Wann immer der islamische Radikalismus nach einer Herrschaft des Grauens und der Angst besiegt wurde, folgen unter den gewöhnlichen Bürgern Szenen der Hoffnung und Befreiung.
Syrische Frauen verbrannten die Burkas, die zu tragen sie der islamische Staat gezwungen hatte, nachdem die IS-Kämpfer aus der Stadt Manbij vertrieben wurden. "Verflucht sei diese blöde Erfindung, die sie uns zu tragen zwangen", sagte eine Frau, als sie das Kleidungsstück in Flammen steckte. "Wir sind Menschen, wir haben unsere Freiheit".
Als die Tyrannei der Taliban in Afghanistan endete, tauchten auch die Gesichter der Frauen wieder auf den Straßen auf; und Männer, die von den Taliban gezwungen worden waren, Bärte wachsen zu lassen, strömten in Scharen herbei, um Rasiermesser zu kaufen.
Warum hat der Westen die Frage der Schwulenrechte unter dem Islam nicht aufgeworfen? Fragen Sie das LGBT-Establishment.
"Bekämpfen Sie den Nationalismus, der Mauern und Grenzen beschwört". Das war 2017 auf der Plattform von Rome Pride, der jährlichen Veranstaltung der italienischen LGBT-Bewegung, die zum "Widerstand" gegen den "Populismus" aufrief und Slogans wie "Make Italy Gay Again" rief. Doch wie das englische Magazin The Spectator bemerkte, "endet der Kampf um die Rechte der Homosexuellen an den Grenzen des Islam". Der islamische Staat weiß das sehr wohl, und sich den Slogan von Präsident Obama ausleihend, nachdem der Oberste Gerichtshof die gleichgeschlechtliche Ehe für legal erklärt hatte, verwendete ISIS den Hashtag #LoveWins. Islamische Rassisten lachen über unsere Schwäche.
Während des Sommers feierte die LGBT-Bewegung in diversen Städten im ganzen Westen zwei Wochen lang Märsche und Paraden für die "Rainbow Pride". Beim "Dyke March" in Chicago warfen die Organisatoren Marschierer raus, die Regenbogenfahnen mit dem jüdischen Davidstern trugen. Sie wurden als "beleidigend" für diesen "inklusiven" Anlass bezeichnet, obwohl Hunderte von schwulen Palästinensern in Israel Zuflucht gefunden haben.
Der große New York Pride March letztes Jahr wurde bloß ein weiterer Protest gegen Präsident Trump, zugunsten von Obamacare und Waffenkontrolle (erzählen Sie das mal den 49 Homosexuellen, die vom ISIS-Dschihadisten Omar Mateen im Pulse Club in Orlando ermordet wurden), und gegen die Einwanderungspolitik der Trump Administration. In Toronto wurde die Pride Parade von den Militanten der Black Lives Matter dominiert. In Minneapolis baten die LGBT-Marschierer die Polizeichefin Janee Harteau, dem Anlass fern zu bleiben.
Marschierer bei der San Francisco Pride Parade 2017. (Bildquelle: Pax Ahimsa Gethen/Wikimedia Commons) |
Das waren nur zwei gewöhnliche Wochen "LGBT-Widerstand" im liberalen und freien Westen. Was aber geschah jenseits seiner Grenzen, in den Ländern des Islam?
In Erdogans Türkei griffen Islamisten in Istanbul Schwule an. Tschetschenien inhaftierte und folterte Homosexuelle. Im Gaza-Streifen hat die Hamas Zivilisten und sogar andere Terroristen hingerichtet, die im Verdacht standen, schwul zu sein.
Westliche LGBT-Märsche haben keine einzige Flagge gegen Tschetschenien gehisst, noch Parolen gegen die Behandlung von Schwulen durch die venezolanischen Sozialisten geschrien, oder Proteste gegen die Ermordung von Schwulen im islamischen Staat abgehalten. Es gab keine Gesänge gegen Indonesien, das vor kurzem Homosexuelle auf der Straße ausgepeitscht hat, keine Streiks, um gegen die Morde an schwulen Bloggern und LGBT-Aktivisten aus Bangladesch zu protestieren, und keine Flashmobs gegen den Iran, der kürzlich 30 Homosexuelle bei einem nächtlichen Überfall verhaftet und einem "Sodomietest" unterzogen hatte.
Doch im Westen schrien die Demonstranten viele nützliche Parolen wie "No cops! No banks". Die Demonstranten verurteilten nicht, dass der Redakteur eines LGBT-Magazins in Bangladesch zu Tode gehackt wurde.
Bei diesen LGBT-Paraden wurde kein einziger Slogan gegen den ISIS-Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi gehört, der einen "Krieg gegen Schwule" erklärt hatte und dessen Henker an einem einzigen Tag neun Männer und einen Jungen wegen ihrer Homosexualität hingerichtet haben. ISIS-Kämpfer sind "jedem schwulen Mann auf der Spur". Aber bei der New Yorker Gay Pride Parade wurden Außenminister Rex Tillerson und Jared Kushner als "queer-basher" bezeichnet, während Chelsea Manning, das Idol der "fluid identity" gegen Amerika losdonnerte und offenbar vergessen hatte, dass Obama sie grosszügig begnadigt hatte.
Das LGBT-Establishment wurde anscheinend von einer politisierten Elite entführt, die sich wenig um die Rechte ihrer Brüder in der islamischen Welt kümmert. Wie Mark Steyn schrieb, nachdem der ISIS-Dschihadist Omar Mateen 49 Schwule in einem Nachtclub in Orlando ermordet hatte:
"Der größte Haufen schwuler Leichen, der sich jemals in der amerikanischen Geschichte angesammelt hat, und der schlimmste Terroranschlag auf amerikanischem Boden seit dem 11. September 2001, alle üblichen lärmenden LGBTQWERTY-Aktivisten sind plötzlich verstummt, als ob sie alle in den Schrank zurückgekehrt wären und sich in der fötalen Position zusammengerollt hätten".
Es ist jetzt an der Zeit, dass die LGBT-Aktivisten diese fötale Position aufgeben und für die Freiheit ihrer Brüder und Schwestern in der islamischen Welt kämpfen. Dafür würden sie auch Anhänger unter denjenigen finden, die sich im Westen gegen gleichgeschlechtliche Ehen aussprechen. Diese Schlacht wäre das Recht der Schwulen auf Leben, etwas, das im Westen vor langer Zeit erobert wurde, aber in vielen anderen Teilen der Welt immer noch in Frage gestellt wird.
Es ist wichtig, die tödliche Falle der klassischen liberalen Position des kanadischen Premierministers Justin Trudeau zu verstehen, der bei der Pride Parade in Toronto regenbogenfarbene Socken trug, die mit den arabischen Worten "Eid Mubarak" (ein traditioneller muslimischer Feiertagsgruß) bedruckt waren. Trudeau wünschte nur "glücklichen Stolz auf Allah", während viele muslimische Länder heute Homosexuelle verurteilen, wenn nicht gar ermorden.
"Nicht weniger als 40 von 57 Ländern oder Territorien mit muslimischer Mehrheit haben Gesetze, die Homosexualität kriminalisieren und Strafen vorschreiben, die von Geldstrafen und kurzen Gefängnisstrafen bis hin zu Peitschenhieben und mehr als 10 Jahren Gefängnis oder Tod reichen".
Wir müssen verstehen, dass, wie Milo Yiannopulous sagte, "als schwuler Mensch, die furchterregendsten Worte, die Sie jemals hören werden, "Allahu Akbar" sind.
Die schwulen Mode-Legenden Domenico Dolce und Stefano Gabbana sahen sich einem Boykott und einem Backlash an Kontroversen gegenüber, als sie sagten, dass sie sich gegen schwule "Heirat" und Adoption aussprechen, die künstliche Befruchtung als unnatürlich empfanden und glauben, dass Fortpflanzung "ein Akt der Liebe sein muss". Der italienische Teigwarenhersteller Barilla sorgte für Empörung, als sein Vorsitzender Guido Barilla sagte, er werde in seinen Anzeigen nur die "klassische Familie" darstellen. Aber LGBT-Aktivisten und Prominente haben noch nie einen Boykott der islamischen Regime gefördert, die ihre homosexuellen Bürger steinigen, exekutieren und inhaftieren. Warum organisieren sie nicht eine Kampagne zum Boykott iranischer, indonesischer, palästinensischer und türkischer Waren?
Der "LGBT-Widerstand" muss sich aus seinem "sicheren Raum" der westlichen "Rechte", der Selbstzufriedenheit, des moralischen Relativismus und der Sicherheit herausbewegen. Sie müssen für ihre verfolgten "unmoralischen" Kameraden kämpfen, die in der islamischen Welt jenseits der Grenzen der westlichen Freiheit schmachten. Ihr Schweigen fördert nur die gegen sie und andere gerichtete Intoleranz. Es geht nicht um Liberalismus, Freizügigkeit oder Toleranz. Es ist lediglich Blindheit, Relativismus und Feigheit.
Giulio Meotti, Kulturredaktor für Il Foglio, ist ein italienischer Journalist und Autor.