Was wäre geschehen, hätte der Stadtrat von Jerusalem dem italienischen Mafiaboss Totò Riina die Ehrenbürgerschaft verliehen und ihnen als "politischen Gefangenen" bezeichnet? Was wäre geschehen, hätte der Stadtrat von Tel Aviv eine Straße nach Giovanni Brusca benannt, dem Mafia-Schlächter, der den elfjährigen Sohn eines anderen Mafioso, der ihn betrogen hatte, entführte und folterte und dann die Leiche in Säure entsorgte? Die italienische Regierung hätte vehement protestiert. Für palästinensische Terroristen gibt es jedoch einen anderen Standard, da aus Sicht vieler italienischer Stadträte Terror gegen israelische Juden eigentlich gerechtfertigt ist.
In den propalästinensischen Referenzen des Bürgermeisters von Neapel, Luigi de Magistris, fehlte nur eines, die Ehrenbürgerschaft für einen palästinensischen Terroristen. Bilal Kayed ist alles andere als ein "Mann des Friedens". Er ist ein gefährlicher palästinensischer Terrorist, der wegen zweier Anschläge mit Schusswaffen und wegen der Planung und des (erfolglosen) Versuchs einen Soldaten zu entführen 14 Jahre in israelischen Gefängnissen verbrachte. Kayed ist jetzt neuer Ehrenbürger der Stadt Neapel.
"Das ist eine Entscheidung, die dem Image Neapels schadet", protestierte die neu gewählte Präsidentin der Union italienischer jüdischer Gemeinden, Noemi Di Segni. Inzwischen hat es der Stadtrat von Neapel abgelehnt dem Oberrabbiner von Jerusalem die Ehrenbürgerschaft zu verleihen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Bürgermeister De Magistris antiisraelische Militanz mit offenen Armen begrüßt. Neapel stellte einen Raum der Stadt für einen Dokumentationsfilm mit dem Titel "Israel, das Krebsgeschwür" zur Verfügung, der schändlicherweise israelische Soldaten mit Nazis gleichsetzt. Israels Botschafter in Italien, Naor Gilon, protestierte gegen die Filmvorführung und stellte fest: "Der Titel des Films, 'Israel das Krebsgeschwür', erinnert an die dunklen Zeiten in der italienischen und europäischen Geschichte, in der Juden zur Seuche erklärt wurden."
De Magistris erhielt im Gegenzug die "palästinensische Staatsbürgerschaft" aus den Händen der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und der Bürgermeister von Neapel revanchierte sich mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an PA-Präsident Mahmud Abbas. De Magistris unterstützte zudem die "Freiheitsflottille", einen Schiffskonvoi um dem Hamas-Regime im Gazastreifen Waffen zu bringen. Eleonora De Majo, eine Kandidatin auf der politischen Liste von De Magistris, nannte die Israelis zudem "Schweine".
De Magistris ist nicht der einzige italienische Bürgermeister, der offensichtlich palästinensische Terroristen schätzt. Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando verlieh Marwan Barghouti die Ehrenbürgerschaft; Barghouti ist ein palästinensischer Terrorist, der Anschläge einfädelte, durch die mehrere Menschen getötet wurden und der derzeit fünf lebenslängliche Haftstrafen in einem israelischen Gefängnis verbüßt.
Viele Straßen Europas sind mit den Namen palästinensischer Terroristen gepflastert. Die französische Stadt Valenton benannte eine Straße nach Marwan Barghouti; und ein paar Tage nachdem im Sommer ein Priester abgeschlachtet wurde, plante eine Gruppe französischer Städte Barghouti zu ehren. Städte wie Pierrefitte-sur-Seine haben ihm bereits die Ehrenbürgerschaft verliehen und ein Foto des palästinensischen Terrorführers wurde an der Front ihres Rathauses aufgehängt.
Barghouti war der Kopf des Anschlags im Seafood Market in Tel Aviv im Jahr 2002 und eines Massakers in Hadera, bei dem sechs Israelis getötet wurden; er ist ein Mann, den Europas Fernsehsender am liebsten mit in Handschellen gefesselten, erhobenen Armen zeigen. Er ist Europas Idol, ein Held, eine Ikone. Der Guardian veröffentlichte sogar ein Op-Ed Barghoutis, in dem er Unterstützung für die "Dritte Intifada" der Messerstecher- und Schusswaffen- und Auto-Anschläge zum Ausdruck brachte.
Die westliche Presse liebt Barghouti und versucht sogar ihn mit Nelson Mandela gleichzusetzen, sowohl in Artikeln wie "The Question of Barghouti: Is He a Mandela or an Arafat?"[1]; "A Mideast Mandela"[2] (Newsweek) und "A Nelson Mandela for the Palestinians"[3] (New York Times).
Zwanzig französische Städte, darunter Vitry-sur-Seine, La Verrière und Montataire, haben diesem Terroristen die Ehrenbürgerschaft verliehen und ihre Straßen mit seinem schimpflichen Namen gepflastert. Die Nationalgallerie Jeu de Paume in Paris war Gastgeber einer Ausstellung, die palästinensische Selbstmordbomber als "Märtyrer" bezeichnete. Die Ausstellung "Tod" der Fotografin Ahlam Shibli zeigte palästinensische Selbstmordbomber mit Bildbeschreibungen, die die jihadistische Agenda der Glorifizierung ihres Todes propagieren.
Bezons, ein urbanes Gemisch nur 10 Kilometer von Paris entfernt, war auch die erste französische Stadt, die zu den offiziellen Trägern ihrer Ehrenbürgerschaft den palästinensischen Terroristen Majdi Rimawi zählt, der die Ermordung von Israels Tourismusminister Rehavam Ze'evi im Jahr 2001 plante und ausführte. Er sitzt in einem israelischen Gefängnis und wurde mit einer Tafel verewigt, die 2013 von der Stadt Bezons erstellt wurde, die den Terroristen als "politischen Gefangenen" bezeichnet.
Der Bürgermeister von Bezons, Dominique Lesparre, hielt eine öffentliche Rede, in der er Rimawi als "Opfer" bezeichnete. Im von Bezons Rathaus ausgegebenen offiziellen Dokument mit dem Titel "Prisonnier et cityen d'honner"[4] wurde die Tatsache, dass Rimawi ein Mörder ist, nicht einmal erwähnt.
Es ist eine Schande und Ironie, dass Terroristen, die unbewaffnete und unschuldige Juden ermordet und ihre Ermordung befohlen haben, heute als Europas Friedensapostel gefeiert werden. Sie sind heute sogar die neuen Medienlieblinge.
Können Sie sich italienische oder französische Bürgermeister und Parlamentsmitglieder vorstellen, die eine Straße nach Mohamed Lahouaiej Boulel benennen, der am 14. Juli in Nizza mindestens 84 Menschen ermordete? Oder die Brüder Salah und Brahim Abdesalem für ihren Anschlag auf das Bataclan-Theater in Paris am 13. November 2015 ehren, bei dem 89 Menschen ermordet wurden? Oder Khalid Scheik Mohammed, der mit fast jedem Al-Qaida-Anschlag von 1993 bis 2003 in Verbindung steht?
Giulio Meotti, Kulturredakteur des Il Foglio, ist ein italienischer Journalist und Autor.
[1] Die Barghouti-Frage: Ist er ein Mandela oder ein Arafat?
[2] Ein Nahost-Mandela
[3] Ein Nelson Mandela für die Palästinenser
[4] Gefangener und Ehrenbürger