Die Ägypter sind wütend darüber, dass US-Präsident Barack Obama diese Woche den Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, im Weißen Haus empfangen hat. Die Obama-Administration lasse einmal mehr die moderaten Araber und Muslime im Stich, indem sie diejenigen hofiere, die die islamischen Terrorgruppen unterstützen und finanzieren, heißt es.
Das Treffen zwischen Obama und dem Emir von Katar fand zu einer Zeit statt, wo Ägypten das Emirat gerade erst der Unterstützung des Terrorismus bezichtigt hatte.
Obama hingegen wird mit den Worten zitiert, Katar sei ein "starker Partner in unserer Koalition, die das Ziel hat, ISIL [ISIS/Islamischer Staat] zu schwächen und am Ende zu besiegen. Wir haben uns beide verpflichtet, sicherzustellen, dass ISIL vernichtet wird und dass im Irak alle Menschen friedlich miteinander leben können."
Obamas Entscheidung, den Emir von Katar zu empfangen, und seine nachfolgenden Äußerungen, in denen er die Rolle des Emirats beim "Kampf" gegen den Islamischen Staat lobte, wurden von den Ägyptern und anderen Arabern und Muslimen heftig kritisiert.
Viele Araber und Muslime betrachten das Treffen zwischen Obama und al-Thani als Belohnung für Katars fortwährende Unterstützung radikaler islamischer Gruppen im gesamten Nahen Osten, darunter dem Irak, Syrien, Ägypten, dem Libanon und dem Gazastreifen.
Erst eine Woche vor der Begegnung hatte der ägyptische Gesandte bei der Arabischen Liga, Tareq Adel, Katar der Unterstützung des Terrorismus bezichtigt. Als Reaktion darauf rief Katar seinen Botschafter aus Kairo zu "Beratungen" zurück.
Die jüngste Krise zwischen Kairo und Doha war ausgebrochen, nachdem Katar Vorbehalte gegenüber den Luftangriffen geltend gemacht hatte, die Ägypten als Vergeltung für die Ermordung von 21 ägyptischen koptischen Christen gegen Ziele des Islamischen Staats in Libyen geflogen hatte.
Am Vorabend des Treffens im Weißen Haus wurde aus ägyptischen Quellen bekannt, dass Katar Mitglieder des Islamischen Staates in Libyen mit Waffen und Munition versorgt. Es heißt, 35 katarische Frachtmaschinen würden für Munitionslieferungen an die Terrorgruppe genutzt.
Ägyptens Präsident Abdel Fattah el-Sisi und seine Regierung betrachten Katar als einen der wichtigsten Helfer und Mäzene islamischer Terrorgruppen. Ohne Katars Unterstützung und Geld, so glauben sie, wären islamische Terrorgruppen nicht in der Lage gewesen, zahlreiche Anschläge auf ägyptische Soldaten im Sinai durchzuführen, und die Hamas würde nicht den Gazastreifen beherrschen.
Gleichfalls empört sind Präsident Sisi und seine Regierung nun darüber, dass Obama den Emir von Katar auch noch öffentlich begrüßt.
Es wird nun erwartet, dass Sisi nächste Woche nach Saudi-Arabien reisen wird, um dringende Gespräche mit König Salman bin Abdel Aziz über die Krise zwischen Ägypten und Katar abzuhalten. Laut ägyptischen Medienberichten wird Sisi sich beim saudischen Monarchen wohl auch über Obamas Unterstützung Katars beschweren, die zu einem Zeitpunkt erfolgt, wo Ägypten und andere arabische Länder sich im Kampf mit Terrorgruppen befinden, welche von Katar unterstützt werden.
Der ägyptische Präsident hofft, dass die Saudis ihren Einfluss geltend machen werden, um Obama davon zu überzeugen, nicht mehr länger ein Land zu fördern, dass ganz offen Terrorgruppen unterstützt.
Die von der Regierung kontrollierten Medien in Ägypten sind derzeit gefüllt mit Artikeln und Karikaturen, in denen Obamas Politik gegenüber Katar verurteilt wird. Solche Angriffe auf Obama würde es nicht geben, wenn Sisi und seine wichtigsten Berater in Kairo sie nicht billigen würden.
Eine dieser Karikaturen zeigt beispielsweise Obama, wie er bei einer Pressekonferenz neben dem Emir von Katar steht und erklärt: "Wir haben unseren Emir aus Katar zu Beratungen zurückgerufen." Die Botschaft: Obama und der Emir, ein großer Unterstützer des islamischen Terrorismus, sind Kumpel.
Ägyptens Verurteilungen Katars richten sich deshalb auch gegen die Obama-Administration; diese verliert, wie es scheint, wegen ihrer Unterstützung Katars und dessen Handlanger, der Muslimbruderschaft, derzeit einen arabischen Verbündeten nach dem anderen.
In einem Beitrag für die Zeitung Al-Makal richtete der Kolumnist Ahmed al-Faqih kürzlich einen vernichtenden Angriff gegen Katar und die USA: "Der katarische Zwerg füttert das ISIS-Monster", lautete die Überschrift.
Al-Faqih behauptete, dass Katar nichts anderes sei als eine Marionette in den Händen der USA und des israelischen Geheimdienstes Mossad, und dass es seine Ressourcen nutze, um den Terrorismus zu unterstützen.
Ein anderer Leitartikler, Ahmed Musa, schrieb, dass Katar, "welches mit Israel und den USA verbündet ist", benutzt würde, um arabische Länder wie Ägypten, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Libyen und Syrien zu bekämpfen.
"Katar konspiriert gegen Ägypten, um den Interessen von Terrororganisationen zu dienen", schrieb Musa, und wies auf die enge Bande zwischen den Kataris und der US-Administration hin. "Das katarische Regime hat sich mit den Mördern von der Mulimbruderschaft und den Terroristen des Islamischen Staates und Al-Qaedas verbündet und zahlt ihnen Milliarden von Dollar."
Arabische Politikanalysten zeigen sich aber nicht nur besorgt über Obamas enge Beziehungen zu Katar, sondern auch über dessen andauernde Versuche einer Appeasement-Politik gegenüber dem Iran. Was jetzt notwendig sei, sei eine ernsthafte US-Politik gegen den Terrorismus, ebenso wie eine neue, harte Linie gegenüber dem Iran.
Während Obama al-Thani empfängt, sieht sich Katar mit weiteren Anklagen wegen der Unterstützung islamistischer Gruppen konfrontiert. Katar leiste "finanzielle, logistische und medientechnische Unterstützung für die Anführer des Terrors", sagen die Ägypter.
Katar ist desweiteren einer der größten finanziellen Unterstützer der Hamas, deren Führer, Khaled Mashaal, in Katars Hauptstadt Doha residiert. In den letzten Jahren hat Katar die Hamas mit Hunderten Millionen Dollar finanziert– Geld, das dafür genutzt wird, jene Waffen zu kaufen und zu entwickeln, mit denen Israel angegriffen wird.
In der Zwischenzeit baut der Iran seine Präsenz in arabischen Ländern wie dem Jemen, dem Irak und dem Libanon immer weiter aus.
Im Jemen haben die vom Iran unterstützten Houthi-Milizen zum Sturz der dortigen Regierung beigetragen, sagte US-Außenminister John Kerry diese Woche.
In Syrien ist der Iran tief in die Unterstützung des Regimes von Bashar Assad und der Hisbollah bei deren Kampf gegen die Kräfte der Opposition verstrickt. Iranische Generäle und Militärexperten operieren auch auf den Golanhöhen entlang der Grenze mit Israel.
Im Irak befinden sich laut der Nachrichtenagentur Reuters Hunderte iranische Militärberater. Der Reuters-Bericht zitiert irakische Offizielle mit den Worten, Teheran greife ein, weil es den Islamischen Staat für eine akute Bedrohung der schiitischen Heiligtümer halte. Die Iraner hätten geholfen, schiitische Freiwilligenmilizen aufzubauen, um den Irak gegen die Terroristen des Islamischen Staats zu verteidigen.
Was den Libanon betrifft, so unterhält die vom Iran unterstützte Terrorgruppe Hisbollah dort weiterhin eine machtvolle politische und militärische Präsenz.
"Die Islamische Republik Iran hat dem Irak, Syrien, Palästina und der Hisbollah geholfen, indem sie Technologie für die Herstellung von Raketen und andere Ausrüstung lieferte", wurde der Luftwaffenkommandant der Revolutionären Garde, Brigadegeneral Amir Ali Hajizadeh kürzlich zitiert.
Zu dem Zeitpunkt, wo Obama das Weiße Haus verlässt, wird der Iran sehr wahrscheinlich noch mehr arabische Länder kontrollieren – und von Katar unterstützte Terrorgruppen werden noch viel stärker sein und gleichermaßen noch mehr Muslime und Nichtmuslime töten.