Die Gebeine des heiligen Denis, des Stadtheiligen von Paris, der im Jahr 250 während der brutalen heidnischen Christenverfolgung enthauptet wurde, liegen nördlich der französischen Hauptstadt in der Basilika, die seinen Namen trägt.
Die Kirche ist historisch bemerkenswert als erste maßgebende Arbeit der gotischen Architektur, ein von den Kreuzzügen beeinflusster Stil. Die Basilika wird heute selten als Pariser Wahrzeichen besucht, da sie innerhalb einer zutiefst islamisierten Enklave von Seine-Saint-Denis liegt.
"Ihr Christen, ihr tötet uns", waren die Worte des ISIS-Messerstechers, der die Kehle des 85-jährigen Pater Jacques Hamel aufschlitzte. Der alte Priester, der am Altar der Kirche von Saint-Étienne-du-Rouvray die Messe las - in nur drei Kilometer Entfernung vom Zentrum von Rouen in der Normandie - wurde am 25. Juli umgebracht, als die zwei Terroristen Nonnen als Geiseln nahmen. Die Terroristen wurden dann von der Polizei erschossen.
Am 5. August stellte Polizei einen Mann, der auf den Champs-Élysées, der berühmten Durchgangsstraße der französischen Hauptstadt "Allahu Akbar" [Allah ist der Größte] brüllte. Videoaufnahmen der Verhaftung zeigen Passanten: verschleierte Muslime, Touristen und vermutlich einheimische französische Männer und Frauen.
Beide Vorfälle, vergleicht man sie mit den jüngsten Massengewalttaten überall in Frankreich, einschließlich des Gemetzels im Bataclan-Theater am 13. November und den von einem jihadistischen Komplott verursachten Massenblutbad in Nizza am 13. Juli, deuten auf eine erschreckende Realität.
Trotz des Redens der Regierung von Premierminister Manuel Valls über die Abschaffung doppelter Staatsbürgerschaft für die Schuldigen von Terrorvergehen und der Schließung extremistischer Moscheen (20 der 2.500 mutmaßlichen Exremistenmoscheen wurden bisher geschlossen), sind die gewalttätigen Folgen des Jihadismus eine tagtägliche Realität und Sorge, die das Herz der meisten französischen Großstadtbezirke heimsuchen.
Mit 7,5% der Bevölkerung stellen gemäß einer Pew-Recherche Muslime in Frankreich die höchste Konzentration an Muslimen aller Länder in Europa.
Jahrzehnte lang sind diejenigen, die in einer Zeit der Geschichte, in der islamische fundamentalistische Doktrin weltweit anstieg, vor den unvermeidlichen Folgen der muslimischen Masseneinwanderung warnen, verleumdet, juristisch verfolgt, inhaftiert oder ermordet worden.
Da die Sicherheitsinfrastruktur sich inzwischen als unzulänglich erwiesen hat, um mit dem schieren Ausmaß des Enthusiasmus für Religionskrieg unter den in Frankreich geborenen Islamisten und denen, die - dank der EU-Politik der offenen Grenzen - in der Lage waren ins Land zu kommen umzugehen, nimmt die Bedrohung von Tag zu Tag weiter zu.
Nahe der Champs-Élysées, die vom Museum Louvre bis zum Arc de Triomphe verläuft, liegt die offizielle Residenz des Präsidenten Frankreichs.
Derzeit wohnt dort der Sozialist François Hollande, der die muslimischen Wähler stark hofierte, um 2012 an die Macht zu kommen. Viele Franzosen wünschen sich mit Blick auf die für April und Mai 2017 angesetzten Präsidentschaftswahlen, dass Marine Le Pen die neue Bewohnerin des Élysée-Palastes wird.
Le Pen führt den Front National, eine Partei mit enorm verstörenden Wurzeln seines antisemitischen Gründers Jean-Marie Le Pen (dem Vater von Marine Le Pen), der in der Folge des Anschlags im Bataclan die Rückkehr der Guillotine forderte.
Diese während der französischen Revolution berüchtigt gewordene Hinrichtungsform ging in Frankreich aufeinanderfolgenden Republiken voraus, die rigoros gegen die Einbeziehung religiöser Dinge in Politisches waren.
Bis vor ein paar Jahren schien das einzigartige Rezept für Säkularismus, wie es die Franzosen übernommen hatten, in der Lage zu sein die Assimilierung der wachsenden Zahl der Muslime zu garantieren, etwas, das sich durch kriminelle und terroristische Aktivitäten im Land als definitiv gescheitert erwies.
Die Menschen in Frankreich verbinden den Einfluss des Front National aufs Engste mit dem zunehmenden Auftreten des Terrorismus in Frankreich, angesichts der strikt ablehnenden Linie, die die Partei zu islamischen Immigration einnimmt.
In Reaktion auf das Massaker von Nizza, bei dem ein tunesischer Einwohner Frankreichs namens Mohamed Lahouaiej-Bouhlel einen LKW in Feiernde steuerte, die das Feuerwerk genossen, forderte die Parteichefin des Front National den Rücktritt des französischen Innenministers.
"In jedem anderen Land der Welt wäre ein Minister mit einer so grauenhaften Bilanz wie Bernard Cazeneuve - 260 Tote in 18 Monaten - zurückgetreten", fügte sie hinzu.
Marine Le Pen griff dann noch "dieselben alten, pathetischen Erklärungen" der französischen Regierung an, die jeder terroristischen Ausschreitung zu folgen scheinen - eine Lage, die Le Pen zu der Bemerkung brachte:
"Der Krieg gegen die Seuche des Fundamentalismus hat noch nicht begonnen, er muss jetzt erklärt werden. Das ist der große Wunsch der Franzosen und ich werde all meine Energie darauf verwenden, dass sie endlich gehört werden und die Notwendigkeit des Kampfes endlich in Angriff genommen wird."
In einem vielsagenden Schritt fiel der Präsident des Regionalrats von Nizza, Christian Estrosi, in den Chor der Regierungkritiker ein. Er bezweifelte, dass Frankreich trotz des bestehenden Ausnahmezustands die nötige Anzahl an Polizisten oder das Expertenwissen hat, um seiner Terrorbedrohung entgegenzutreten.
Nach einem Feuerwerk an Terror-Massakern, das am 7. Januar 2015 mit der Abschlachtung der Mitarbeiter der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo begann, ist das am stärksten von Terrorismus vernarbte Land Europas in andauernde Wellen der Trauer ausgebrochen. Heute, räumt das Magazin TIME ein, verwandelt sich diese Trauer in Wut.
Damit der Front National sich bei den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr als erfolgreich erweisen kann, wird er die andere rechtsgerichtete Kraft in Frankreich schlagen und zwei Abstimmungsrunden überstehen müssen.
Die Partei Union pour un mouvement populaire (UMP) wird vom früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy geführt, der nach Nizza aufschrie: "Jemand, der auf Franzosen schießt, jemand, der tötet, jemand, der Jihad will, hat in Frankreich nichts zu suchen."
Doch für viele trägt Sarkozy, der von 2007 bis 2012 Präsident Frankreichs war, beträchtliche Verantwortung dafür, dass die Bedingungen entstanden, unter denen Fundamentalismus in Frankreich Wurzeln schlagen und gedeihen konnte.
Wenn Le Pen sich letztlich als Siegerin der nächsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich erweisen sollte - einem Land, das sich zunehmend auf religiöse Dinge konzentriert, was von der sich radikal verändernden Demografie des Landes hervorgerufen ist - wird zweifellos eine enorme Veränderung in der politischen Richtung entstehen.
Das Wahlergebnis könnte den Anfang vom Ende der laïcité, dem lange bestehenden französischen Prinzip der strikten Unterbindung von religiösen Einflüssen in der Festlegung der Staatspolitik signalisieren.
Ein aufgehender Stern des Front National ist Marion Marechal-Le Pen, Marine Le Pens Nichte, die erklärt hat: "Christen müssen aufstehen und dem Islam Widerstand leisten." Die 26-jährige hat ihre Landsleute zudem gedrängt dem Militär beizutreten; sie fügte an: "Entweder wir töten den Islamismus oder er wird uns töten."
Als Reaktion auf das Massaker von Nizza sind 2.500 junge Franzosen der militärischen Reserve des Landes beigetreten.
Als konservative Katholikin, die für die "traditionelle Familie" eintritt, hat Marion Marechal-Le Pen wiederholt von der "wahren" französischen Identität gesprochen und gefordert, dass Muslime die im Christentum wurzelnden Werte übernehmen, heißt es bei der BBC.
Dass die französische Bereitschaftpolizei am 3. August einen Priester und seine Gemeinde aus der Kirche St. Rita in Paris zerrte, bevor diese wie geplant abgebrochen wurde, um einem Parkplatz zu weichen, führte bei Marine Le Pen zu einem Wutausbruch, einem Spiegel der Ansichten ihrer Nichte.
"Was wäre, wenn sie Parkplätze an der Stelle von salafistischen Moscheen statt unserer Kirchen bauen würden?", sagte sie.
Am 3. August zerrte französische Bereitschaftspolizei einen Priester und seine Gemeinde aus der Kirche St. Rita in Paris, bevor diese wie geplant abgerissen wurde, um einem Parkplatz zu weichen. Parteichefin Marine Le Pen vom Front National sagte wütend: "Was wäre, wenn sie Parkplätze an der Stelle von salafistischen Moscheen statt unserer Kirchen bauten würden?" (Bildquelle: TF Video-Screenshot) |
Man braucht nicht über die Szenen auf französischen Straßen zu spekulieren, die das Ergebnis ähnlicher Bilder wären, würde dieselbe Behandlung einem Imam und seiner Gemeinde zuteil.
Im belasteten Wunsch eine Art harmonischer Balance in einer zunehmend geteilten Nation zu schaffen, scheint eine neue Konzentration auf religiöse Minderheitenfragen in Frankreich wahrscheinlich.
Wie erfolgreich solche Bemühungen vermutlich sein werden muss allerdings abgewartet werden.