In dem Moment, als die Palästinenser den saudischen Blogger Mohamed Saud auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem erblickten, zeigten sie ihm, wie sie ihre arabischen Brüder behandeln, indem sie ihm Beleidigungen entgegenschleuderten und ihn anspuckten. Was hat der saudische Besucher getan, um diese Erniedrigung und diesen physischen Missbrauch zu verdienen? Abgebildet: Mohamed Saud schützt sich vor Palästinensern, die ihn am 22. Juli in Jerusalem anspucken. (Bildquelle: Twitter Video Screenshot) |
Als der saudische Blogger Mohamed Saud am 22. Juli an der Al-Aqsa-Moschee ankam, dachte er anscheinend, er würde friedlich an diesem Ort beten, bevor er die Märkte der Altstadt von Jerusalem besichtigen würde.
Außerdem glaubte Saud anscheinend, dass er als arabischer Muslim von seinen palästinensischen Brüdern herzlich willkommen geheißen würde.
Er lag falsch.
In dem Moment, als die Palästinenser den saudischen Blogger an einem der heiligsten Orte des Islam erblickten, zeigten sie ihm, wie sie ihre arabischen Brüder behandeln.
Videos, die auf Social Media auftauchten, zeigten eine Reihe von Palästinensern, die ihm Beleidigungen entgegenschrien und Saud anspuckten. Ein Palästinenser warf später einen Plastikstuhl nach ihm, als er das Gelände verließ.
Was hat der saudische Besucher getan, um diese Erniedrigung und diesen physischen Missbrauch zu verdienen? Welches Verbrechen hat er begangen, um als "Müll", "Tier", "Verräter" und "Zionist" angeprangert zu werden?
Das Verbrechen des unglücklichen Saudis - in den Augen der Palästinenser - war, dass er Teil einer Delegation arabischer Journalisten war, die zu einem Besuch in Israel eingeladen waren. Solche Besuche werden von den Palästinensern oft als Aktionen verurteilt, die zur Förderung der Normalisierung zwischen Arabern und Israel führen. Die Palästinenser sind entschieden gegen jede Form der Normalisierung mit Israel und betrachten es als Verrat. Sie haben Angst, dass, wenn die Araber ihre Beziehungen zu Israel normalisieren, sie aufhören werden, sich um die Palästinenser zu kümmern. Die palästinensische Position ist, dass es keine Normalisierung zwischen Israel und den Arabern geben kann, bevor der israelisch-palästinensische Konflikt gelöst ist.
Diese demütigende Behandlung war alles andere als ein Einzelfall. In dem Moment, als palästinensische Medienorganisationen von der Ankunft der Journalisten in Israel erfuhren, beeilten sie sich, Erklärungen zu veröffentlichen, in denen sie die Delegation anprangerten und Araber und Muslime aufforderten, die Besucher auf die schwarze Liste zu setzen.
Das palästinensische Journalistensyndikat (PJS), ein Gremium, das von Loyalisten der regierenden Fatah-Fraktion von Präsident Mahmoud Abbas dominiert wird, war das erste, das sich gegen die arabischen Journalisten stellte und sie beschuldigte, die Normalisierung mit Israel zu fördern.
Das PJS und andere palästinensische Medienorganisationen forderten den Verband der arabischen Journalisten auf, die Journalisten zur Rechenschaft zu ziehen und auf die "schwarze Liste" zu setzen. Dieser Befehl bedeutet, dass die Journalisten, die Israel besuchten, aus jeder Gewerkschaft oder Organisation, der sie angehören, ausgeschlossen würden. Das bedeutet auch, dass die Gastjournalisten von anderen arabischen Journalisten und Medienorganisationen boykottiert und ihnen Verträge verweigert werden.
Der Hauptgrund, warum der saudische Blogger während seines Besuchs in der Al-Aqsa-Moschee angegriffen und gedemütigt wurde, war Hetze. Diese ging hauptsächlich vom PJS aus, einer Gruppe, die der Fatah angehört, und die von einigen im Westen und sogar in Israel als "gemäßigt" und "pragmatisch" bezeichnet worden war.
Vor kurzem warnte dasselbe PJS, das mit der Fatah verbunden ist, die palästinensischen Journalisten davor, einer Einladung des US-Präsidentengesandten Jason Greenblatt zum Besuch des Weißen Hauses zu folgen.
Im Juni verurteilte das PJS Bahrain, weil es israelische Journalisten eingeladen hatte, über den von den USA geleiteten Wirtschaftsworkshop "Prosperity to Peace" in Bahrain zu berichten.
Rami Alshrafi, einer der Leiter des PJS im Gazastreifen, drohte damit, dass seine Gruppe jeden Journalisten, der Aktivitäten durchführt, die als Normalisierung mit Israel angesehen werden könnten, öffentlich beschämen würde. "Wir werden eine Liste all jener arabischen Journalisten veröffentlichen, die irgendwelche Normalisierungsmaßnahmen mit dem Besatzungsstaat Israel durchführen", sagte er. "Wir werden eine schwarze Liste all dieser arabischen journalistischen Organisationen und Journalisten veröffentlichen, die israelische Journalisten empfangen."
Das PJS hatte vor einigen Jahren auch einen Boykott israelischer Journalisten initiiert und gedroht, jeden palästinensischen Beamten zu boykottieren, der ein Interview mit den israelischen Medien führt. In einem Interview erklärte der PJS-Vorsitzende Nasser Abu Bakr, ein ehemaliger Journalist der Agence France-Presse (AFP), dass die Entscheidung gemäss seiner Freunde getroffen wurde, und er "kam zu dem Schluss, dass kein Interview von [palästinensischen] Beamten [gegenüber israelischen Medien] der palästinensischen Sache dient".
Bizarrerweise trifft sich das Syndikat von Abbas aber immer wieder mit Vertretern der israelischen Medien, obwohl es wiederholt zu deren Boykott aufruft. Unnötig zu sagen, dass das PJS und seine Mitglieder Abbas nie wegen Verstoßes gegen ihr eigenes Verbot verurteilt haben. Sie wissen, dass sie an dem Tag, an dem sie ein Wort gegen den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde sagen, entweder die Mittel der palästinensischen Regierung verlieren oder ins Gefängnis geworfen werden - oder noch schlimmeres.
Erstens haben die palästinensischen Journalisten die Öffentlichkeit gegen ihre israelischen Kollegen aufgehetzt und zum Boykott aufgerufen. Als nächstes wiegelten sie die Öffentlichkeit gegen palästinensische Journalisten auf, die es wagten, sich mit Israelis zu treffen. Nun ist es an den nicht-palästinensischen arabischen Journalisten, die Hitze zu spüren zu bekommen.
Anstatt die arabischen Journalisten in Jerusalem willkommen zu heißen und sie zum Besuch von Ramallah, der faktischen Hauptstadt der palästinensischen Führung, einzuladen, beschlossen die Palästinenser, ihren saudischen Besucher zu beleidigen und körperlich anzugreifen. Als ob das nicht genug wäre, fordern sie auch, dass Araber und Muslime den Blogger und seine Kollegen bestrafen, weil sie angeblich die Normalisierung mit Israel gefördert haben.
Der Angriff auf den saudischen Blogger verheißt nichts Gutes für die Zukunft der palästinensischen Beziehungen zu Saudi-Arabien und anderen arabischen Ländern.
Mehrere Saudis gingen zu Social Media, um ihren Abscheu über den Angriff auf Saud auszudrücken. "Ich kann die Wakaha (Kühnheit) der Palästinenser nicht verstehen, die sich über den Angriff freuten", sagte der saudische Bürger Ibrahim Al-Sulieman.
Ein weiterer Saudi, Abdullah, kommentierte: "Obwohl er nur sich selbst repräsentiert, haben die Palästinenser ihren Hass auf ihn nur deshalb demonstriert, weil er aus Saudi-Arabien kommt."
Während israelische Regierungsvertreter den "grausamen" Angriff auf den saudischen Blogger schnell anprangerten, konnten die palästinensischen Führer den Vorfall nicht verurteilen, eine Reaktion, die die Spannungen zwischen den Palästinensern und Saudi-Arabien verschärfen könnte.
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Palästinenser Saudis nicht auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee sehen wollen: Die Palästinenser haben wahrscheinlich Angst, dass Saudi-Arabien die Rolle des "Hüters heiliger Stätten" in Jerusalem sucht, eine Rolle, die derzeit von Jordanien innegehalten wird. Sowohl Jordanien als auch die Palästinenser gelten als entschieden gegen die Gewährung einer Rolle der Saudis bei der Verwaltung der heiligen Stätten in der Stadt. Ein Monopol über die Moschee bringt ihnen, glauben sie, Prestige und Respekt in den arabischen und islamischen Ländern.
Der Angriff auf den saudischen Blogger ist ein weiteres Zeichen für wachsende Spannungen zwischen den Palästinensern und einigen arabischen Ländern, darunter Saudi-Arabien. Nach einigen Berichten haben die Saudis einen harten Durchgriff gegen die im Königreich lebenden Palästinenser eingeleitet, indem sie Dutzende von ihnen verhaftet und schikaniert haben.
Berichte über eine Annäherung zwischen mehreren arabischen Staaten und Israel beunruhigen die Palästinenser; sie sagen, sie haben das Gefühl, dass ihre arabischen Brüder sich von ihnen abwenden. Dieses Gefühl der Verlassenheit wurde durch die Weigerung Saudi-Arabiens und einiger arabischer Staaten verstärkt, den Forderungen der Palästinenser nach einem Boykott des Wirtschaftsworkshops in Bahrain zu folgen.
Eine kürzlich durchgeführte Meinungsumfrage ergab, dass 80% der befragten Palästinenser die Teilnahme arabischer Länder an dem Workshop als Aufgabe der palästinensischen Sache ansehen.
In gewisser Weise haben die Palästinenser Recht: Ihre arabischen Brüder beginnen tatsächlich, sich von ihnen abzuwenden. Die Palästinenser könnten sich die wichtige Frage stellen: Warum geschieht das? Hier ist ein Hinweis: In das Gesicht eines saudischen Bloggers zu spucken und ihn als "Tier" und "Zionist" zu verfluchen, ist nicht ein Verhalten, das dazu beiträgt, Bargeld aus seinem Staat - oder irgendeiner anderen sich selbst respektierenden Einheit - zu entlocken, der nicht ins Gesicht geschlagen werden will, während er Handzettel verteilt.
Khaled Abu Toameh, ein preisgekrönter Journalist mit Sitz in Jerusalem, ist Shillman Journalism Fellow am Gatestone Institute.