Am Mittwoch gab ein russischer General in Bagdads US-Botschaft eine Note ab: seine Militärflieger starten in einer Stunde in Syrien und Amerikas Piloten sollten den Raum meiden. Obwohl sich die Präsidenten Obama und Putin noch am Montag in New York trafen, war das Weiße Haus überrascht. Wie in der Ukraine samt Krim schaffte Putin Tatsachen. Vorerst kämpfen Rotsternjets nahe der Basen Tartus und al-Ladhaqiyya, keine Jihadis des "Islamstaats", sondern al-Asads Feinde, die Washington aufbauen sollte.
Am selben Tage mittags, den 30. September, tagte der UN-Sicherheitsrat. Außenminister Kerry war erregt, wie Moskau noch das al-Asad-Regime stützen könne, auf dessen Konto eine viertel Million Tote gingen, was al-Asad durch seine Nein einleitete, Protestierenden freie Wahlen zu erlauben. Laut John Kerry begann so alles. Das ist viel zu kurz gegriffen.
Zwar war des Kremls Einfall in Syrien seit 5. September absehbar. Doch begann alles, als die Sowjets 1955 in Mittelost Klienten fanden, auch in Syrien Hafiz al-Asads linkes Baath-Regime. Über 30 Jahre währte dessen Macht, die er seinem Sohn Bashshar vererbte. Sie führten Kriege gegen Israel - und in Syriens Ruin, das noch nicht seine pro-Nazi Elite erkundet hatte, als das den Sowjets ähnliche Regime folgte. Wer will Syrern verübeln, 2011 freie und demokratische Wahlen zu fordern? Kerry beging zwei Fehler: er lud die Russen gegen den "Islamstaat" ein und bejahte al-Asad noch als Übergangsregent.
Dem Kreml geht es kaum um den "Islamstaat". Er erhält al-Asad samt Militärbasen. Nach dem Zerfall des Sowjetreichs, an dem Algerien, Libyen, Ägypten (-1970), Sudan, Irak, Syrien, Jemen und die Palästinenser als "Progressive" hingen, blieb dort der Roten Armee nur Syrien. Die kritische Ära des Ost-West-Tauziehens um Mittelost endete. Dort war ein Sieger des Kalten Kriegs als Hegemon übrig, eine demokratische und technologische Macht. Die Uhr der Auto- und Theokraten begann, abzulaufen, wie Saddam Husain im Golfkrieg sah, der Kuwait 1991 räumen musste. Seine Macht jedoch durfte er behalten.
Fehler im Weißen Haus bildeten weniger Interventionen, die unvermeidbar und kurz gerieten. Hätte Irak 1991 Kuwait behalten sollen wie nun Russland die Ukraine? Nein, der Eingriff kam rechtens. Dann, 2003, stolperten Amerikaner in die fremde Kultur. Wer in der Freien Welt aufwächst, sieht wohl weniger Folgen der Mischideologien aus "-ismen" der Nazis, Sowjets und Islamisten. Umgekehrt, manche leiten linke Ideen an: "Amerika als Bully, der besser daheim bleibt." Ist es ihnen recht, dass der Kreml anführt?
Abdriften
Präsident Obama vor der UN: größere Nationen dürften kleineren nicht ihren Willen auf-zwingen. Und Unrechtregimes? Der Kalte Krieg meinte doch, denen mutig zu begegnen. Dies hieß, den Sowjetblock auch aus Mittelost zu drängen, wo er mit den Linksmodellen schwere Schäden anrichtete. Rüstungswettlauf, Kriege und harte Regimes der Opression folgten. Wie in Osteuropa, erbrachten sie Unmenschlichkeit. Wie dort, wandten sich Mittelostler vom "gottlosen Osten" ab und oft wieder ihrem Islam zu.
Islamisten lösten aber wenig, erklärten den Globalkrieg. Seit der Globalära 1990 blieb Amerika die funktionierende Vormacht. Nun lädt es jene Regimes in den Klub mit ein, die es 60 Jahre auch in Mittelost bekämpft hat. Wäre Moskau demokratisch, stünde es anders. Aber es erhält einen Tyrannen, ist auf Gegenkurs zu den Demokratien in einer neuen totalitären Achse mit Iran, Irak und China. Dies ist ein Rezept für Kollisionen.
Präsident Obama meinte Freitag, den 2. Oktober, al-Asad sei noch an der Macht, da die Russen und Iraner ihm halfen. Einwand: was tat der Westen? Wenig, denn er besänftigte Iran wegen des fragwürdigen Atompakts und lies ihm freien Lauf in Syrien und Irak. Da Amerika garantielos aus Irak 2011 abzog, füllte der "Islamstaat" Lücken. Diesmal zahlen Völker in Mittelost und Europa auch durch Flüchtlingskrisen für dies zu lange Versagen.
Zu Mittelost erklärte Präsident Obama am 28. September vor der UN, den Extremismus angehen zu wollen, da dieser zu viele "unserer Jugendlich anstecke". Ein Teil der Arbeit sei, dass Muslime jene zurückweisen, die den Islam verdrehen, Intoleranz fördern und Gewalt predigen. Hingegen sollten Nichtmuslime die Ignoranz abweisen, "die Islam mit Terror gleichsetzt (Applaus)." Dies ist ein Kardinalfehler Barack H. Obamas, der seit Amtsantritt versäumt, die Religion Islam von der Ideologie des Islamismus zu trennen.
Erkennt er die totalitären Stränge, die den Rest-Kommunismus in Russland und China wie die Islamisten in deren jüngsten Achsen prägen? Wer dies weiß, würde wohl nicht noch Moskau wieder zurück in Mittelosts Kriege einladen, um das dortige Chaos zu lösen. Die Frage, die Moderaten gegen Putins Jets zu schützen, ließ Obama offen.
Unklarheiten
Er findet keine effektive Gegentaktik. Der Begriff "Extremismus" ist zu vage. Obama verkennt die jüngsten 100 Jahre Islamismus wie eine Natur der Islamstaaten von Sunniten und Schiiten. Der Präsident sagt, wer "Tod für Amerika" rufe, schaffe keine Jobs. Glaubt er ernstlich, Theokraten liege dies am Herzen? Er hält noch an der Idee moderater Oppositioneller (Islamisten) in Syrien fest, die er eine Weile zuvor Illusion nannte. Wäre ihm der Islamismus bewusster, gäbe es keine so tiefe Spaltung mit Israel.
Vor der UN sprach Israels Premier Netanjahu nur zehn Minuten zu Themen, die nicht den expansiven Kurs Irans samt Atompakt betrafen. Aber in der halben Stunde dazu zeigte er Donnerstag, den 1. Oktober, Gefahren an. Ihm hörte Außenminister Steinmeier zu, der Ja zum Atompakt sagte. Aber er hat diesen nicht unterzeichnet, denn es gibt gar keine Signaturen darunter. Eine frei schwebender Text mit tiefen Folgen. Was bewegte ihn wohl, als der Premier fragte, ob im Forum jemand für Israel eintrete und fast eine Minute gewartet hat? Berlin beging mit dem Atompakt einen Hauptfehler seit 1945.