Palästinensische Jugendliche werden dazu gedrängt, in die Fussstapfen von Yahya Ayyash zu treten, der Drahtzieher hinter einer Welle von Selbstmordattentaten war, bei denen Hunderte Israelis getötet und verletzt wurden.
Seine Kenntnisse bei der Herstellung von Sprengkörpern brachten Ayyash den Spitznamen "Der Ingenieur" ein und machten ihn in den Augen vieler Palästinenser zu einem Helden. Der Bombenbauer wurde am 5. Januar 1996 von israelischen Sicherheitskräften getötet, die damit eines der blutigsten Kapitel des palästinensischen Terrorismus gegen Israel beendeten.
Zwei Jahrzehnte später wird dieser Erz-Terrorist immer noch als Held und Märtyrer verehrt. Sein mörderisches Vermächtnis und seine Person werden nicht nur von seinen Anhängern in der Hamas glorifiziert, sondern auch von der "moderaten", westlich geförderten Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und ihrem Führer Mahmoud Abbas.
Vor einigen Jahren entschied sich die PA, Ayyash zu ehren, indem sie eine Strasse in Ramallah nach ihm benannte. Das Strassenschild wurde in Ramallah in der Nähe des Hauptsitzes der PA aufgestellt, wo Abbas lebt und arbeitet. Darauf ist zu lesen:
"Yahya Ayyash, 1966-1996, geboren in Nablus, studierte Elektrotechnik an der Bir Zait Universität. Er war Mitglied der Kassam-Brigaden (des militärischen Flügels der Hamas) und wurde von Israel mit zahlreichen Bombenattentaten in Verbindung gebracht. Er wurde am 5. Januar 1996 von Israel in seinem Haus in Beit Lahia (im Gazastreifen) ermordet."
Diese Woche gingen die Palästinenser in die Sozialen Medien, um den Erz-Terroristen weiter zu verherrlichen, indem sie ihn als Identifikationsfigur darstellten und Jugendliche dazu drängten, seinem Vorbild zu folgen.
So starteten sie zum Beispiel auf Twitter ein Hashtag mit dem Titel "Be Like Ayyash." Die Kampagne ermuntert palästinensische Jugendliche, den Bombenbauer zu bewundern und seinen "Dschihad" (heiligen Krieg) gegen Israel gutzuheissen. Aktivisten posteten Videoclips, Lieder, Gedichte und Portraits, in denen Ayyash und sein Terrorismus gerühmt und gefeiert werden. Nach Auskunft ihrer Unterstützer zielt die Kampagne auch darauf ab, die Palästinenser mit den "menschlichen Qualitäten sowie den Führungsqualitäten" Ayyashs bekanntzumachen und sie an dessen "heldenhafte Taten" zu erinnern.
Es überrascht kaum, dass die Social-Media-Kampagne die Beachtung Tausender Palästinenser und Araber fand, die den zum Idol gewordenen Bombenbauer der Hamas mit Lob überschütteten. Ayyashs Ruf ist auf der Ermordung und Verstümmelung Hunderter Israelis gegründet, von denen die meisten unschuldige Zivilisten waren. Hätte er für Frieden und Gemeinschaft gekämpft, wäre Ayyash als "Verräter" verurteilt worden, und er wäre als "Defätist" und "Feigling" in die Geschichte eingegangen.
Dieser palästinensische "Ingenieur" wird nicht verehrt, weil er sein Fachwissen nutzte, um das Leben der Palästinenser zu verbessern. Er wird deshalb verehrt, weil er seine Ausbildung verwendete, um Bomben zu bauen und weil er Selbstmordattentäter aussandte, um Israelis zu töten.
Ein Aktivist bejubelte Ayyash als "Den Herrn der Menschen und des Mondes von Palästina." Und weiter sagte er: "Wir sind stolz auf dich, Falke der Kassam-Brigaden!"
Ein weiterer Aktivist postete: "Oh ihr Geschichtsbücher, merkt auf – der palästinensische Ingenieur lenkte den Weg der zionistischen Busse in Richtung Hölle um!" (ein Bezug auf die Selbstmordattentate auf israelische Busse).
Folgendes hatte ein weiterer Palästinenser über den Massenmörder zu sagen : "Yahya Ayyash ist ein Gedanke, und Gedanken sterben nicht. Auch wenn der Widerstand im Gazastreifen seine eigenen Waffen entwickelt hat, so hat der Bombenanschlag auf einen Bus doch eine ganz besondere Note!"
Scheich Yusef al-Qaradawi, Vorsitzender der Internationalen Union Muslimischer Gelehrter, stimmte in den Chor der Terror-Verherrlicher ein, indem er zum Andenken an den Todestag von Ayyash einen eigenen Post veröffentlichte. "Yahya Ayyash ist nicht tot", schrieb der führende islamische Gelehrte, der als geistiger Vater der Muslimbruderschaft gilt. "Er lebt im Bewusstsein von ganz Palästina. Die Moschee, aus der der mujahed (Krieger) Ayyash hervorging, bringt auch weiter neue Helden hervor."
Scheich al-Qaradawi hat in zweierlei Hinsicht recht. Erstens wurde Ayyash tatsächlich von einer Moschee "hervorgebracht". Die, die Ayyash kannten, beschreiben ihn als einen strenggläubigen Moslem, der viel Zeit in den Moscheen verbrachte, wo er zweifelsohne antisemitische Hasspredigten und Indoktrinationen von Predigern und Imamen zu hören bekam.
In genau diesen Moscheen lehrte man Ayyash, dass der Islam es Menschen wie ihm erlaubt, Bomben zu bauen und Selbstmordattentäter loszuschicken, um Busse in die Luft zu jagen. Diese Moscheen sind es auch, wo er lernte, dass das Beste, was ein gläubiger Moslem tun kann, das Vergiessen jüdischen Blutes ist.
Zweitens hat Al-Qaradawi recht, wenn er sagt, dass die Moscheen weiterhin "Helden" hervorbringen. Es stimmt, weil Aufhetzung und Antisemitismus nach wie vor eines der Hauptthemen in den Predigten der Freitagsgebete sind. Kinder und Jugendliche, die an den Gebeten in diesen Moscheen teilnehmen, werden mit der gleichen Rhetorik der Hass-Predigten gefüttert, wie sie ihr Held Ayyash in seiner Kindheit zu hören bekam. Demnach ist es keine Überraschung, dass die Moscheen im Westjordanland und dem Gazastreifen bis auf den heutigen Tag ununterbrochen neue Terroristen hervorbringen, von denen viele das Ziel haben, das zu werden, was Ayyash war – ein Massenmörder.
"Ayyash war zwar erst 29 Jahre alt, aber er wurde zu einer Legende, die die Herzen der Zionisten mit Angst erfüllte", verkündete ein weiterer Social-Media-Aktivist. "Er wurde zum Musterbeispiel eines Ingenieurs und zu einer Inspiration für kommende Generationen."
Die Führer der Hamas ihrerseits feierten den Jahrestag des Todes ihres Terroristen, indem sie die Hoffnung äusserten, dass junge Palästinenser ihn als ein Vorbild betrachten und in seine Fussstapfen treten würden. "Die Schüler von Yahya Ayyash sind die Hoffnung der Palästinenser", verkündete der Sprecher der Hamas, Hussam Badran. Er sagte, Ayyash stelle auch in Zukunft eine Inspiration für Jugendliche dar, die an dem Dschihad gegen Israel teilnehmen wollen.
Dass Ayyash Mitglied der Hamas war, hielt auch die rivalisierende Fatah-Fraktion mit ihrem Vorsitzen Mahmoud Abbas nicht davon ab, in die allgemeine Glorifizierungskampagne einzustimmen.
Zwar stimmt es, dass die Hamas und die Fatah rivalisieren und dass sie einander verachten. Wenn es jedoch darum geht, Israelis umzubringen, sind sie sich ganz und gar einig. Tatsächlich wäre es der Fatah lieber gewesen, wenn Ayyash aus ihren eigenen Reihen gestammt hätte. In diesem Fall hätte die Fatah (anstelle der Hamas) mit den von dem heissgeliebten Terroristen geplanten "heldenhaften" Anschlägen prahlen können.
Dennoch ist auch in den Augen der Fatah dieser Erz-Terrorist der Hamas ein Held, weil er Hunderte von Israelis tötete und verletzte. Auf einer ihrer Facebook-Seiten sagte die Fatah über Ayyash: "Revolutionäre sterben nie. Die Fatah verspricht auch künftig, unverändert an den Märtyrern und dem Weg von Yassir Arafat festzuhalten."
Daher werden auch trotz des doppelzüngigen Geredes der Fatah über eine Zwei-Staaten-Lösung und "Frieden" mit Israel Massenmördern immer noch hohe Ehren in den Ruhmeshallen der Fatah zuteil. Die Fatah weist ausserdem darauf hin, dass auch ihr ehemaliger Anführer, Yassir Arafat, diese Art von Terrorismus gegen Israel befürwortete. Diese Position dürfte für alle, die die Aussagen und Aktionen der Führer und Aktivisten der Fatah verfolgt haben, allerdings keine Überraschung darstellen. Schon immer war die Glorifizierung von Terroristen ein integraler Bestandteil der Fatah-Ideologie. Gerade erst feierte die Fatah den 52. Jahrestag ihres Bestehens mit einer Reihe von Facebook-Posts, in denen palästinensische Terroristen verherrlicht wurden.
Man könnte nun argumentieren, dass hauptsächlich das Fehlen einer Erziehung zum Frieden mit Israel auf palästinensischer Seite für das Scheitern des Friedensprozesses verantwortlich ist. Eine solche Einschätzung entspricht jedoch nicht ganz der Wahrheit. Die Wahrheit ist, dass die gleichen palästinensischen Kinder, die nicht zum Frieden mit Israel erzogen werden, stattdessen dazu erzogen werden, Israelis zu töten – und zwar so viele wie möglich. Die fortgesetzte Glorifizierung von Terroristen und die Ermutigung Jugendlicher, sich am Dschihad gegen Israel und die Juden zu beteiligen, ebenso wie die Feierlichkeiten zu Ayyashs Todestag, verdeutlichen diese Wahrheit. Wo, so fragt sich die internationale Gemeinschaft möglicherweise, sind die Stimmen der Palästinenser, die diese Erziehung zum pauschalen Massaker an den Juden ablehnen?
Ihre Stimmen werden von vielen europäischen Führern, die nach wie vor bequem ihre Geschäfte mit den immer noch wohlhabenden Mitgliedern der arabischen und muslimischen Elite tätigen, die diese Imame und Moscheen unterstützen, nur am Rande erwähnt. Jene europäischen Führer haben zu Unrecht die Vorstellung, dass, wenn sie Israel loswerden, es tatsächlich nur Israel sein wird. Sie erkennen nicht, dass Israel nur die Vorspeise ist. Sie denken, wenn sie den Forderungen der Moslems stattgeben, werden sie sicher sein. Was sie jedoch nicht verstehen – wie zuletzt in Frankreich, Deutschland, Schweden, Belgien und Grossbritannien – ist, dass sie die nächsten sein werden und dass das, was sie gesehen haben, erst der Anfang ist. Auf genau diese Weise haben die Moslems im Laufe einiger Jahrhunderte Persien und die Türkei, Südspanien, Nordafrika und den Grossteil Osteuropas übernommen.
Für alle, die den Frieden schätzen – einschliesslich vieler Araber und Moslems, die nicht unter terroristischen, islamischen Diktaturen leben wollen, aber mit Waffengewalt davon abgehalten werden, offen zu sprechen – sind die Vereinten Nationen derzeit der falsche, weil nämlich verseuchte, Ort. Sie wurde von der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) übernommen – 56 islamische Staaten plus Palästina. Sie ist jetzt der Sitz des Weltweiten Kalifats. Unterstützt wird sie von Diktatoren, Gewaltherrschern und den vielen europäischen Dhimmi-Führern (Dhimmi = nichtmuslimische "Schutzbefohlene"), die zusammen über eine permanente Stimmmehrheit verfügen und erst vor Kurzem mit der Neuschreibung historischer Fakten beschäftigt waren. Daraus kann einfach nichts Gutes entstehen. Länder, die ihre Freiheit lieben, sollten besser das Weite suchen.
Bassam Tawil lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten.