Obwohl Papst Franziskus vor dem Kongress allgemein blieb, wurde allen klar, dass er die Verbrechen der Jihadis des "Islamstaats" beklagte, als er zur entschiedenen Aktion aufrief. Dies tut jetzt Präsident Putin in Syrien. Jedoch greift er für Präsident al-Asad ein, diesen Autokraten. Wie in der Ukraine, sucht Wladimir P. Putin vollendete Tatsachen. Er nimmt damit auch Europa aus Mittelost in die Zange. Präsident Obama blieb nichts, als ihn Montag zu treffen. Das läuft wie Freitag zum Dinner mit Präsident Xi, den Obama allein bat, Cyberangriffe zu stoppen. Halten sich Beide an nette Bitten? Nach Zögern und Fehlansätzen gehen Obama wirksame Optionen aus.
Putin nimmt sich syrischer Belange an. Seit dem 30. September greift die Luftwaffe dort an. Ob Präsident Obama, wie Kanzlerin Merkel, Präsident Putin nicht provozieren will?
Russische MIG-23 des al-Asad-Regimes: Ähnliche Maschinen setzt Moskau nun in Syrien ein, um al-Asad zu helfen. (Foto: Alexey Goral/Wikimedia Commons) |
Der Kreml baut die Achse mit Beijing, Teheran, Damaskus und Bagdad. Israels Premier Netanjahu war bei Putin, um sein Land vor jähen Wenden zu sichern. Das Weiße Haus, das 2013 die Initiative in Mittelost verlor, zeigte sich überrascht, da Irak Geheimreports zum "Islamstaat" an Moskau, Damaskus und Teheran liefert. Amerika, das 3.500 Militärs als Berater im Irak hat, wird aus der Region gedrängt. Dies folgt aus jener Achse, dem Atompakt und den Jihadis im Auftrieb, die ihre Rekruten aus 100 Ländern auf 30.000 verdoppelten. Ideell führte Präsident Obama selten, zumal er den Islamismus ignorierte, mithin global keine effektive Allianz sowie Strategie und Taktik fand. Er beendet die 25 Jahre der Globalära in Mittelost, als Amerika dort noch in seiner Hauptrolle anführte.
Putin hingegen mag keine Islamisten. Laut Iraks Militär und der New York Times gingen Freiwillige, 2.400 Russen und 3.000 Asiaten, zum "Islamstaat". Jihadis waren in Moskau unbeliebt, da sie hinter Konflikten in Mittelasien und Anschlägen in Russland standen. Demografisch tickt eine Zeitbombe, die Putin bremsen will. Zum einen eröffnete er Mittwoch die größte Moskauer Kathedralen-Moschee mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. Zum andern kann er den syrischen Vorstoß als Kampf gegen Terror dartun: Terroristen des "Islamstaats" rekrutieren auch in Russland, wogegen sich Muslimführer wenden. In der UN schiebt er jene "Großachse" vor, sucht aber eigene Ziele zu realisieren. Er war längst nicht mehr isoliert und bedarf Amerika nicht. Wo passend, wird er aktiv, hält vorerst an al-Asad fest, bootet Amerika aus und spaltet Europa.
Hilfsruf
Solche Zeichen der Zeit sprach Papst Franziskus indirekt an und appellierte an die UN. Nach Stopp in Kuba, kam er vom 22. bis 27. September von Washington über New York nach Philadelphia. Dieses Licht des Franziskus erbaute schon bedrängte Kubaner, wo Mauern einzufallen beginnen, wie vor 25 Jahren bei Ost- und Westdeutschen. Der Glanz des Papstes ereilte den Kongress, die Vereinten Nationen, wo Kanzlerin Merkel mit ihrem Jet Lag kämpfte, trauernde 9/11-Opfer und Familien, die sich in den Philadelphia trafen. Angela Merkel fragte Samstag Mark Zuckerberg, ob Facebook an den Hass-Posts arbeite. Sie bejahte vor der UN die Agenda 2030, die bis dahin die absolute Armut beseitigen soll.
Da alles Päpstliche die hauptsächlichen Fernsehsender übertrugen, geschah zweierlei: Amerika nahm Besinnungsurlaub im zerstrittenen Alltag und nicht nur 70 Millionen Katholiken des Landes besannen sich ihrer judäo-christlichen Traditionen, die der Papst vor dem Kongress ansprach, zumal er wie Benjamin Netanjahu zuvor auf das Bildnis von Moses in der Kongresskammer verwies. Franziskus schloss andere Gläubige wie Muslime ein, die ihren Vertreter im 9/11-Museum zu einer kurzen Ansprache stellten.
Zweitens lebte er eine Besinnung auf die Grundwerte multi-perspektivisch vor. Freude, Familie und Güte speziell auch für Bedürftige vermehrte Strahlen der kräftigen Bilder. Wer sah in Amerika je so viele Jugendliche direkt, aber auch in den Metros, Parks und Straßen über Handys dem Papst folgen oder seinen Reden und schönen Messen lauschen?
Wahlkampf
Der frühere Neurochirurg Benjamin S. Carson sorgte für Wirbel, zumal er nun selbst gegen Hillary R. Clinton 49:42 gewänne. Er beging einen Fehler, erhält aber dafür viele Spenden. Am 21. September meinte er, der islamische Glauben stimme nicht mit der Verfassung überein. Kein Muslim könne Präsident sein: Die Scharia laufe dem Grundgesetz zuwider. Deren Anhänger erklärten, ihre Religion sei ein großer Teil ihres öffentlichen Lebens und das passe nicht zur Verfassung. Es sei anders, wenn er offen die Scharia ablehne und so ein Leben führe. Er könne in den Kongress, abhängig wer er und wie sein Kurs sei.
Alles wäre anders, hätte Carson statt "Muslim" nur "Islamist" gesagt, also alle Extremen gemeint, die Islamismus als globale Ideologie der Unterwerfung nutzen. Laut Kanzlerin Merkel finde Islamismus statt, wo unter Berufung auf die Religion Gewalt angewendet oder dazu aufgerufen werde, andere zu unterwerfen. Nicht zu rechtfertigen sei, Gewalt im Namen der Religion. Sie hat auch recht: die übergroße Mehrheit der Muslime sei vom Generalverdacht zu beschützen; aber auch Gewalt im Namen des Islams zu bekämpfen.
Aber was trennt Muslime und Islamisten? Muslime hegen Fünf Säulen des Islam: die Glaubensformel ash-Shahada, fünf tägliche Gebete as-Salat, Almosen für Arme az-Zakat, Fasten im Ramadan, as-Saum, und Pilgern nach Mekka, al-Hajj. Doch sind Fünf Säulen des Islamismus nach Hasan al-Banna, Gründer der Muslimbruderschaft: "Allah als unser Ziel, der Koran als unsere Verfassung, der Prophet als unser Führer, Jihad als unser Weg, und Tod in Allahs Willen als unser höchstes Ziel." Der Historiker Daniel Pipes erinnerte daran am 29. August. Ja, Trennwände zwischen Glaube und Ideologie gerieten fließend. Doch der Begriff "Islamismus" kam weit vor 1900 auf, eine Theorie davon 1917 und die Muslimbruderschaft als Resultat der deutsch-osmanischen Jihadisierung des Islam 1928. Carson sollte seine Hausaufgaben tun, sonst wiederholt er einen Hauptfehler Präsident Obamas.