Als Vater Gabriel Naddaf, ein griechisch-orthodoxer Priester in Nazareth (Israel), seine Kampagne begann israelische Christen zu überzeugen, dass sie in den israelischen Verteidigungskräften (IDF) dienen sollten, entfachte er unbeabsichtigt einen Feuersturm zwischen opponierenden Kräften innerhalb und rund um Israels christliche und muslimischen Gemeinschaften.
Seine aus seiner Liebe zu und Respekt für sein Heimatland entstandene Entscheidung - zusammen mit seiner Anerkennung des Judentums und Israels als der Wiege des Christentums - hat vielleicht die Bühne für eine lange überfällige Wiedervereinigung von den heutigen Christen und Juden in Israel bereitet.
Kurzfristig hat Vater Naddafs Entscheidung die christliche Gemeinschaft polarisiert, von der sich ein großer Teil dem arabisch-palästinensischen Narrativ angeschlossen hat - einem Narrativ, das von Kräften hinter Yassir Arafat in den 1960-er Jahren entwickelt und dazu geschaffen wurde Israel als jüdischen Staat auszulöschen.
Langfristig könnte Vater Naddafs Entscheidung jedoch die Gelegenheit bieten, dass Christen sich auf die Werte Israels als wichtigstem Freund und Partner konzentrieren. Naddafs Reise hat das Potenzial die Weise zu gestalten, in der israelische Christen ihre Beziehungen untereinander, zu ihrem Heimatland und zu ihren jüdischen Nachbarn definieren.
Vielleicht hat Naddaf mit der Ankündigung seiner Unterstützung Israels und dem mutigen Anerkennen der Wurzeln des Christentums im Judentum einen kleinen Schritt dahin getan die heutigen israelischen Christen von ihrer derzeit deplatzierten Identifizierung als "Araber", als "Palästinenser" und als eine Art Fünfter Kolonne innerhalb Israels zu entkoppeln.
Mitch Ginsburg bestätigt in einem Artikel in der Times of Israel:
"Naddaf will eine neue Identität und eine gesonderte Gemeinschaft gestalten. Er glaubt, dass er in den kommenden Jahren 50.000 Arabisch sprechende Christen in Israel zusammenbekommen wird, die sich auf die Seite des jüdischen Volkes und Israels stellen. Der erste Tagespunkt auf dem Weg zu dieser neuen Identität, sagte er, sei 'die Angst zu brechen', die die Gemeinschaft ergriffen hat. Er verglich die Arabisch sprechen Christen in Israel, die Minderheit unter den Minderheiten, mit den Juden in der Diaspora: gute Noten, ziemlich gute Jobs, wenig Probleme. 'Christliche Araber sind Geiseln', sagte er und fügte hinzu: 'Die einzige Gelegenheit, bei der sie sich frei fühlen sich als Christen zu identifizieren, besteht dann, wenn sie mich geißeln."
Wie Christen in der Region anfingen sich als Araber zu identifizieren, ist ein komplexes Rätsel; die christliche Geschichte vom Jahr 30 unserer Zeitrechnung bis zur Belagerung Jerusalems im Jahr 637 war nicht im Mindesten arabisch, sondern vielmehr jüdisch und römisch.
Früher christlicher Antisemitismus, bezeugt bis zurück ins zweite Jahrhundert unserer Zeitrechnung, spielte gewiss eine große Rolle bei der Trennung der Christen von ihren jüdischen Wurzeln. Ein weiterer Keil war die Invasion der arabisch-islamischen Armeen im siebten Jahrhundert, die die Region in eine islamisch-kolonialistische Festung verwandelte, in der Christen weitgehend als Dhimmis ("tolerierte" Bürger zweiter Klasse, die erniedrigenden Gesetzen folgen und Schutz kaufen mussten), bis das Osmanische Reich 1916 und am Ende des Ersten Weltkriegs zusammenbrach.
Vater Gabriel Naddaf steht heute an vorderster Front dessen, was eine Seite als hoffnungsvolle Einigkeitsbewegung sieht und was andere laut als politisches Komplott zum Zerfall der arabisch-palästinensischen politischen Sache verächtlich machen.
Kapitel eins dieser Geschichte begann, als Vater Gabriel Naddaf als neu ernannter Priester der griechisch-orthodoxen Kirche für die Idee zu sprechen begann, dass es für Christen an der Zeit sei ihr Heimatland Israel und ihre jüdischen Wurzeln anzunehmen. Damals lehnte der Patriarch Irenäus von der griechisch-orthodoxen Kirche die Vorstellung als zu kontrovers ab.
Mitch Ginsbergs Artikel stellt heraus, wie einzigartig und außergewöhnlich Naddafs Entscheidung ist:
"Ein Arabisch sprechender christlicher Geistlicher, der orthodoxe Priester Vater Gabriel Naddaf, hat das Undenkbare getan: Er hat einen Aufruf an die arabisch-christlichen Einwohner Israels griechischer und aramäischer Herkunft ausgegeben ihre arabische Identität neu zu bewerten und sich selbst als indigene Christen griechischer und aramäischer Herkunft zu betrachten, die untrennbar mit dem jüdischen Volk und dem Alten Testament verbunden sind; sie sollten dieses Band stärken, indem sie in der israelischen Armee dienen."
Kapitel zwei führt die Neugestaltung einer Identität ein. Es beginnt im Jahr 2007, als ein Mitglied der maronitisch-christlichen Kirche aus der nordisraelischen Stadt Jish (Gush Halav), IDF-Hauptmann (a.D.) Shadi Khalloul sich mit dem bald darauf der Knesset angehörenden (MK) Yariv Levin traf. Aus diesem Treffen entstand ein neuer Begriff aus seiner antiken Saga: Aramäer. Das wurde auch für Levin von Interesse, der, als er 2009 in die Knesset gewählt wurde, anfing für die Interessen der israelischen Aramäer einzutreten.
Aramäer werden von Historikern als untergegangene Zivilisation semitischer Herkunft betrachtet. Die dem Hebräischen ähnelnde aramäische Sprache war eine alltägliche Handelssprache in weiten Teilen des Nahen Ostens der Zeit des Zweiten Tempels. Jesus und seine Apostel sprachen Aramäisch, das - zumindest bis vor Kurzem - immer noch in Städten überall in Syrien gesprochen wurde, lange nachdem ihre ethnischen Ursprünge verschwunden waren.
Der Begriff "Aramäer" hat sich in den Nachrichtenmedien noch nicht durchgesetzt, die die Christen des Nahen Ostens immer noch als "christliche Araber" bezeichnet - ein verwirrender Begriff, zum Teil weil "Christen" aus vielen unterschiedlichen Strömungen des Christentums mit "muslimischen Arabern" in denselben bequemen Topf geworfen worden sind.
Die katholischen und östlich-orthodoxen Konfessionsströme haben sich typischerweise und aus Gründen, über die nur spekuliert werden kann, den politisch-religiösen Agenden der palästinensischen Araber und Muslime angeschlossen. Gleichermaßen haben sich einige protestantische Denominationen, die sich auf die Seite der palästinensischen Araber gestellt haben, dem Chor gegen Israel angeschlossen.
Vater Naddafs Ideen laufen denen einiger christlichen Theologien von heute zuwider, die weniger religiös als vielmehr politisch motiviert zu sein scheinen. Christlicher "Palästinenserianismus" zum Beispiel ist eine manipulative und abwegige Theologie, die Jesus mit der politischen palästinensisch-arabischen Sache verbindet.
Es überrascht nicht allzu sehr, dass die palästinensische Autonomiebehörde (PA) auf dieses Trittbrett aufgesprungen sind und das Narrativ des "palästinensischen Jesus" als Schlachtruf für ihre Sache anführt, sich aber einer radikalen islamischen Ersetzungstheologie unterwirft, die Archäologie und Geschichte ebenso negiert wie sie es mit dem Christentum tut.
In einem Artikel für Breaking Israel News schreibt Ahuva Belofsky 2015:
"In Reaktion auf wiederholte Äußerungen von PA-Offiziellen, Jesus sei ein Palästinenser gewesen, verurteilte der israelisch-christliche Leiter Vater Gabriel Naddaf diese Behauptungen. 'Aufgrund welcher Autorität macht Präsident Abbas geltend, dass Jesus Palästinenser war?', schrieb Naddaf. 'Die Bibel sagt, er wurde in der jüdischen Stadt Bethlehem jüdischen Eltern aus der Stadt Nazareth geboren; er wurde am 8. Tag als Jude beschnitten und wurde von seinen Eltern gemäß dem mosaischen Gesetz im jüdischen Tempel dargebracht.'"
Kapitel drei greift Vater Naddafs Gefühl für die Bestimmung von Christen Hand in Hand mit Israel als jüdischem Staat auf. Es kam ein Tag, an dem Naddaf erkannte, dass er sich so gar nicht mit dem negativen Beinamen "arabischer Christ" identifizierte und dass er weder auf ihn noch auf seine griechisch-orthodoxen Anhänger zutrifft. "Wir haben in diesem Land [Israel] ein gemeinsames Schicksal, denn was immer den Juden hier widerfährt, widerfährt auch uns", macht er in einer aktuellen Stellungnahme geltend.
Seit diesen frühen Tagen hat er kontinuierlich daran gearbeitet sich von dem Etikett "arabisch" zu trennen, das ihm von den Medien, von religiösen Traditionen und bis vor kurzem von der israelischen Regierung angehängt wurde; diese hat jetzt Aramäer als offizielle "Minderheitengruppe" anerkannt, die berechtigt ist Zuschüsse von der israelischen Regierung zu erhalten.
Naddafs Arbeit junge Christen für die IDF anzuwerben, begann anfangs in aller Stille. 2014 berichtete die Jerusalem Post, dass die IDF, die von Christen und Muslimen nicht fordert zu dienen, offizielle Einberufungsbescheide an junge Christen im wehrfähigen Alter verschickte, mit denen sie eingeladen wurden sich freiwillig für den Dienst zu melden. Von diesem unscheinbaren Anfang wuchs das auf bis heute mehr als 100 junge Christen an, die sich jedes Jahr freiwillig für den Dienst melden und Naddaf glaubt, dass die Zahl rapide steigen wird. Durch die IDF werden Christen in der Lage sein sich einfacher an die israelische Gesellschaft anzupassen.
Für einen Visionär ist das Leben allerdings niemals leicht. Ginsberg schreibt in seinem Artikel in der Times of Israel aus dem Jahr 2014:
"Er weiß, dass sein Leben gefährdet ist. Er ist als Verräter bezeichnet worden. Die Reifen seines Autos wurden aufgeschlitzt; blutige Lumpen wurden vor seinem Wohnhaus hinterlassen. Er wird regelmäßig über das Telefon bedroht und letztes Jahr wurde sein Sohn vor seinem Haus von einem Jugendlichen angegriffen, der einen eisernen Knüppel schwang."
Die Nachrichtenmeldungen machen nicht klar, wer die Angreifer waren, aber eine Werbetafel in der Nähe seiner Kirche in Nazareth, aufgestellt, nachdem sein Sohn angegriffen wurde, lässt wenig Zweifel:
Die große Werbetafel im Zentrum von Nazareth warnt Christen davor Allah zu beleidigen; fotografiert im Januar 2014. |
Die israelische Regierung hat leider sehr träge reagiert um die Täter dieser Anschläge strafrechtlich zu verfolgen; es gab nachweislich ein paar Fingerabdrücke. Aber Naddaf hat sich auf seinen Weg festgelegt, auch wenn manche seiner Freunde und Verbündeten das Projekt wegen der Drohungen aus der religiösen Hierarchie und von anderer Seite im Stich gelassen haben.
Viele Theologen, sowohl jüdische als auch christliche, bezeichnen Israel als das Zentrum der Welt Gottes - "Gottes Augapfel" heißt es in Sacharja 2,8. Aber es gibt viele Christen, für die die Bibel weniger ein "verlässliches" historisches Dokument ist als eher ein Buch der Dichtkunst oder Inspiration. Es gibt auch christliche Gruppen (manche sagen: die Mehrheit), die "Ersetzungstheologien" folgen, die Israel komplett abgeschrieben haben. Diese weit verbreitete, aber irrige Version des Christentums überträgt die Bundesversprechen Gottes an Israel auf die christliche Kirche.
In ähnlicher Manier sagt ein geläufiges muslimisches Narrativ, der Islam ersetze sowohl Christentum als auch Judentum. Es gibt viele in der muslimischen Welt, die fest entschlossen sind die Geschichte des Nahen Ostens umzuschreiben; sie haben gelobt den Namen Israel und die Juden insgesamt auszumerzen. Wie wir jüngst in Nigeria, Syrien und dem Irak gesehen haben, wurde, nachdem erst die Juden ins Visier genommen wurden, dann als nächstes auf die Christen gezielt: "Zuerst die Samstagsleute, dann die Sonntagsleute", heißt eine Redensart im Nahen Osten.
Vater Naddaf hat im Gegensatz dazu Führung angeboten um Christen und Juden zu vereinen. Eine schnell wachsende Zahl an Christen betrachtet ihn als jemanden, der ihnen die Gelegenheit bietet sich eine enorme Zukunft vorzustellen und aufzubauen.