Etwas früher in diesem Jahr wurde der wild wortgewandte ungarische Premierminister Viktor Orbán für europäische Politiker zum roten Tuch. Seitdem hat sich Orbán davon, als Bedrohung der europäischen Werte gegeißelt zu werden, in den anerkanntesten Verteidiger der christlichen Identität seines Kontinents verwandelt.
In einem Europa, dessen zentrale politische Entscheidungsträger dem Multikulturalismus hörig zu sein scheinen, zeigen sich die Ungarn, nach Jahrhunderten der Invasionen und versuchten Invasionen, politischer Korrektheit gegenüber ungerührt immun. Selbst in ihrer Sprache lautet der umgangssprachliche Ausdruck, um mit der unverblümtesten Offenheit zu reden, "magyarul mondva", wörtlich: auf Ungarisch reden.
Während vor der Vollendung eines Grenzzauns - der solches Eindringen bis Ende Oktober praktisch zum Erliegen brachte - mehr als 400.000 vorwiegend muslimische Migranten illegal die Grenze nach Ungarn überschritten, hat es in der Weltpresse einen scheinheiligen Versuch gegeben die Wirklichkeit vor Ort entweder falsch darzustellen oder sie komplett auszulassen.
Die Verschleierung ernüchternder Wahrheiten, die in Ungarn - ironischerweise ein Staat, dessen Pressefreiheit unter Orbáns Führung kritisiert wurde - offen berichtet wurden, muss in migrationsfreundlichen Ländern wie Belgien, Schweden und Deutschland schwerwiegende langfristige Folgen haben, besonders was das Ausmaß angeht.
Die Hohe UNO-Flüchtlingskommission (UNHCR) verkündete am 2. November, dass die Zahl der Menschen, die allein im Oktober illegal nach Europa zogen (218.394), beinahe die Zahl derer in den Schatten stellt, die im gesamten Jahr 2014 kamen (219.000).
Die Zahlen, die selbst die Mitglieder des UNCHR schockierten, stellen die bis heute größte monatliche Einreise illegaler Migranten in die Europäische Union dar. Viele hatten offenbar das Gefühl, die am 22. September initiierte illegale Durchsetzung von Quoten, die darauf abzielt Migranten quer über die EU-Mitgliedsstaaten zu verteilen, hätte zumindest begonnen das Migrantenproblem der EU anzupacken.
Das Quotenschema, das sich darum drehte nicht einwilligende Mitgliedsstaaten dazu zu zwingen illegale Migranten aufzunehmen, ist in Wirklichkeit kläglich gescheitert. Einzig Schweden hat sich bisher direkt beteiligt.
Derweil haben die Überfahrten aus der Türkei auf die nahe gelegenen griechischen Inseln, der erste Schritt auf die sogenannte Westliche Balkanroute - derzeit der Hauptkorridor für illegale Migranten - noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht und nehmen zu. Da das Meer im Winter die Bedingungen im Mittelmeer schwieriger macht, wird die Reise offenbar verbilligt angeboten.
Für Beobachter, die Ungarisch sprechen, sind die Zahlen des UNHCR allerdings keine Überraschung.
In einer Rede vor dem Parlament seines Landes nannte Viktor Orbán am 21. September die Massenimmigration nach Europa ein "Invasion" und erklärte:
So etwas wie eine Winterpause wird es in Sachen illegaler Zuwanderung nicht geben ... Sieht man sich die Tabellen, Diagramme und Statistiken an - die oft frei zugänglich sind -, die uns Monat für Monat den Zustrom illegaler Migranten bis heute zeigen, dann ist das, was man weithin sieht, dass jedes Jahr die Hälfte der Migranten bis Anfang Oktober ankommen. Die andere Hälfte kommt zwischen Oktober und Ende Dezember.
Anders als seine europäischen Partner betrachtet Orbán die Ereignisse dieses Jahres nicht als nie da gewesene "Krise", sondern als Ergebnis einer steten und völlig vorhersagbaren Eskalation, die sich um den Widerwillen von Mitgliedsstaaten dreht die Außengrenzen der Union gegen Menschenschmuggel zu schützen, wozu sie gemäß des Schengen-Vertrags über Reisefreiheit verpflichtet wären.
Orbáns Anayse führte ihn zu dem Schluss:
Es wird keine Pause geben; wir sollten steigenden Druck erwarten. Es gibt keinen Grund für uns zu denken, dass Menschenschleuser ihre Angelegenheiten und die von ihnen ausgenutzten Routen dieses Jahr irgendwie anders organisieren als in früheren Jahren. Wenn diese Tendenzen maßgeblich bleiben, sollten wir genau das Gegenteil einer Winterpause erwarten und uns stattdessen auf eine zunehmende Flut an Menschen vorbereiten.
Während Ungarn einen südlichen Grenzzaun entsprechend der Vorgaben seines Premierministers und mit Beratung aus Israel baute, nannten Experten weltweit den Schritt sowohl unsinnig als auch kontraproduktiv.
Derzeit eröffnet Deuschland wöchentlich neue Asylantenunterkünfte; Ungarn löst die seinen auf.
Am 3. November stimmte Ungarns Parlament mit überwältigender Mehrheit für die Ablehnung der Auferlegung verbindlicher Quoten; damit ist der Weg für gerichtliche Schritte gegen die EU geebnet; das erfolgt in Übereinstimmung mit der linken, von Robert Fico geführten Regierung der Slowakei. Polen wird sehr wahrscheinlich nachziehen.
Viele politische Analysten sind der Meinung gewesen, dass Orbán das Migrationsproblem zynisch ausgenutzt hat, um seine abnehmende innenpolitische Beliebtheit zu stärken. Das könnte nicht falscher sein. Auch wenn Orbáns Umfragewerte 2014 in der Tat abglitten, stimmten im April Analysten gleichzeitig darin überein, dass seine nationale Konsultation zur Migration eine katastrophale Fehlkalkulation darstellte.
Das Warum ist leicht zu erkennen. Die Ungarn sind sich - nach dem Aufstand gegen die Sowjetunion 1956 - ihres historischen Status als wahre Flüchtlinge extrem bewusst. Einige staatliche Werbetafeln, die die landesweite Befragung begleiteten, wurden sogar verunstaltet, da die Befragung kernige Fragen zu den wahrscheinlichen Folgen der muslimischen Massenzuwanderung stellte, die die meisten Ungarn erst noch erleben mussten; mancher fand diese Fragen unangenehm.
Doch die öffentliche Meinung schwenkte nachdrücklich zugunsten Orbáns um, mit der Folge, dass Budapests Hauptbahnhof (Keleti pályaudvar) praktisch unter Besatzung stand.
Die Realität vor Ort an Ungarns internationaler Eisenbahn-Endhaltestelle musste man gesehen haben um sie zu glauben. Die Ungarn waren zahlenmäßig mit 200 zu 1 den vorwiegend jungen muslimischen Männern unterlegen. Diese Neuankömmlinge waren sporadisch in Gewalttaten verwickelt; sie randalierten angesichts vorbeikommender Kamerateams und hinterließen den Bahnhof übersät mit menschlichen Exkrementen.
Migranten lehnten die Kooperation mit Behörden ab, die sie in Notaufnahmelager bringen wollten, um den vorgeschriebenen EURODAC-Prozess zur Registrierung von Asylsuchenden zu durchlaufen; sie skandierten einstimmig "keine Fingerabdrücke". Frustriert begaben sich viele auf die Autobahnen nach Österreich, ein Schritt, der zur Schließung wichtiger Transporttrassen führte.
Anders als die Medien in Ungarn berichtete die internationale Presse wenig über den vollen Ernst der Ereignisse in Ungarn. Die internationale Presse versäumte es die Staaten von Österreich bis Finnland vor dem zu warnen, was in ihre Richtung unterwegs war. Journalisten konzentrierten sich stattdessen auf eine Hand voll anwesender Kinder, um eine rührselige Geschichte zu verkaufen.
Solche Berichterstattung führte dazu, dass Kroatien Ungarn "unmenschlichen" Umgang mit "Flüchtlingen" vorwarf, während Österreich überraschenderweise behauptete, Ungarns Verhalten erinnere an den Holocaust. Als die Migranten in diesen Staaten ankamen, ruderten beide Länder allerdings rasch zurück.
Während Ungarn wegen der angeblichen Fremdenfeindlichkeit und Orbáns Rhetorik gegeißelt wurde, schien niemand bedacht zu haben, dass vielleicht die Länder Europas, die die meisten Invasionen erlebt hatten, wussten, wie eine solche tatsächlich aussieht und das besser als die meisten anderen.
Viele derer, die Ungarn kritisierten, kamen auch nicht auf den Gedanken, dass die Ungarn vielleicht in dem auffälligen Bewusstsein, einst selbst Flüchtlinge gewesen zu sein, sich der Dankbarkeit, der Befreiung und Geduld mehr gewahr sein könnten, die das Verhalten eines echten Flüchtlings kennzeichnen.
Stattdessen war Ungarn mit aggressiven Wirtschaftsmigranten in Zahlen konfrontiert, die derart riesig waren, dass die Behörden praktisch in ihnen "versanken". Während die Migranten die Durchreise in Sozialstaaten forderten, die zu erreichen sie mit großen Summen bezahlt hatten, warfen sie Lebensmittel und Wasser zurück auf die ungarischen Beamten, die von den Medien der Welt für ihre Anstrengungen mit der Situation klarzukommen, angeprangert wurden.
Der Tiefpunkt der Berichterstattung der globalen Presse zu Ungarn wurde bei einer Verteidigungsmaßnahme erreicht, zu der Tränengas und Wasserwerfer gehörten, als der Staat am 16. September den Grenzposten Röszke für illegalen Grenzübertritt schloss. Die von den Weltmedien verkaufte falsche Story führte dazu, dass UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon Ungarn verurteilte.
Außerhalb des Landes wurde nicht erwähnt, dass Ungarns Polizei ausschließlich mit nicht tödlichen Mitteln zur Kontrolle von Menschenmengen reagiert hatte - auf diese griff sie erst nach einer dreistündigen Pattsituation zurück, bei der 20 Polizisten verletzt wurden, die den Versuchen die Grenzen des Landes gewaltsam zu stürmen Widerstand geleistet hatten.
Das auffälligste Versagen der Presse jedoch betrifft die Schlüsselfrage: Die EU-Grenzagentur Frontex bestätigte am 4. November, dass im Jahr 2015 bisher 800.000 Menschen illegal nach Europa gelangt waren, von denen jeder zwischen $1.000 und $5.000 an einen Menschenschleuser gezahlt hatte; wie kann diese gigantische Ausgabe - völlig außerhalb der Mittel echter Bewohner von Flüchtlingslagern in der Türkei oder Jordanien - finanziert werden?
Georg Spöttle, ein Arabisch sprechender deutscher Sicherheitsexperte mit Wohnsitz in Ungarn und einzigartigem Zugang zu den Geheimdiensten in beiden Ländern, hat die von den Migranten zur Durchquerung Europas genutzten Geldquellen untersucht. Er hat regelmäßig Golfstaaten, einschließlich Saudi-Arabiens und den Vereinigten Arabischen Emiraten, als die wahren Quellen der Gelder ermittelt.
Spöttle hat auch einige der Tausende Bilder und Videos untersucht, die man auf Mobiltelefonen fand, die von Migranten weggeworfen wurden, bevor sie nach Ungarn einreisten. Seiner Meinung nach können viele Bilder wahrscheinlich nur im Besitz von "entweder Sympathisanten des Terrorismus oder Terroristen selbst" gewesen sein.
Für andere Beobachter liegen die alarmierendsten Belege, die durch den Migrantenzustrom dieses Jahres aufgeworfen wurden, in der Natur der weggeworfenen Identitätsdokumente beim letzten Stopp auf der Westlichen Balkanroute, bevor die Migranten auf die Reisefreiheitszone der EU treffen.
In Serbien stieg der Preis für Sekundenkleber auf das Hundertfache, angesichts der Tatsache, dass er, verteilt man ihn auf der Fingerkuppe eines Menschen, vorübergehend erlaubt einen Abdruck gefälschter Fingerabdrücke auf einem biometrischen EURODAY-Scanner abzugeben.
Zu den vielen an der ungarischen Grenze weggeworfenen Dokumente gehören echte syrische zivile und militärische Identifikationspapiere, die ihren Inhabern automatisch für den Aufenthaltsstatus in Deutschland berechtigen würden. Das Handeln erscheint höchst ungeregelt: Entlang der Grenze verstreut wurden Serbische Identifikationspapiere, gültige schwedische Aufenthaltsdokumente, solche, die den Status als politischer Flüchtling durch Jordanien bestätigen und europäische Pässe gefunden.
Die einzige Schlussfolgerung, die aus solchen, an den Außengrenzen der EU gesammelten Belegen gezogen werden kann, so folgert Ungarns angesehenster Sicherheitsanalyst, lautet, dass sie auf das Verhalten der Absichten von Einzelpersonen hindeuten in Europa jihadistische Schläferzellen zu aufzubauen. Oder alternativ, dass viele vorbestrafte Muslime, die sich bereits in Europa befinden, die Migrantenkrise ausnutzen könnten, um sich komplett neue Identitäten zu verschaffen, bevor sie überall auf dem Kontinent untertauchen.
Die einzige Lösung für einen ständig zunehmenden Zustrom, zuerst aus dem Nahen Osten und dann, aus Orbáns Sicht, in noch größerem Umfang aus Afrika, besteht darin, Migrantenboote abzufangen und sicher an ihre Ausgangspunkte zurückzubringen. Am 11. Mai wurde diese "Rückführungs"-Politik allerdings von Federica Mogherini, der außenpolitischen Chefin der Europäischen Kommission, vollständig verworfen. Ihre Ankündigung könnte durchaus als der Funke gedient haben, der die nie da gewesenen Migrantenzahlen auslöste.
Orbáns Vorschlag einer kombinierten europäischen Anstrengung zur Überwachung des schmalen Wasserstreifens zwischen der Türkei und den nahe gelegenen griechischen Inseln ist von den Führern der EU zurückgewiesen worden. Als Ergebnis wird Hunderttausenden Menschen weiterhin gestattet illegal in die EU einzureisen, dank der neu gestärkten islamistischen Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Im Moment versucht er Brüssel zu nötigen der Türkei Schritt für Schritt die besonderen Eigenschaften einer tatsächlichen EU-Mitgliedschaft zu geben.
Ungarn, vielleicht um zu demonstrieren wie die vereinigte Grenzschutz-Initiative funktionieren könnte, nutzt bereits eine gemeinsame Kooperationstruppe, um seine eigene EU-Grenze zu verteidigen; dafür hat es in der Slowakei, der Tschechischen Republik und Polen lokale Partner gefunden.
Die Präsenz und Macht Mogherinis, deren Zuneigung zum politischen Islam beim Gatestone Institute bereits analysiert wurde, ist eine vernichtende Anklage des Anspruchs der Europäischen Union auf demokratische Legitimität.
Dank dessen, was viele als fundierte Unzufriedenheit mit der Massenimmigration in die EU empfanden, hat Europa bei den Wahlen zum Europaparlament 2014 eine deutliche Hinwendung zur politischen Rechten erfahren.
Im Gegenzug wurde eine konservative Europäische Kommission "gewählt" - aber dennoch ernannte sie Mogherini, eine frühere italienische Kommunistin, in die ranghöchste Position für den Grenzschutz in Europa. Egal, wie seine Menschen abstimmen, die Bindung der Institutionen der EU an ein innen wie nach außen grenzenloses Europa scheint ungebrochen zu sein.
Aus den Äußerungen in einer Rede, die Viktor Orbán am 31. Oktober in der Hauptstadt seines Landes hielt, wird jedoch klar, dass seine Geduld mit der EU endgültig erschöpft ist. "Europa wird verraten", sagte er auf einer christlichen Konferenz in Budapest. "Es wird uns weggenommen."
Tausende täglich in die EU verschickte Migranten, argumentierte Orbán, sind "kein Ergebnis von Unentschlossenheit", sondern das Produkt eines bewussten "linken" Komplotts, um die Bedeutung der souveränen Staaten Europas durch die Aushöhlung ihrer ethnischen Grundlagen einzuschränken.
Da die EU kein erkennbares Mandat dazu hat, laufen diese Bemühungen auf "Verrat" hinaus, sagte er. Dem müsse begegnet werden, indem die nationalen Demokratien sich ihrem Volk zuwenden. Geschieht das nicht, riskieren diese Völker den Besitz ihres Kontinents zu verlieren, außer es findet sofort eine europaweite Befragung zur Massenmigration statt.
Die nächste Migrantenwelle (50.000) soll nächste Woche an der österreichischen Grenze ankommen. Ein Streik auf den Fähren in Griechenland hat einen Rückstau verursacht, der sich jetzt seinen Weg durch den Balkan bahnt.
Nach Angaben von Björn Höcke von der populistischen Partei Alternative für Deutschland wird es bis Ende 2016 so viele männliche Muslime im militärverwendungsfähigen Alter geben (5,5 Millionen), wie es junge deutsche Männer in diesem Alter gibt.
Derweil drohte Libyen am 2. November Millionen Migranten aus Afrika nach Europa zu schicken, wenn die EU nicht ihre selbst ausgerufene (islamistische) Regierung anerkennt.