Die Zwiste kochten auf, als 17 Präsidialamtsbewerber auftraten. Scharfe Fragen, heftige Widerreden und Gelächter in Ohio fesselten Donnerstag gleichwohl 24 Millionen TV-Zuschauer. Ging es um die Außenpolitik, so empfahlen diese Republikaner eine Korrektur im Mittelostkurs: Nein zum Atompakt, Ja zu Israel und zur Wende gegen den "Islamstaat"; China und Russland. Laut Carly Fiorina wären die Cyberattacken von dort so destabilisierend wie Terrornetze aus Mittelost. Ted Cruz betonte, solange Präsident Obama nicht vom radikal islamistischen Terror rede, sei dieser gar nicht zu überwinden. Man könne nur einen definierten Feind besiegen.
Pakt im Globalkrieg
Wie um Fiorinas Rede zu erhellen, kam am Freitag auf, dass der Chef der al-Quds-Truppe al-Hajj Qasim Sulaimani ab 24. Juli drei Tage bei Präsident Putin in Moskau war, obwohl die Mächte den Iraner sanktionieren. Jihadis und Postkommunisten finden Gemeinsames. Teheran stärkt die Achse Beijing-Moskau. Im Kreml ging es um fünf zu liefernde Batterien der SS-300 Luftabwehrraketen. Sulaimanis Reiseverbot? Egal für Putin, obwohl er weiß, dass dieser laut General Stanley McChrystal den Tod hunderter US-Soldaten mit besorgte.
Mittwoch, den 5. August, warb Barack H. Obama an der Amerikanischen Universität in Washington für den Atompakt. Zornig stellte er Kritiker in die Ecke von Irans Hardlinern. Die würden "Gewalt favorisieren". Aber umgekehrt trifft dies auf ihn zu: er will "Frieden" erzwingen, ungeachtet konträrer Realitäten im Globalkrieg. Da er 2011 ohne Garantie Irak verließ, erlaubte er den "Islamstaat" und Iran als Gewinner. Der Preis seiner Multilateralität waren Zugeständnisse an Russen, Chinesen und Golfaraber. Letztere erhalten Waffen, sind aber innen sehr gefährdet, und ein Weg dafür, dass Amerika in die Konflikte gezogen wird.
Obama hat die Illusion, das Regime lege seine Natur ab, negiert Militärgewalt und meint "Pakt oder Krieg". Ein Kalter Krieg und Sanktionen sind möglich, bis Iran sein Verhalten ändert. Das lief gegen die Sowjets. In Iran fehlt 24/7-Aufsicht der Objekte. Bleibt Parchin geheim? Laut Obama hätten Inspektoren überall im Iran Zugang, selbst im Zwist. Schießen die sich den Weg frei? Er gibt 24 Tage im Streit (29 US-Forscher loben dies als "Aufschubgrenze"), wo viel zu vertuschen ist. Ein reiner Tisch steht an wie der Zugang zu Forschern. Beides lehnte Iran ab. Bis zum 17. September votiert der Kongress. Präsident Obama glaubt sein Veto sicher, obwohl Demokraten wie Chuck Schumer und Eliot Engel Nein sagten. Ihre Pendants haben wohl nicht 13 Stimmen von Demokraten im Senat und 44 im Haus gegen jenes Veto. Aber Amerikaner sind gegen den Pakt 2:1. Mittelostler rechnen mit Wettrüsten.
Sueskanal 1/3
So ein Rüstungswettlauf, wenn er sich nuklear gestaltet wie vielleicht in Kairo, Riyad und Ankara, würde nicht nur eine unstabile Region gefährden. Alle Welt wird betroffen, ob nun durch den Krieg gegen den "Islamstaat", der trotz des Jahres mit 6.000 Luftangriffen noch expandiert - und tödlich weiter die Christen verfolgt - durch erklärte und unerklärte Achsen oder den stetigen Zulauf aus Europa. Dort geht es um Raum für Menschen in Not, die bald auf Krisen in ihrer Heimat reagieren werden. Jüngste Anläufe, Probleme vor Ort wie durch einen neuen Sueskanal und Arbeitsbeschaffung zu lösen, sind zu vereinzelt - und gefährdet.
Doch scheint Licht im Tunnel. Ägyptens Präsident as-Sisi weihte am Donnerstag in al-Ismailiyya den Wasserweg ein, der nun ein Drittel parallel zum Sueskanal verläuft und um einige Stunden die übliche Passage vermindert. Erzeugt in einem Jahr für acht Milliarden Dollar, die auch Bürger in Staatsanleihen mobilisierten, soll er seine Jahreseinnahmen bis 2023 auf 13 Milliarden Dollar verdoppeln. Zwar sind diese Daten kritisch zu sehen, zumal die Globalkrise den Transport reduzierte. Doch ereilte das Land ein Auftakt, sich aus den Krisen nach der Lotus- und Korrekturrevolte 2011 und 2014 herauszuarbeiten. Nicht alle erfreut Abd al-Fattah as-Sisis Erfolg.
Dazu zählen nicht nur Muslimbrüder unter Islamisten, die am 28. Mai einen Brief von Gelehrten für die Wechselbäder mit Warten und Gewalt gegen das "mörderische Regime" absegneten, sondern auch im "Wilayat Sinai" Jihadis des "Islamstaats". Die nahmen wohl einen Kroaten als Geisel, um eine Islamistin frei zu pressen. Ob der Tod des Polizeioffiziers und die Verwundung seiner drei Begleiter zwischen Kairo und Fayum dieselbe Gruppe betrieb, steht dahin. Jedenfalls kommt der Nilstaat nicht zur Ruhe und Kairo tendiert dazu, über die Stränge zu schlagen und die Opposition im Land systematischer zu unterdrücken. Ebenso ist die Muslimbruder-Partei der Freiheit und Gerechtigkeit verboten worden. Viele spricht für unzufriedene Jugendliche.
In Kairo warb Außenminister John Kerry am 2. August um Vertrauen von Regierung und Volk im Kampf gegen den Terror. Sein Kollege Samih Shukri ergänzte, wenn dies nicht möglich sei, würden leider noch mehr Fehlgeleitete zur Gewalt und zu mehr Anschlägen getrieben. In der Tat, dies ist ein böser Teufelskreis, dem sehr schwer zu entkommen ist und der Rekruten für die Zweige des "Islamstaats" oder die anderer Islamisten liefert.
Trotz der Kritik gesellte sich das Weiße Haus diesmal an as-Sisis Seite. Gemeinsame Manöver "Bright Star" werden wieder aufgenommen, die Obama nach dessen Vorgehen gegen die Islamisten seines Amtsvorgängers Muhammad Mursi im August 2013 absagte. Eben trafen die acht F-16 in einer farbigen Demonstration über Kairo ein. Offenbar liefen gleichwohl erstmals der strategische Dialog mit Kairo weiter, der seit 2009 anstand, und Militärhilfe über 1,3 Milliarden Dollar. Dass der "Islamstaat" in Nordsinai, im Mittelmeer und im benachbarten Libyen derart expandierte, beunruhigt auch die Saudis, die vor einem ähnlichen Problem nicht allein im Wilayat "an-Najd" stehen. Der "Islamstaat" sandte am Donnerstag einen Suizidbomber in eine Moschee von Abha, wobei dort 15 Mitglieder der Speziellen Sicherheitskräfte getötet wurden. Weitere Attacken sind "für die Teilnahme an der US-geführten Koalition" angedroht.