden, während die Hamas immer mehr und neue Tunnel baut und weitere Waffen einkauft. Dies ist ihre wahre Agenda: Die Hamas will in Zusammenarbeit mit Abbas die Welt an der Nase herumführen. Dabei wird es Abbas' Job sein, weiterhin den "Frieden" zu verfolgen und Gelder einzustreichen, während die Hamas Planungen für die nächste Runde Terrorismus gegen die Juden vornimmt.
Abzuwarten bleibt nun, ob die vom Westen geförderte Palästinensische Autonomiebehörde die Rolle des Komplizen in diesem Komplott, bei dem es darum geht, die ganze Welt zum Narren zu halten, übernehmen wird. Ebenfalls interessant wird es sein, zu sehen, ob sich die internationale Gemeinschaft einmal mehr in dem von den Meistern der Manipulation – Abbas und Hamas – gesponnenen Netz der Lügen verfangen wird.
Bassam Tawil ist Muslim und lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten.