"Sind Sie hinter unschuldigen Zivilisten her oder ist das schlicht Inkompetenz?" wurde IDF-Sprecher Col. Peter Lerner in einem TV-Interview gefragt; das Gesicht der Interviewerin von einer Verachtung verzerrt, wie sie offensichtlich nur Israelis vorbehalten ist. Eine solche Respektlosigkeit gegenüber einem amerikanischen oder britischen Offizier würde den Zuschauer befremden – gegenüber einem arabischen Kommandanten würde sie Rassismusvorwürfe hervorrufen.
Solche Fragen offenbaren die naive und verständnislose Bereitschaft der Medien, der absurden Vorstellung Glauben zu schenken, dass sich in der IDF vom Soldaten bis zum General nur Kindermörderschergen befinden.
Militärische Inkompetenz als einzige Erklärung für den Tod von Zivilisten nahezulegen, offenbart eine haarsträubende, aber wenig überraschende Ignoranz gegenüber der Realität des Kriegs.
Versuche von israelischer Seite, die Einsatzregeln für Angriffe der IDF zu erklären, werden unweigerlich als lachhafte Fabrikation abgetan.
Die Wahrheit sieht anders aus. Die IDF hat umfangreiche und komplexe Massnahmen entwickelt, um die zivile Opferzahl während Angriffen auf legitime militärische Ziele zu minimieren. Jedem Angriff geht ein obligatorischer Einsatz von Multi-Sensoren-Systeme zur Lokalisierung allfälliger Zivilisten voraus. Textnachrichten, Telefonanrufe und Radionachrichten auf Arabisch fordern Bewohner auf, den Ort zu verlassen. Aus der Luft abgeworfene Warn-Flugblätter zeigen Karten, auf denen sichere Gebiete eingezeichnet sind. Bleiben diese Warnungen unbeachtet, werfen Flugzeuge nicht-tödliche Munition ab, um vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff zu warnen.
Erst wenn sich Piloten und Einsatzleiter sicher sind, dass sich keine Zivilisten am Ziel befinden, wird eine Genehmigung zum Angriff erteilt. In den letzten Tagen brachen Piloten viele Einsätze ab, weil Zivilisten in den Zielgebieten verblieben sind.
Bodentruppen verfügen über entsprechende Einsatzregeln. Aussagen von IDF-Infanteristen, die aus dem Kampf an der Grenze zu Gaza zurückgekehrt waren, bestätigen, dass auch für sie die Vermeidung von zivilen Opfern oberste Priorität hat, selbst wenn sie unter Beschuss stehen.
Zurück im sicheren Fernsehstudio, die sichtbare Wut der Interviewerin auf den IDF-Sprecher hat jegliche professionelle Objektivität überwältigt: "Sie reden unendlich viel über ihre Warnungen. Tatsache ist aber, dass sie eineinhalb Tausend Menschen getötet haben, die überwältigende Mehrheit Zivilisten!"
Mit wenigen Ausnahmen akzeptieren Reporter, Kommentatoren und Analysten ohne Widerrede die Opferstatistiken der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden Gaza, die alle Toten der IDF zuschreiben. Stirbt irgendjemand in Gaza eines natürlichen Todes? Massenexekutionen von "Kollaborateuren", und Zivilisten, die von fehlgeleiteten Hamas-Raketen getötet werden; sie alle werden dem IDF-Beschuss zugeschrieben.
Besteht die "überwältigende Mehrheit" der Getöteten wirklich aus Zivilisten? Es will so scheinen. Wir sehen eine Menge grotesker und herzergreifender Bilder von Toten und blutenden Frauen und Kinder, aber nie auch nur einen flüchtigen Blick auf einen getöteten oder verwundeten Kämpfer. Genauso wenig hinterfragen oder kommentieren Reporter das völlige Fehlen von militärischen Opfern in Gaza, ein einzigartiges Phänomen dieses Konflikts. Zunehmende Hinweise deuten darauf hin, dass die Hamas durch direkte Gewalt oder Androhungen Journalisten davon abhält, ihre Kämpfer zu filmen, egal ob tot oder lebendig.
Wir werden die Wahrheit erst am Ende kennen. Doch bereits jetzt sind die Befehle der Hamas bekannt, alle Toten als unschuldige Zivilisten zu vermelden. Nach der Operation Gegossenes Blei (2008/2009 in Gaza) schätze die IDF die Anzahl der Todesopfer auf 1'166 Palästinenser, davon 709 Hamas-Kämpfer. Die Hamas behauptete mit Unterstützung einiger NGOs, dass nur 49 Kämpfer getötet worden seien, die restlichen Toten seien unschuldige Zivilisten. Erst viel später musste die Hamas zugeben, dass zwischen 600 – 700 der Opfer tatsächlich Kämpfer waren. Doch die Medien sind vergesslich.
Detaillierte Opferanalysen von Al-Jazeera weisen darauf hin, dass es sich bei den meisten getöteten Menschen im Gaza um junge Männer im Kampfesalter handelt – und nicht um Frauen, Kinder oder alte Menschen.
Gemäss einem Analysten machen Frauen 21% der Todesopfer aus.
Erste Analysen des Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center in Israel deuten an, dass von den ersten 152 getöteten Palästinenser 71 Kämpfer waren (oder 46.7%) und 81 (oder 53.3%) nicht-beteiligte Zivilisten. Diese Analysen sind noch nicht abgeschlossen, doch lassen sie bereits Zweifel an den UN Schätzungen zu, dass zwischen 70-80% der palästinensischen Opfer Zivilisten sind.
Nichtsdestotrotz wurden viele unschuldige Zivilisten getötet. Wie konnte das angesichts der IDF-Massnahmen passieren?
Fehler passieren. Überwachung und Aufklärung sind nie narrensicher. Gemäss einigen Berichten hat die Hamas Zivilisten dazu gezwungen, sich in Gebäude zu begeben, die zuvor evakuiert worden waren. Angrenzende Gebäude, in denen sich Zivilisten befinden können aufgrund von Sekundärexplosionen – ausgelöst durch zerstörte Hamas-Waffenlager – kollabieren.
Fehler können bei der Interpretation von Bildmaterial, den Informationskanälen und der Eingabe von Daten unterlaufen. Man weiss noch nicht definitiv, was mit den vier Kindern geschah, die am Strand von Gaza auf tragische Weise getötet wurden; es ist jedoch wenig wahrscheinlich, dass sie als Kinder identifiziert und dann absichtlich getötet wurden.
Waffenlenksysteme können versagen und Bomben, Kugel oder Raketen überall landen, wo sie nicht landen sollen. Sogar das beste Hi-Tech Kommunikationssystem kann im kritischen Moment versagen. Fehler und Versagen passieren allen kämpfenden Armeen und in allen Konflikten.
Davon abgesehen sind alle toten palästinensischen Zivilisten in diesem Konflikt das ultimative Ergebnis der Aggression der Terroristen aus Gaza gegen Israel und des Missbrauchs menschlicher Schutzschilder durch die Hamas.
Waffen innerhalb von dichtbesiedelten Gebieten zu lagern und abzufeuern, Zivilisten trotz Warnungen zum Ausharren zu zwingen, israelische Einheiten zu tödlichen Angriffen auf die eigene Bevölkerung zu locken, um palästinensischen Todeszahlen zu generieren, ist unverzichtbar für den Propaganda-Krieg der Hamas. Damit will sie den internationalen Druck auf Israel lenken und weltweit zu anti-israelischem und antisemitischem Hass anstiften.
Die abscheuliche Ausnutzung des Leids ihres eigenen Volkes und die Komplizenschaft der Medien werden nirgendwo zynischer veranschaulicht als in den Operationssälen des Gazastreifens. Ohne Rücksicht auf lebensrettende Hygiene, Pflege, Privatsphäre oder Würde der Verwundeten, drängen palästinensische Beamte enthusiastisch Kamerateams in die Notaufnahmen, während verzweifelte Chirurgen um das verblutende und gebrochene Leben eines Kindes kämpfen.